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Dreht sich die Wirtschaft bald im Kreis?

3 Min
Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, den Lebenszyklus von Produkten zu verlängern und Abfall zu reduzieren.
© Illustration: WZ

Ressourcenschonende Produktion, verantwortungsvoller Konsum: Die EU will mit der Kreislaufwirtschaft klimaneutral werden. In Österreich arbeitet eine Task Force daran, die Industrie bis 2030 zu transformieren.


Eine runde Sache. So könnte man das Konzept der Kreislaufwirtschaft simpel bezeichnen. Doch so einfach ist es nicht: Damit Wirtschaft und Konsum nachhaltiger werden, braucht es Innovation und neue Prozesse, die bisher nur langsam umgesetzt werden.

Ein langer Lebenszyklus für Produkte

Die Kreislaufwirtschaft könnte man auch als Gegentrend zur Wegwerfgesellschaft sehen. Gemeint sind damit ein System, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Ziel ist es, dass der Lebenszyklus von Produkten verlängert und Abfall reduziert wird. Aus einem Rohstoff entsteht ein Produkt, dieses wird nach Verwendung, Wiederverwendung oder Reparatur richtig entsorgt, aus dem Abfall werden neue Materialien entwickelt und daraus Neues produziert. Hier schließt sich der Kreis.

Die EU sieht die Förderung dieses Wirtschaftsmodells als einen Schlüssel auf dem Weg zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. In Österreich hat das Umweltministerium vergangenes Jahr eine Kreislaufwirtschaft-Strategie erarbeitet, die im Dezember 2022 vom Ministerrat beschlossen wurde. Zu den darin festgehaltenen Zielen zählt die Reduktion des Ressourcenverbrauchs: Der Material-Fußabdruck, also der heimische Rohstoffverbrauch, soll bis 2050 auf sieben Tonnen pro Kopf pro Jahr sinken. 2017 lag dieser Wert laut dem Ministerium noch bei 33 Tonnen.

Österreichs Weg zur Kreislaufwirtschaft

Eine weitere Kennzahl der Kreislaufwirtschaft ist die Zirkularitätsrate, diese drückt den Anteil der wiederverwendeten und in die Wirtschaft zurückgeführten Materialien (also etwa Abfall) am gesamten Materialverbrauch aus. In Österreich lag die Zirkularitätsrate 2021 laut Eurostat bei 12,3 Prozent, die Regierung will den Wert bis 2030 auf 18 Prozent steigern. Der materielle Konsum in Privathaushalten soll sich in diesem Zeitraum um zehn Prozent verringern.

Wie realistisch sind diese Ziele? „Durchaus erreichbar – jedoch bestimmt nicht, wenn wir uns ausschließlich auf Abfalltrennung und Recycling beschränken“, betont Karin Huber-Heim, Geschäftsführerin des Circular Economy Forums: „Die Ziele sind nur mithilfe neuer Geschäftsmodelle wie Mieten oder Sharing und dem Einsatz von modularem Design, Reparatur, Wiederverwendung oder Instandsetzung erreichbar.“ Wie die meisten Industrieländer befinde sich Österreich hier noch am Anfang. „Doch immerhin haben wir eine Kreislaufwirtschaftsstrategie, die es durch politische Rahmenbedingungen und Anreize in Taten umzusetzen gilt”, gibt sich Huber-Heim optimistisch. Seit August leitet sie die von der Regierung initiierte Circular Economy Taskforce.

Wertschöpfung über Grenzen hinaus

In Österreich sieht die Expertin das Jungunternehmen Refurbed.at als Vorzeigeprojekt. Auf der Plattform werden gebrauchte Elektrogeräte weiterverkauft. Das Circular Economy Forum ist als Plattform für Kreislaufwirtschaft auch eine Anlaufstelle für Unternehmen: „Wir können sehen, dass das Interesse enorm und der der Wissensbedarf sehr groß ist”, berichtet die Geschäftsführerin. Bei der Gestaltung von zirkulären Produkten, neuen Geschäftsmodellen und Services brauche es noch eine Menge Wissensaufbau.

Außerdem sollte sich Österreich mit anderen Ländern vernetzen: „Niemand kann Kreislaufwirtschaft alleine – kein Unternehmen, keine Stadt, kein Land. Wir müssen als Wirtschaft und Gesellschaft lernen zu kooperieren und grenzübergreifende Wertschöpfungskreisläufe errichten. Material das bei uns als Abfall deklariert wird, kann in unseren Nachbarländern als Sekundärmaterial wieder in den Kreislauf gebracht werden.“


Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.


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Infos und Quellen

Gesprächspartnerin

Karin Huber-Heim, Geschäftsführerin Circular Economy Forum und Leiterin der Circular Economy Taskforce der Regierung

Daten und Fakten

  • Unter Kreislaufwirtschaft versteht man die kreislauffähige Gestaltung und Herstellung von Produkten, sodass diese nach ihrer Verwendung nicht weggeworfen, sondern wiederverwertet werden können.

  • Eine Kennzahl in diesem Modell ist die Zirkularitätsrate, diese lag in Österreich mit 12,3 Prozent über dem EU-Schnitt von 11,7 Prozent.

  • EU-Richtlinien wie das Recht auf Reparatur sollen die Kreislaufwirtschaft vorantreiben.

Quellen

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