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Kurbelt Taylor Swift auch die Wiener Wirtschaft an?

4 Min
Die Preise für Hotelzimmer sind um 88 Prozent höher als in den Wochen vor und nach den Stadion-Auftritten von Taylor Swift.
© Illustration: WZ, Bildquelle: Adobe Stock

Teure Hotels, Anreise und Freizeitausgaben: 152 Shows in 54 Ländern – die „Eras“-Tour hinterlässt ökonomisch betrachtet Spuren. Doch wie nachhaltig sind die „Swiftonomics“?


Der unbestritten größte Popstar der Gegenwart kommt Anfang August zum ersten Mal nach Wien; drei Mal spielt Taylor Swift im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion. Wer in der Swiftie-Filterblase gefangen ist, weiß: Die Fans reisen oft weit, um die Sängerin zu sehen – oder folgen ihr sogar über zahlreiche Stopps auf ihrer Welttournee. Das hat auch einen wirtschaftlichen Impact: Swiftonomics – also Swift-Ökonomie – wird das Phänomen in den englischsprachigen Medien beschrieben. Aber was genau macht Taylor Swift mit der Wirtschaft?

Was die Fans von Taylor Swift ausgeben

Den Diskurs über Swifts Einfluss auf die Wirtschaft startete der renommierte Ökonom Paul Krugman im Sommer 2023, als die Tour in den USA startete: „Ist Taylor Swift unterbezahlt?”, fragte der Kolumnist damals in der New York Times. Die Preise für Konzerttickets sind jedenfalls im dreistelligen Bereich. Allein in den USA soll die Eras-Tour laut einer Marktanalyse von QuestionPro Research fünf Milliarden US-Dollar einnehmen, zwei Milliarden davon kommen von den Ticketverkäufen, der Rest sind Konsumausgaben der Konzertbesucher:innen. Pro Person werden durchschnittlich 1.300 US-Dollar ausgegeben, heißt es in der Schätzung. Das fällt auch den Finanzinstitutionen auf: Die US-Notenbank hielt im Juni 2023 fest, dass Taylor Swift in Philadelphia für den höchsten Umsatz in der Hotelbranche seit Beginn der Pandemie gesorgt hat.

Auch international hat Taylor Swifts Tournee Spuren hinterlassen: In Singapur sorgte die Regierung vorab dafür, dass das Land der einzige Stopp in Südostasien sein wird. Die sechs Auftritte brachten laut Schätzungen bis zu 400 Millionen US-Dollar ein, was 0,2 Prozent der lokalen Wirtschaftsleistung im ersten Quartal entspricht. Der exklusive Deal hat sich offenbar ausgezahlt. In Großbritannien, wo Swift im Juni zehn Konzerte spielte, führen Analyst:innen einen Teil der Inflation auf die 34-jährige Künstlerin zurück. Die „Swiftflation“, die man vergangenes Jahr eigentlich in den USA erwartet hatte, kommt offenbar in Großbritannien an. Wie sehr die britische Wirtschaft profitieren wird, wird sich erst nach den weiteren Terminen im Sommer zeigen.

Hotels in Wien um 88 Prozent teurer

Welchen Effekt Swift in Wien haben wird, dafür gibt es bereits erste Indikationen. Die Preise für Hotelzimmer sind laut einer Marktstudie von Lighthouse um 88 Prozent höher als in den Wochen vor und nach den Stadion-Auftritten. Damit ist Wien auf Platz vier der Liste mit den höchsten Preisdifferenzen, in Warschau sind die Unterkünfte sogar um 154 Prozent teurer. Wien Tourismus beobachtet den Hotelmarkt mit dem sogenannten Nachfrageindex, der die Verfügbarkeit, Preise und Auslastung berücksichtigt. Diese Kennzahl erreicht mit den Swift-Konzerten einen Höchstwert in diesem Jahr, auf ähnlichem Niveau ist der Index aber auch bei Coldplay, die wenige Wochen später ebenfalls im Happel-Stadion spielen, sowie internationalen Kongressen.

„Der Nachfrageindex veranschaulicht, dass Großkongresse, aber auch Entertainment-Events wie die Konzerte von Taylor Swift und Coldplay einen positiven Einfluss auf die Auslastung des Wiener Hotelmarktes haben und für Preisstabilität in der Destination sorgen. Unmittelbare Auswirkungen sehen wir also bei der Zimmerauslastung”, erklärt Marie-Therese Tropsch, stellvertretende Unternehmenssprecherin von Wien Tourismus. Vergangenes Jahr blieben laut Tropsch Wien-Gäste durchschnittlich zwei bis drei Tage in der Stadt. Wie viel Geld die Besucher:innen der Wien-Konzerte mit rund 170.000 verkauften Tickets wirklich hierlassen, lässt sich noch nicht beziffern.

Kurzfristiger Wirtschaftsaufschwung

Die internationalen Erfahrungswerte zeigen, dass Taylor Swift tatsächlich Einfluss auf die Wirtschaftsleistung und Preise hat. Langfristig werden diese jedoch nicht ein, da die Tour nur wenige Tage eines Wirtschaftsjahres ausmacht. Aber auch anderweitig kurbelt Swift, die dieses Jahr erstmals in der Forbes-Liste der Milliardär:innen zu finden ist, den Konsum und die Preise an: etwa durch den Verkauf unterschiedlicher Tonträger-Varianten ihres aktuellen Albums. Die Swiftonomics lassen also in erster Linie Swifts Vermögen wachsen und weniger die Weltwirtschaft.

Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.


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Infos und Quellen

Gesprächspartnerin

  • Marie-Therese Tropsch, stellvertretende Unternehmenssprecherin von Wien Tourismus

Daten und Fakten

  • Taylor Swifts Eras-Tour brachte in den USA Schätzungen zufolge fünf Milliarden US-Dollar Konsumausgaben ein.

  • Die Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft waren bisher vor allem in Singapur und Großbritannien zu sehen.

  • In Wien erreicht der Nachfrageindex für Beherbergungen während Swifts Besuch den Höchstwert 2024.

Quellen

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