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Darum ist die Inflation noch immer hoch

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In "Ökonowie" schreibt Elisabeth Oberndorfer wöchentlich, was im Wirtschaftsstandort Österreich so vor sich geht.
© Illustration: WZ / Katharina Wieser, Assets: Adobe Stock;

Die Lebensmittelpreise dämpfen die hohe Inflationsrate in Österreich mittlerweile, während andere Bereiche massiv teurer geworden sind.


    • Die Inflation in Österreich bleibt über dem Niveau der Eurozone, vor allem wegen hoher Energiepreise und steigender Wohnkosten.
    • Das Auslaufen der Strompreisbremse führte zu einem starken Anstieg der Strompreise, während manche Lebensmittelpreise zuletzt leicht sanken.
    • Das Österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut erwartet für 2025 eine Inflation von 3,5 Prozent, mit weiterer Abschwächung ab 2026.
    • Inflationsrate Österreich September: 4,0 %
    • Eurozone aktuell: 2,2 %
    • Strompreise stiegen um 35 % gegenüber Vorjahr
    • Mieten stiegen im Jahresvergleich um 4,7 %
    • WIFO erwartet 2025 eine Inflation von 3,5 %
    Mehr dazu in den Infos & Quellen

Ein Bild vom Einkaufswagen als Sujet für die Teuerung und die Diskussion um den Österreich-Aufschlag in den Supermärkten suggerieren: Dass die Inflation in Österreich noch immer überdurchschnittlich hoch liegt, hat mit den Lebensmittelpreisen zu tun. Dabei ist der Handel längst nicht mehr der größte Preistreiber. Eines vorweg: Die Inflationsrate ist zwar leicht rückläufig, doch die steigenden Lebenshaltungskosten werden uns noch länger beschäftigen. Die Preistreiber haben sich aber geändert.

Österreich noch immer über Niveau der Eurozone

Laut Statistik Austria lag die Inflationsrate im September mit 4,0 Prozent leicht unter der des Augusts mit 4,1 Prozent. In der Berechnung von Eurostat ist sie mit 3,9 Prozent im September etwas niedriger, im Vergleich mit den anderen EU-Ländern aber noch signifikant höher. In der Eurozone beträgt die Teuerung aktuell 2,2 Prozent und liegt damit wieder nahe am Zielwert von zwei Prozent. Dass der Wert in Österreich auch nach den Rekordjahren der Inflation noch so hoch ist, lässt sich vor allem auf den Energiesektor zurückführen. Denn bei den Energiepreisen gibt es aktuell in der Eurozone eine Deflation – das heißt, dass die Preise sinken. Zwar ging die Inflationsrate in dieser Kategorie nicht mehr so stark zurück wie in den vergangenen Monaten, im September betrug sie aber noch immer -0,1 Prozent.

In Österreich ist die Preisentwicklung im Energiesektor der stärkste einzelne Inflationsfaktor. So stieg die Gruppe „Wohnung, Wasser und Energie“ im September durchschnittlich um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allein die Gruppe Energie machte 7,9 Prozent des Preisanstiegs aus. Der stärkste Einzelpreistreiber war elektrischer Strom mit einem Plus von 35 Prozent. Die Statistik Austria führt den massiven Anstieg auf das Auslaufen der sogenannten Strompreisbremse zu Beginn des Jahres zurück.

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Steigende Stromkosten, sinkende Lebensmittelpreise

Die Interessensvertretung „Oesterreichs Energie“ sieht das ebenso und betont in einer Aussendung, dass nicht steigende Strompreise, sondern das Auslaufen der Unterstützungsmaßnahmen für die privaten Haushalte die Hauptursache seien. Immerhin waren die Preise im Vergleich zum August bereits rückläufig. Ein weiterer Preistreiber sind die Mieten: Sie stiegen im Jahresvergleich um 4,7 Prozent. Hinzu kommen Dienstleistungen rund um die Wohnung mit einer Instandhaltungsrate von 3,9 Prozent. Im Gegensatz zu den Energiepreisen sind die Wohnkosten im Vergleich zum August sogar gestiegen.

Angesichts steigender Mieten und Stromkosten wird Wohnen also teurer, aber auch der Lebensmitteleinkauf bleibt teuer. Im September betrug die Inflationsrate für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke 3,9 Prozent. Inklusive Alkohol und Tabak liegt Österreich mit 3,8 Prozent ebenfalls über dem Niveau der Eurozone mit 3,0 Prozent. Im Vergleich zum August sanken die Preise für Obst und Brot, während Milchprodukte und Eier teurer wurden. Ein Mikrowarenkorb, der einen täglichen Einkauf widerspiegelt, war im September um 0,5 Prozent günstiger als im August. Insgesamt sorgte die Entwicklung der Nahrungsmittelpreise für eine Dämpfung der Inflation.

Erholung bei Energieinflation im kommenden Jahr

Wie sieht es aber in Zukunft aus? Das Österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet in seiner jüngsten Prognose für das aktuelle Jahr eine Inflation von 3,5 Prozent und hat diesen Wert im Vergleich zur Juni-Prognose um 0,6 Prozentpunkte nach oben korrigiert. 2026 sollen Dienstleistungen der größte Preistreiber bleiben, für Energie erwartet das WIFO eine deutliche Abschwächung. Insgesamt wird für das kommende Jahr eine Inflation von 2,4 Prozent erwartet. Die Europäische Zentralbank rechnet für die Eurozone im Jahr 2026 mit einer Inflationsrate von 1,7 Prozent. Österreich wird also voraussichtlich noch länger über diesem Niveau liegen.

Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.


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Infos und Quellen

Daten und Fakten

  • Der größte Einzelpreistreiber der Inflationsrate im September 2025 war der elektrische Strom mit einem Plus von 35,9 Prozent.
  • Während die Energiepreise in Österreich die Gesamtinflation auf einem hohen Niveau halten, gibt es in der Eurozone derzeit eine Deflation in diesem Bereich.
  • Neben der Energie mit 7,9 Prozent waren vor allem auch Dienstleistungen mit einer Steigerung von 4,7 Prozent zur Teuerung bei.
  • Die Inflationsrate für das Gesamtjahr 2025 wird auf 3,5 Prozent prognostiziert.

Quellen

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