Unser Pensionssystem steht auf wackeligen Beinen. Wer sich vor Altersarmut schützen und seinen Lebensstandard auch in der Pension sichern will, sollte sich deshalb schon jetzt darüber Gedanken machen.
Wir arbeiten mehr in Teilzeit, leben länger und bekommen weniger Kinder: Das sind – kurz zusammengefasst, die Gründe, warum unser Pensionssystem ins Wackeln gerät. Auch wenn für viele von uns die Pension noch mehrere Jahrzehnte entfernt ist, beschäftigt deren Zukunft zumindest Ökonom:innen, Politik und nicht zuletzt Rentner:innen, die auf Erhöhungen hoffen.
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Ein Blick auf das Pensionskonto
Die Grundpfeiler unseres staatlichen Pensionssystems sehen so aus: Bei Erwerbstätigen fließen 1,78 Prozent der Beitragsgrundlage ins Pensionskonto. Die Mindestgrenze dieser Grundlage ist die Geringfügigkeitsgrenze von aktuell 518,14 Euro monatlich, die Höchstgrenze liegt beim monatlichen Bruttoeinkommen von 6.060 Euro. Als gesetzliches Pensionsantrittsalter gilt bei Männern das vollendete 65. Lebensjahr. Bei Frauen wird das Antrittsalter von Anfang 2024 bis 2033 von 60 auf 65 Jahre erhöht. Frauen, die nach 1968 geboren sind, gehen also mit 65 in Pension. Um Anspruch auf die staatliche Pension zu haben, müssen innerhalb der letzten 30 Jahre mindestens 15 Versicherungsjahre geleistet worden sein – dazu zählen auch Kindererziehungs- und Pflegezeiten.
Wie viel Pension wir einmal bekommen werden, ist rein theoretisch keine Blackbox. Denn alle, die nach 1955 geboren sind und in Österreich pflichtversichert sind oder waren, können ihr Pensionskonto online abrufen. Auf der Plattform, die über die ID Austria zugänglich ist, befindet sich der aktuelle Stand des Pensionskontos – also alles, was bisher darauf eingezahlt wurde. Wie hoch die Pensionszahlung sein wird, lässt sich über den inkludierten Rechner schätzen. Dabei gibt die Nutzerin oder der Nutzer das aktuelle Einkommen ein, sowie das voraussichtliche Pensionsantrittsalter und mögliche Unterbrechungen wie Kindererziehungszeiten. Heraus kommt dann ein auf Basis der Eingaben errechneter Pensionsbetrag.
Frauen bekommen 41 Prozent weniger
Der Pensionskontorechner basiert allerdings auf der aktuellen Gesetzeslage und rechnet mit dem heutigen Geldwert. Inflation oder veränderte Beitragsgrundlagen werden nicht berücksichtigt . Dennoch gibt das Tool einen Einblick darüber, was wir uns erwarten können. Deshalb empfiehlt sich der Blick auf das Online-Pensionskonto auf jeden Fall, um ein Gefühl für das Thema Altersvorsorge zu bekommen. Denn Altersarmut ist – zumindest bei bestimmten Bevölkerungsgruppen – eine reale Gefährdung, wenn man sich aktuelle Zahlen ansieht: Männer in Alterspension erhielten laut Statistik Austria im Jahr 2022 durchschnittlich 2.229 Euro brutto, Frauen hingegen nur 1.313 Euro. Jede vierte Pensionistin ist demnach armutsgefährdet, bei den Männern sind es nur 17 Prozent. Die Gender-Pensionslücke hat sich seit 2010 von 44,7 auf 41,1 Prozent verringert, das Problem besteht also seit Jahrzehnten.
Der signifikante Geschlechterunterschied ist allerdings nur eine Schwäche unseres Pensionssystems. Der Rechnungshof bewertete in einer 2023 veröffentlichten Analyse die Nachhaltigkeit des Pensionssystems und nennt dabei die große Herausforderung: „Es muss ein dynamisches Gleichgewicht zwischen steigender Lebenserwartung, sinkenden Geburtenraten, Wirtschaftswachstum und unterschiedlichen Erwerbsquoten von Frauen und Männern herstellen.“ Demnach war die Lebenserwartung in Österreich 2020 um zehn Jahre höher als 1960, die Geburtenrate sank zwischen 1963 und 2001 um 80 Prozent. Bei Frauen beträgt die Lebenserwartung aktuell 83,78 Jahre, bei Männern 79,05 Jahre. Das heißt, wir verbringen nach der Erwerbstätigkeit gut zwei Jahrzehnte in Pension. 2023 verzeichnete die Statistik Austria zum vierten Mal in Folge ein Geburtendefizit, also es sterben weniger Menschen als geboren werden. Fürs Pensionssystem heißt das, dass weniger Beitragszahler:innen nachkommen.
Länger leben, länger arbeiten?
Dem österreichischen Pensionssystem fehlen Perspektiven für die langfristige Finanzierbarkeit, geht aus dem Rechnungshofbericht hervor. Dafür zuständig ist die im Sozialministerium angesiedelte Alterssicherungskommission. Als konkrete Maßnahme empfiehlt der Rechnungshof die Anhebung des gesetzlichen Antrittsalters sowie die gezielte Bekämpfung von Invalidität. Das effektive Antrittsalter betrug 2022 62,1 Jahre bei Männern und 60,1 Prozent bei Frauen. Krankheitsbedingt fallen viele Menschen also schon früher aus der Erwerbstätigkeit. Außerdem empfiehlt der Rechnungshof nachhaltige Regeln zur Anpassung der Pensionshöhe. Für 2024 hat die Regierung die Pensionen um 9,7 Prozent erhöht. Und angesichts der anstehenden Nationalratswahl drängt der Seniorenrat, die Interessensvertretung der Pensionist:innen, die Erhöhung für 2025 noch im Sommer zu beschließen – offenbar, um noch ein Wahlzuckerl zu bekommen.
Bekommen wir noch eine Pension, auch wenn wir erst in 20, 30, oder 40 Jahren in Pension gehen? Wahrscheinlich ja, die Frage ist nur, wie hoch sie sein wird und ob wir mit der staatlichen Pensionszahlung unsere Lebenshaltungskosten abdecken können. Außerdem ist unklar, wie das gesetzliche Antrittsalter bis dahin verändert wurde. Es lohnt sich deshalb auch für die langfristige Planung, einen Überblick über die persönlichen Finanzen zu bekommen. Wenn der im Pensionskontorechner geschätzte monatliche Betrag nicht ausreichen wird, sollte man sich mit Geldanlage um die eigene Altersvorsorge kümmern. Und noch ein Tipp für Eltern: Die Gender-Pensionslücke kann mit dem freiwilligen Pensionssplitting zumindest ein bisschen ausgeglichen werden. Dabei können sich Elternteile, die sich überwiegend um die Erziehung kümmern, einen Anteil vom Pensionskonto des anderen Elternteils übertragen lassen.
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Infos und Quellen
Daten und Fakten
Die monatliche Pensionszahlung betrug 2022 bei Männern durchschnittlich 2.229 Euro, bei Frauen 1.313 Euro brutto
26 Prozent der alleinstehenden Pensionist:innen sind armutsgefährdet
Das gesetzliche Pensionsantrittsalter liegt bei 65 Jahren für Männer, bei Frauen wird es bis 2033 stufenweise auf 65 Jahre angehoben
Das tatsächliche Pensionsantrittsalter liegt aber zwischen 60,1 und 62,1 Jahre
Quellen
Statistik Austria: Pensionen
Arbeiterkammer: Wie wird Ihre Pension berechnet
Sozialministerium: Alterspension
Rechnungshof Österreich: Nachhaltigkeit des Pensionssystems
Statistik Austria: Armutsgefährdung
Statistik Austria: Weniger Babies und weniger Verstorbene 2023
Österreichischer Seniorenrat: Aktuelle Forderungen
Sozialministerium: Pensionssplitting
Das Thema in anderen Medien
Kleine Zeitung: Pensionssplitting: Gut gemeint, kaum beantragt