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US and us

4 Min
Georg Renner schreibt jede Woche einen sachpolitischen Newsletter. Am Samstag könnt ihr den Beitrag online nachlesen.
© Fotocredit: Georg Renner

Georg Renner analysiert Österreichs Handelsbeziehung zu den USA und was Donald Trumps angekündigte Zollmaßnahmen bedeuten würden.


In den USA stellt Präsident Donald Trump nach seiner Amtsübernahme gerade wieder alles auf den Kopf – freundlich formuliert. Lassen wir einmal all das Erschreckende beiseite, was er und sein Team innerstaatlich mit den amerikanischen Institutionen aufführen, und beschränken uns darauf, was uns in Österreich mittelfristig wohl am entscheidendsten betreffen wird: die Sache mit den Zöllen.

Bisher hat Trump ja nicht nur die Zölle auf Waren aus China um zehn Prozent erhöht, sondern auch – entgegen aller Freihandelsabkommen – seinen Nachbarstaaten Mexiko und Kanada Importzölle von 25 Prozent in Aussicht gestellt. Die sind vorläufig nach politischen Zugeständnissen der beiden für einen Monat ausgesetzt, aber das kann sich schnell ändern.

Das nächste Ziel einer solchen Zollmaßnahme, das hat Trump schon durchblicken lassen, dürfte die EU sein. Und weil die Union außenhandelstechnisch nur als Einheit behandelt werden kann – Zölle gegen oder Ausnahmen für einzelne Mitgliedstaaten kann es nicht geben – würden die in jedem Fall auch für Österreich gelten.

Heimischer Export

Das ist ein Anlass – kein guter, aber immerhin –, sich einmal näher anzuschauen, wie diese Handelsbeziehungen ausschauen. Weil international tätige Unternehmen ihre diesbezüglichen Daten regelmäßig einmelden müssen – es geht da ja nicht zuletzt auch um Umsatzsteuerfragen –, gibt es dazu recht umfassende Statistiken, zum Beispiel bei der Statistik Austria und der Wirtschaftskammer. Deren amerikanisches Pendant, die American Chamber of Commerce, hat in Wien auch eine Vertretung und erstellt jährlich interessante Studien zu den Handelsbeziehungen unserer Staaten – hier die aktuellste vom Juni vergangenen Jahres.

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Ein Kopf auf gelbem Hintergrund

Einfach Politik.

Innenpolitik-Journalist Georg Renner über Österreichs Politiklandschaft.

Jeden Donnerstag

Vorausgeschickt, was wahrscheinlich eh den meisten klar ist: Österreich ist ein Land, das ganz allgemein sehr gut vom Export lebt. Etwa die Hälfte der heimischen Wirtschaftsleistung geht auf Exporte zurück, die Wirtschaftskammer schätzt, dass bei einem Volumen von insgesamt 201 Milliarden Euro an Exporten im Jahr 2023 rund 1,2 Millionen Arbeitsplätze in Österreich am Außenhandel hängen. Pro Kopf gerechnet ist Österreich damit eine der stärksten Exportnationen der Welt.

Und auch, wenn Tourismus von Besucher:innen anderer Staaten in Österreich statistisch als Export zählt: Den größten Anteil an unserer Außenwirtschaft macht mit Abstand die heimische Industrie aus.

Und die USA sind da ein wichtiger Player:

Wir sehen hier, dass sich der Anteil der Exporte in die USA am gesamten Außenhandel Österreichs in den vergangenen 30 Jahren mehr als verdoppelt hat. In absoluten Zahlen schaut das so aus:

2023, im letzten Jahr, für das schon vollständige Daten verfügbar sind, haben österreichische Unternehmen Waren und Dienstleistungen im Ausmaß von fast 15 Milliarden Euro in die USA exportiert. Importiert haben wir dagegen „nur“ Güter im Wert von rund acht Milliarden Euro – ein „Exportüberschuss“, wie er Donald Trump immer ein Dorn im Auge ist. Wie die Statistik zeigt, hat sich diese Schere seit Beginn des Jahrtausends deutlich geöffnet: Im Jahr 2000 waren Österreichs Exporte in die und Importe aus den USA noch fast gleich viel wert – aber während die Exporte eben stark gestiegen sind, sind die Importe nur langsam gewachsen.

Maschinenbau ganz vorn

Das geht vor allem auf unsere Industriebetriebe zurück, wie die Statistik der umsatzstärksten österreichischen Branchen in den USA zeigt:

Mit großem Abstand am meisten Umsatz machen in den USA österreichische Maschinenbauer:innen wie der steirische Andritz-Konzern, der erst diese Woche angekündigt hat, sein US-Geschäft weiter auszubauen.

Und das ist die Ausgangslage. Mit anderen Worten: Ein US-Zoll auf Importe aus der EU würde Österreich, dessen Exporte nach Amerika in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben, besonders hart treffen. Und noch dazu dort, wo es weh tut: in jenen Sektoren der Industrie, denen es, anders als den Kfz-Zulieferern, noch einigermaßen gut geht.


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Infos und Quellen

Genese

Innenpolitik-Journalist Georg Renner erklärt einmal in der Woche in seinem Newsletter die Zusammenhänge der österreichischen Politik. Gründlich, verständlich und bis ins Detail. Der Newsletter erscheint immer am Donnerstag, ihr könnt ihn hier abonnieren. Renner liebt Statistiken und Studien, parlamentarische Anfragebeantwortungen und Ministerratsvorträge, Gesetzes- und Verordnungstexte.

Quellen

Das Thema in anderen Medien

Kleine Zeitung: Großübernahme: Andritz AG kauft US-Spezialisten für Umwelttechnologien