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Hast du noch genug Geld zum Sparen?

4 Min
In "Ökonowie" schreibt Elisabeth Oberndorfer wöchentlich, was im Wirtschaftsstandort Österreich so vor sich geht.
© Illustration: WZ / Katharina Wieser, Assets: Adobe Stock;

Den Österreicher:innen geht langsam die Lust am Sparen aus – oder das Geld. Auch wenn das Finanzwissen so hoch ist wie nie zuvor, gibt es noch immer Hürden bei der finanziellen Vorsorge.


    • Trotz steigender Sparbeträge sind viele Menschen mit ihrer finanziellen Vorsorge unzufrieden und fühlen sich unsicher.
    • Die Gen Z zeigt das höchste Finanzwissen und ist am risikobereitesten bei der Geldanlage, bevorzugt aber weiterhin Sparkonten.
    • Die Sparquote liegt mit 11,7 Prozent unter der empfohlenen Marke, viele haben zu wenig Geld oder Wissen zum langfristigen Anlegen.
    • Durchschnittlich 320 Euro pro Monat werden gespart
    • Nur 39 % sind mit ihrer Sparsumme zufrieden
    • 38 % geben an, zu wenig Geld für Vorsorge zu haben
    • Sparquote liegt bei 11,7 %, empfohlen werden 20 % des Einkommens
    Mehr dazu in den Infos & Quellen

Geht es der Wirtschaft gut, geht es uns allen gut? Dieser Spruch ist zwar umstritten, doch das persönliche Leben und die Wirtschaft hängen tatsächlich stark zusammen. Aktuell ist das beim privaten Konsum zu beobachten, der, wie berichtet, steigt und damit zumindest leicht die Konjunktur ankurbelt. Laut den Ökonom:innen hält uns die hohe Inflationsrate nicht davon ab, Geld auszugeben. Anlässlich des Weltspartags letzte Woche geben zwei Studien nun einen Einblick in unser verändertes Sparverhalten. Sie zeigen, dass viele Menschen trotz hoher Sparquote mit ihrer finanziellen Vorsorge unzufrieden sind.

Mehr Sparen, weniger zufrieden

Durchschnittlich 320 Euro pro Monat legen wir zur Seite, geht aus der Sparstudie 2025 der Erste Bank hervor, an der 1.370 Personen teilnahmen. Obwohl der Betrag in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist, sinkt die Zufriedenheit damit. Nur 39 Prozent sind mit der Summe zufrieden. Gerda Holzinger-Burgstaller, die Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Österreich, führt diese Entwicklung auf die durch steigende Preise verursachte Unsicherheit zurück.

Die finanzielle Situation dürfte sich auch bei vielen privaten Haushalten zugespitzt haben. „Ich habe zu wenig Geld für finanzielle Vorsorge“, sagen 38 Prozent der Befragten in der Uniqa Finanzvorsorge Studie 2025, für die 3.262 Personen befragt wurden. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 29 Prozent. Der Zeitaufwand und das fehlende Wissen sind weitere Hürden, die es erschweren, sich um die finanzielle Vorsorge zu kümmern.

Tatsächlich bleibt uns angesichts der hohen Lebenshaltungskosten immer weniger für private Ausgaben und fürs Sparen übrig: Das real verfügbare Einkommen, also der Betrag, der nach Abzug der Fixkosten verbleibt, sinkt laut den aktuellen Konjunkturprognosen dieses Jahr um 0,4 bis 0,7 Prozent und soll im kommenden Jahr nur leicht steigen.

Finanzaffine Gen Z

Was beide Umfragen zeigen: Das Bewusstsein für finanzielle Vorsorge wächst. Laut der Erste-Umfrage ist Sparen für 80 Prozent aller Altersgruppen wichtig, bei der Gen Z sind es sogar 85 Prozent. In dieser Generation wird auch das Finanzwissen am höchsten eingestuft: 52 Prozent verfügen über gutes bis sehr gutes Wissen. Bei den Babyboomern sind es hingegen nur 38 Prozent. Auch die Uniqa-Studie zeigt einen Aufholbedarf bei der finanziellen Bildung: Hier liegt das gefühlte Finanzwissen über alle Altersgruppen hinweg bei 31 Prozent. Das sorgt für Verunsicherung: 43 Prozent der Befragten machen sich häufig Gedanken über ihre finanzielle Situation. Für die Hälfte von ihnen ist das belastend.

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Wie wir Geld zur Seite legen

Die Gen Z ist mit 39 Prozent die am ehesten risikobereite Altersgruppe bei der Geldanlage, der Durchschnitt liegt laut der Erste-Sparstudie bei 24 Prozent. Trotzdem ist das Sparkonto bei den jungen Menschen mit 80 Prozent noch ein beliebtes Mittel. Bei den Anlageformen sind Aktien mit 81 Prozent bei der Gen Z am beliebtesten, gefolgt von ETFs mit 59 Prozent. Von allen Befragten haben mittlerweile 38 Prozent Wertpapiere, 24 Prozent investieren in Gold und andere Edelmetalle und zwölf Prozent in Kryptowährungen. Eine Anlageform, die in den vergangenen Jahren signifikant gewachsen ist, ist das Sparen zu Hause oder in einem Tresor: 23 Prozent der Befragten legen ihr Geld auf diese Weise zurück, vor zehn Jahren waren es noch 8 Prozent.

Wir sind so gut informiert wie nie zuvor, wenn es um unsere persönlichen Finanzen geht, und suchen immer häufiger nach Alternativen zum Sparbuch. Und doch gibt es laut Umfragen immer noch viele Menschen, die zu wenig Zeit, zu wenige Informationen oder schlicht zu wenig Geld haben, um langfristig anzulegen. Deshalb dürfte die Sparquote im nächsten Jahr sinken. Dabei liegt der aktuelle Durchschnittswert von 11,7 Prozent bereits unter den Empfehlungen: 20 Prozent des Einkommens gelten als Faustregel.

Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.


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Infos und Quellen

Daten und Fakten

  • Der durchschnittliche monatliche Sparbetrag liegt laut einer Umfrage der Erste Bank bei 320 Euro.
  • Die Gen Z ist bei der finanziellen Vorsorge digitaler und risikoaffiner als die älteren Generationen und legt das Geld nicht nur aufs Sparkonto, sondern auch in Wertpapiere an.
  • Auch wenn junge Menschen ihr Finanzwissen höher einschätzen, haben 31 Prozent der 18- bis 29-Jährigen laut einer Uniqa-Studie keine Zeit, sich mit Vorsorge zu befassen.
  • Die Kaufkraft und die Sparquote sinken laut aktueller Konjunkturprognosen in diesem Jahr.

Quellen

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