Es klingt nach einer simplen Frage: Willst du Kinder? Doch für viele Frauen ist sie alles andere als leicht zu beantworten.
Ein kühler Herbsttag. Sieben junge Frauen sitzen rund um einen Tisch beim Heurigen. Es wird geyappt, es wird gescherzt, es wird gelacht. Dann die Frage: „Mädels, wie schaut’s aus? “ Wollt ihr eigentlich mal Kinder haben?“ Ruhe. Grübeln. Abwägen. „Babies sind schon ur süß“, sagt die eine. Es wird genickt. Und ich merke, wie die Blicke schwerer werden, bei jenen, wo der 30er immer näher rückt.
Fragen poppen vor meinem geistigen Auge auf: Was passiert mit meinem Job? Kann ich mir eine Pause leisten? Will ich in den Spiegel schauen und mich in einem völlig neuen Körper wiederfinden? Wie viel Freiheit bleibt? Und was, wenn ich tatsächlich allein mit der Verantwortung dastehe? Nach langem Abwägen (ich habe Glück und bin die Letzte in der Runde, die die Frage beantworten soll) lautet meine Antwort: Ich wäre gerne Vater, nicht Mutter. Nicken am Tisch. Weil jede weiß, was ich damit meine.
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Wenigstens etwas
Juhu, eine Errungenschaft – ich freue mich ehrlich sehr, dass ich in einem Jahrhundert geboren bin, in dem es als Frau nicht meine einzige Aufgabe ist, ein Kind eingepflanzt zu bekommen, es zu gebären und großzuziehen.
Liebe Männer, liebe Väter, bitte nicht angegriffen fühlen! Ich weiß aus sehr vertrauter Quelle, nämlich von meinem eigenen Vater, wie großartig Männer in ihrer Rolle als Vater sein können. Wie sehr sich Väter aufopfern können, schlaflose Nächte bestreiten, eine neue Form der Geräuschbelästigung erfahren müssen, Windeln wechseln, wie anstrengend die ersten Jahre des Nachwuchses für Elternteile sind.
Aber fairerweise: Die Startbedingungen sind nicht gleich. Biologisch hängt ein Neugeborenes an seiner Mutter, man muss keine Hebamme sein, um zu wissen, dass Babys auf die Welt gebracht werden und gestillt werden müssen. Mein Hirn rattert weiter. Eine Geburt!!! Mein Körper würde sich verändern. Für immer.
Dazu die Gesellschaft: Ein cooler Vater ist ein Superheld, eine coole Mutter ist, naja, halt eine Mutter, das ist ja wohl das Mindeste. Stattdessen vielleicht noch die Frage: „Und wie machst du das jetzt mit deiner Karriere?“
Oh ja, Karriere … Die macht halt dann erstmal der Vater. Der kann ja dann später noch in Karenz gehen und wir balancieren unsere Rollen aus. Oder?
Kurz gesagt: Ich wäre lieber in der Situation, mir zu überlegen, ob ich Vater werden möchte, und nicht Mutter. Als weiblich gelesene Person muss ich die Kinderfrage viel genauer durchdenken: Job, Körper, Freiheit, Geld, Partnerschaft. Männer können sich da Zeit lassen, noch später spontan entscheiden. Recht habt ihr! Erstmal leben, Erfahrungen sammeln und dann schauen, wohin es euch treibt. Lebemänner!
Und liebes Zukunfts-Kind, falls du das hier irgendwann lesen solltest: Bitte versteh mich nicht falsch. Es wird hoffentlich eine tolle Erfahrung sein, dich auf die Welt zu bringen. Und da sich bis dahin (zumindest in meiner Wunschvorstellung) ein paar Gesellschaftsnormen noch ändern, wird man die verschiedenen Rollen ja vielleicht managen können.
Ich setz mal auf die Hormone, die mir noch einschießen werden – aber hey, als Mutter kann ich immerhin den Titel „Supermom” bekommen, wenn ich es schaffe, meinem Mann den Rücken freizuhalten.
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Infos und Quellen
Genese
WZ-Autorin Nora Schäffler fragt sich, ob sie mal Kinder kriegen möchte.
Daten & Fakten
- Laut Statistik Austria liegt das Durchschnittsalter bei Erstgeburten bei über 31 Jahren, Frauen bekommen heute später Kinder als noch vor einer Generation.
- Die Väterbeteiligung an der Karenz ist rückläufig: Laut AK-Studie sank sie von 20,5 % (2017) auf 16,7 % (2021). Auch der Rechnungshof bestätigt, dass trotz Fördermaßnahmen immer weniger Väter Kinderbetreuungsgeld beziehen.
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