Politische Lösungsvorschläge liegen immer noch nicht auf dem Tisch, die Beteiligten vertrauen auf eine militärische Lösung. Die Krise ufert mit direkter Beteiligung des Iran aus. Die Region steht in Flammen.
Nachtschwarzer Himmel über Tel Aviv, heulende Sirenen, Lichtflecken am Himmel, die einem Funkenregen gleichen. Dann: Detonationslärm. Es sind gespenstisch anmutende Szenen, die der US-amerikanische TV-Sender CNN auf seiner Website zeigt. Der Iran hat einen Großangriff mit Raketen auf Israel gestartet, doch zum Glück hält der Abwehrschild stand. Noch. Es gibt kaum Verletzte, eine Person im Westjordanland wird getötet.
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Leben in permanenter Angst
Mit Israel ist eine ganze Nation seit dem traumatisierenden Überfall der Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 zu einem Leben in Angst verurteilt. Junge Mütter, alte Menschen, Kinder geraten in Panik, wenn die Luftschutzsirenen heulen, Millionen gehen in Bunkern und Schutzräumen in Deckung, damit sie nicht von herabfallenden Trümmern getroffen werden. Die jüngste iranische Attacke war bereits der zweite große direkte Angriff Teherans auf Israel und Israel hat einmal mehr Vergeltung angekündigt. Dazu kommt, dass der Norden des Landes permanent von der Hisbollah mit Raketen beschossen wird und unbewohnbar ist.
Gaza, ein Friedhof und Trümmerfeld
Seit dem 7. Oktober 2023 finden die Menschen in Israel keinen Frieden mehr. Es quält sie auch die Sorge um die verbliebenen Geiseln in den Händen der Hamas und die Sorge um Angehörige, die im Gazastreifen gegen die Hamas oder im Libanon gegen die Hisbollah kämpfen müssen. Die seelischen Verwüstungen sind enorm.
Ein physisches Trümmerfeld ist der Gazastreifen, wo es kaum noch einen unbeschädigten Häuserblock gibt. 41.500 Menschen − eine Zahl, die von palästinensischer Seite genannt und von der UNO für realistisch gehalten wird − sind im Zug der israelischen Militäraktion zur Auslöschung der Hamas bisher ums Leben gekommen. Es sind unvorstellbare Tragödien, die sich hier jeden Tag abspielen. Dazu kommen die israelischen Angriffe auf Hisbollah-Stellungen im Libanon und in Beirut, die auch dort zahllose Zivilist:innen zur Flucht zwingen.
Kein Plan für eine politische Lösung
Ein Plan, wie der Konflikt friedlich gelöst werden könnte, liegt nicht vor. Israels Premier Benjamin Netanjahu will die Sache ausschließlich militärisch „bereinigen“. Die Hamas soll in einem Ausmaß zerschlagen werden, dass sie in Zukunft nie wieder in der Lage ist, Israel gefährlich zu werden. Die Hisbollah soll so geschwächt werden, dass die Dörfer im Norden Israels wieder gefahrlos bewohnbar werden. Expert:innen melden Zweifel an, dass den Israelis das tatsächlich langfristig gelingen wird.
Eine politische Lösung scheint unumgänglich, das wissen auch die mit Israel verbündeten USA, doch sind Washingtons Einflussmöglichkeiten auf Netanjahu mehr als beschränkt. Ein möglicher US-Präsident Donald Trump wird den Weg zum Frieden in Nahost auch nicht ebnen. Ein Jahr nach dem Terrorangriff auf Israel breitet sich der Nahost-Flächenbrand ungehindert aus. Löschfahrzeuge sind nicht in Sicht.
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Infos und Quellen
Daten und Fakten
Was am 7. Oktober 2023 geschah: Um 6.29 Uhr Ortszeit registrierte die israelische Armee, dass tausende Raketen aus dem Gazastreifen auf israelische Gemeinden nahe der Grenze abgefeuert wurden. Israels Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ (Eiserne Kuppel) war dem Ausmaß des massiven Beschusses bald nicht mehr gewachsen. Zur gleichen Zeit stürmten Hamas-Kämpfer – laut der islamistischen Palästinenserorganisation 1.200 Mann – mit Motorrädern, Pickups und sogar Motor-Gleitschirmen über die Grenze. Mit Sprengstoff und Bulldozern durchbrachen sie die Befestigungsanlage zwischen dem Gazastreifen und dem Süden Israels und griffen fast 50 verschiedene Orte an, darunter Kibbutzim, israelische Armeestützpunkte rund um den Gazastreifen, die Stadt Sderot und das Nova-Musikfestival. Mehr als 1.200 Menschen wurden getötet, 251 von der Hamas entführt.
Papst Franziskus hat für den 7. Oktober, den Tag des Hamas-Angriffs, zum weltweiten Fasten und Beten für den Frieden aufgerufen.
Der palästinensische Menschenrechtsaktivist Issa Amro und seine Organisation Youth Against Settlements erhalten einen der Right Livelihood Awards, auch bekannt als Alternative Nobelpreise. Die Stockholmer Right Livelihood Stiftung begründete ihre Entscheidung am Freitag mit deren „standhaftem, gewaltfreien Widerstand gegen die illegale Okkupation durch Israel“.