Zum Hauptinhalt springen

Entkommen wir einer Rezession in Österreich?

Eine Illustration durch eine abwärts rollende Kugel das Thema Rezension schematisch erklärt.
Wird auch in Österreich die Wirtschaftsleistung zurückgehen?
© Illustration: WZ

In Deutschland sieht es düster aus: Die Wirtschaft befindet sich in einer Rezession, auch für das Gesamtjahr erwarten Forschungsinstitute ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung. Droht auch in Österreich ein Einbruch der Wirtschaft?


Eine Rezession tritt dann ein, wenn das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP, der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums hergestellt wurden) eines Landes sechs Monate in Folge sinkt. In Österreich war dies zuletzt im ersten Halbjahr 2020 der Fall, zu Beginn der Corona-Pandemie. Danach folgte ein Aufschwung, „eine Art Hochkonjunktur“, nennt es Klaus Neusser, ehemaliger Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS). Im zweiten Halbjahr 2022 verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum, das ist die Zunahme der Wirtschaftsleistung, die durch das BIP berechnet wird, wieder. Im 4. Quartal blieb das BIP unverändert, im 1. Quartal des neuen Jahres schrumpfte das BIP um 0,3 Prozent. Analyst:innen sahen deshalb in den vergangenen Monaten durchaus die Gefahr einer Rezession in Österreich.

Entwarnung von IHS und Wifo

Im Juni gaben aber sowohl die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) als auch das IHS und das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo Entwarnung – zumindest teilweise. Man sei haarscharf an der Rezession vorbeigeschrammt, kommentierte die OeNB ihre jüngste Konjunkturprognose. Die Konjunktur beschreibt die wirtschaftliche Lage eines Landes, in den Prognosen bewerten die Ökonom:innen ihre Entwicklung.

Sowohl die Nationalbank als auch IHS gehen für das Jahr 2023 von einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent aus. Das heißt, der Gesamtwert der Waren und Dienstleistungen in Österreich steigt nur leicht an. Das Wifo kalkuliert etwas konservativer mit 0,3 Prozent. Und die Wirtschaftsforscher sind nicht zu optimistisch: Laut IHS-Ökonom Helmut Hofer deuten die Frühindikatoren, also Daten, die Anhaltspunkte für die zu erwartende wirtschaftliche Entwicklung liefern, noch auf keinen Aufschwung hin. Auch wenn aktuell keine Rezession erwartet wird, betont Ex-IHS-Chef Neusser: „Die Unsicherheit bleibt groß.”

Hohe Inflation, Krieg und Lieferkettenprobleme

Gründe für die stagnierende Wirtschaftsleistung sind dem IHS zufolge die hohe Inflation (ein allgemeiner Preisansteig), steigende Zinsen, Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine sowie ungünstige internationale Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Lieferkettenprobleme. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr beschreibt die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung als „K-Konjunktur“: Einige Sektoren befinden sich am aufsteigenden, andere am absteigenden Ast, woraus sich eine K-Form ergibt. Konkret befindet sich die Sachgütererzeugung in einer Rezession, während die Dienstleistungen steigen – „weshalb sich das Plus von drei Prozent ausgeht“. Wie die IHS-Kollegen sieht auch Felbermayr noch kein Ende des Stillstands.

Ausblick optimistischer

Trotzdem ist der Ausblick für 2024 schon optimistischer: Hier rechnen die Institute mit einem Plus zwischen 1,4 (Wifo) und 1,7 Prozent (OenB). Auch Deutschlands Wirtschaft soll sich bis dahin erholen: Während das dortige Ifo-Institut dieses Jahr mit einem Minus von 0,4 Prozent rechnet, wird für 2024 mit 1,5 Prozent ein ähnliches Wachstum wie in Österreich erwartet. Da eine Rezession zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen führen kann, entspannt eine wirtschaftliche Erholung demnach auch die Situation vieler Bürger:innen. Die Wirtschaftsforscher:innen sind in ihren Sommerprognosen also grundsätzlich positiv gestimmt, die Möglichkeit einer Rezession scheint aber nicht ganz vom Tisch zu sein.


Elisabeth Oberndorfer schreibt alle zwei Wochen eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.

Andere Inhalte