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Inflation unter zwei Prozent: Wird jetzt alles wieder gut?

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Die Inflationsrate liegt im September mit 1,8 Prozent auf dem niedrigsten Wert seit Februar 2021.
© Illustration: WZ, Bildquelle: Adobe Stock

Die extremen Preisanstiege sind vorbei und wir nähern uns dem Wert, den die Europäische Zentralbank als optimale Inflationsrate definiert hat. Die Entspannung bekommen wir aber nur langsam zu spüren.


Eine Eins an erster Stelle der Inflationsrate, das haben wir zuletzt im Februar 2021 gesehen. Im September sank die Teuerungsrate laut vorläufiger Schätzung auf 1,8 Prozent, im August waren es noch 2,3 Prozent. Damit pendelt sich Österreich auf den Wert von 1,8 Prozent in der Eurozone ein, nachdem die Preise in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stärker gestiegen sind als im Euroraum. Wir nähern uns also dem Inflationsziel von zwei Prozent. Aber was heißt das genau?

Was das Inflationsziel bewirken soll

Zwei Prozent ist für die Europäische Zentralbank der Richtwert einer ausgewogenen Preisentwicklung: „Das vorrangige Ziel ist die Gewährleistung der Preisstabilität, die Erhaltung der Kaufkraft des Euro“, erläutert die EZB dazu. Wenn die Preise stabil sind, haben Menschen und Unternehmen mehr Vertrauen bei Ausgaben und Investitionen. Und diese Preisstabilität soll laut den Berechnungen der Zentralbank bei einer Jahresinflation von zwei Prozent erreicht werden.

Auch wenn die Preise in den nächsten Monaten nicht mehr als zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen, dauert es noch, bis das Ziel tatsächlich erreicht wird. Für das Jahr 2024 rechnet die EZB mit 2,5 Prozent Inflation, 2025 mit 2,2 Prozent. Erst 2026 wird laut der EZB-Prognose die Jahresinflation unter zwei Prozent liegen. In Österreich dauert die Entwicklung etwas länger: Nach 7,8 Prozent im Jahr 2023 rechnet das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) in seiner jüngsten Prognose für das Gesamtjahr 2024 mit einer Inflation von 3,4 Prozent. 2025 soll der Wert auf 2,5 Prozent zurückgehen und erst 2027 2,0 Prozent erreichen. Den deutlichen Unterschied zwischen Österreich und der Eurozone erklären die Ökonom:innen vor allem mit Preissteigerungen bei Dienstleistungen, die wiederum auf die Lohnerhöhungen zurückzuführen sind.

Waren und Dienstleistungen bleiben auf hohem Niveau

Dass die Preise nicht mehr so extrem steigen, bedeutet für Verbraucher:innen Entspannung in der Geldbörse. Zu beachten ist dabei allerdings, dass die starke Inflation der vergangenen drei Jahre viele Waren und Dienstleistungen auf ein hohes Niveau getrieben hat, auf dem sie wohl bleiben werden. Rückgängig sind dieses Jahr laut der WIFO-Prognose nur die Energiepreise mit einem Minus von 1,8 Prozent. Das bedeutet: Die Geldentwertung geht weiter. Die verhaltene Konsumstimmung bei den Österreicher:innen trägt laut WIFO auch dazu bei, dass die Wirtschaftsleistung dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge sinken wird.

Drei statt zwei Prozent?

Es wird außerdem noch dauern, bis die neue Zinspolitik der EZB Wirkung zeigen wird. Mit hohen Zinsen sorgte die Zentralbank dafür, dass Ausgaben und Investitionen zurückgehen – und damit langfristig auch die Teuerungsraten. Nachdem das Inflationsziel mittlerweile greifbar ist, setzt die EZB auf Zinssenkungen. Dadurch werden Kredite und Finanzierungen wieder günstiger und sowohl Privatkonsum als auch Investitionen in der Industrie sollen wieder steigen.

Übrigens ist das Zwei-Prozent-Ziel selbst umstritten. Der Wert aus den 1970er-Jahren gehöre auf drei Prozent erhöht, fordert etwa Olivier Blanchard, ehemaliger Chefökonom des Internationalen Währungsfonds. Die EZB will vorerst aber daran festhalten. Wir müssen uns also noch gedulden, bis sich die Preise und die Wirtschaft stabilisieren.

Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.


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Infos und Quellen

Daten und Fakten

  • Die Inflationsrate liegt im September mit 1,8 Prozent auf dem niedrigsten Wert seit Februar 2021.

  • Auch in der Eurozone liegt die Inflationsrate mittlerweile unter zwei Prozent und damit auf Kurs für das Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank.

  • In Österreich wird die Inflation dieses Jahr von 7,8 Prozent auf 3,4 Prozent sinken.

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