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Wie verändert sich der österreichische Arbeitsmarkt?

3 Min
Ein Balkendiagramm der Arbeitslosenzahlen in Österreich zwischen September 2022 und September 2023
Anders als in anderen Euro-Ländern steigt die Arbeitslosenquote in Österreich derzeit wieder an.
© Illustration: WZ

Die Arbeitslosenquote hat den bisher höchsten Wert des Jahres erreicht. Doch es herrscht weiterhin Fachkräftemangel. Gibt es ein Erfolgsrezept für einen sicheren Job?


Die österreichische Wirtschaft schrumpft, und das macht sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar: Im September waren 4,8 Prozent mehr Menschen arbeitssuchend oder in Schulungen als im Vorjahreszeitraum. Die Arbeitslosenquote – sie beschreibt den Anteil der Arbeitslosen an den Erwerbstätigen – stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent. Es ist laut Zahlen des Arbeitsmarktservice Österreich der bisher höchste Wert in diesem Jahr.

Doch nicht überall steigt die Arbeitslosenquote, in der Eurozone erreichte sie im September mit 6,4 Prozent den bislang niedrigsten Wert seit Einführung der Währungsgemeinschaft, in Deutschland liegt sie aktuell bei drei Prozent. In Österreich wird sich der Abwärtstrend so schnell nicht ändern, informiert AMS-Sprecher Mathieu Völker: „Auf Grundlage der vorhandenen Prognosen gehen wir von einer weiteren leichten Steigerung der Arbeitslosigkeit noch zumindest im nächsten Jahr aus.” Die heimischen Wirtschaftsforscher:innen rechnen mit einem weiteren Schrumpfen der Wirtschaftsleistung bis Jahresende. 

Arbeitgeber wollen Kündigungen vermeiden

Der Arbeitsmarkt habe sich trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen bisher als robust erwiesen, sagt Völker: „Die Gründe dafür liegen einerseits in der Demographie und andererseits in der Tatsache, dass Betriebe derzeit ungern Mitarbeiter:innen kündigen, da sie befürchten, bei wirtschaftlicher Erholung keine mehr zu finden.“ Auch wenn sich die Zahl der dem AMS gemeldeten offenen Stellen auf rund 106.000 im September reduziert hat, sei dies immer noch ein hoher Wert im Vergleich zu vor der Pandemie.

Welche Branchen sind von der Arbeitslosigkeit am meisten betroffen? Den stärksten Anstieg verzeichnete das AMS in der Baubranche mit 8,8 Prozent, in der Warenproduktion mit 8,6 Prozent und in der Beherbergung und Gastronomie mit 5,1 Prozent. Im Gesundheits- und Sozialwesen waren hingegen nur 3,2 Prozent mehr Menschen arbeitssuchend. Für den Fachkräftemangel gibt AMS-Sprecher Völker keine Entwarnung: „Der Konjunkturabschwung mag die Anzahl der offenen Stellen reduzieren, der Fachkräftemangel wird dadurch aber wohl nur leicht abgeschwächt.“

Gewinner und Verlierer am Arbeitsmarkt

Bei der Veränderung der Arbeitswelt sieht der Arbeitsmarktexperte vier Faktoren: „Sie wird digitaler, flexibler, internationaler und ökologischer werden. Insbesondere die Digitalisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz könnte einige Wirtschaftszweige und Berufe stark verändern.“ Branchen, in denen es auch in Zukunft große Nachfrage nach Fachkräften geben wird, sind laut Völker unter anderem die IT-Branche, Pflege und sogenannte Green Jobs – Berufsfelder im Bereich Klimaschutz. Wie kann man sich auf diese Veränderungen vorbereiten? „Die Entscheidung, welche berufliche Laufbahn man einschlägt, ist eine höchst individuelle Frage, die von Interessen, Neigungen und Fähigkeiten abhängt“, erklärt AMS-Sprecher Völker.

Chancen steigen mit höherer Ausbildung

Eine Erfolgsformel für eine Karriere mit Zukunft gebe es demnach nicht: „Absolute Sicherheit gibt und gab es nie, aber eine möglichst hohe Ausbildung ist immer noch der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit.“ Das zeigen auch die Zahlen des AMS: Die Arbeitslosenquote bei Personen mit tertiärem Abschluss (Universitäten, Fachhochschule und Hochschule) lag 2022 bei 2,5 Prozent, bei Personen mit Lehre bei 5,5 Prozent und bei Personen mit maximal Pflichtschulabschluss bei 19,4 Prozent.


Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.

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