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Warum die deutsche Wirtschaft für uns so wichtig ist

3 Min
2023 gingen 29,2 Prozent der österreichischen Exporte nach Deutschland.
© Illustration: WZ, Bildquelle: Adobe Stock

Geht es der deutschen Wirtschaft gut, geht es uns gut? Das Nachbarland ist ein wichtiger Partner und Investor für den Standort Österreich und steht selbst vor Neuwahlen.


Nicht nur in Österreich, auch in unserem Nachbarland Deutschland wird eine neue Regierung gesucht. Die deutsche Bundestagswahl am 23. Februar fällt in eine Zeit, in der es der deutschen Wirtschaft ähnlich schlecht geht wie der österreichischen. Wie es Deutschland geht, bekommen auch wir zu spüren.

Rezession und strenger Haushalt

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Österreichs (gefolgt von den Vereinigten Staaten von Amerika, wie wir hier bereits beleuchtet haben). Die deutsche Industrie investiert zudem einen maßgeblichen Betrag in österreichische Unternehmen. Geht es Deutschland gut, geht es Österreich gut, könnte man verkürzt sagen – oder umgekehrt, denn aktuell befinden sich beide Länder in einer Rezession. Vergangenes Jahr ging die Wirtschaftsleistung ebenfalls zum zweiten Mal in Folge zurück. Und auch hier ist vor allem der Industriesektor von der Wirtschaftskrise betroffen.

Im Gegensatz zu Österreich hat Deutschland allerdings kein Schuldenproblem, die Schuldenquote lag mit 2,6 Prozent unter dem Richtwert der EU von drei Prozent, den Österreich bekanntlicherweise überschritten hat. Ein Sparpaket legte die deutsche Ampelkoalition zuletzt Anfang 2024 vor, weil das Bundesverfassungsgericht zu dem Schluss gekommen war, dass 60 Milliarden Euro für klimapolitische Maßnahmen fehlen.

Deutschland macht ein Drittel des Außenhandels aus

Der wichtigste Aspekt in der Beziehung zum Nachbarland ist der Außenhandel. Österreich exportierte 2023 Waren im Wert von 58,5 Milliarden Euro nach Deutschland. Zum Vergleich: Beim zweitgrößten Handelspartner waren es nur 14,74 Milliarden. Fast zwei Drittel der in Österreich produzierten Güter gehen damit nach Deutschland, den Großteil davon machen Maschinen und Fahrzeuge aus. Von Deutschland kamen wiederum Waren im Wert von 68,85 Milliarden nach Österreich, ebenfalls hauptsächlich Maschinen und Fahrzeuge.

Die Automobilindustrie ist der wichtigste Wirtschaftszweig in Deutschland und viele Zulieferer sind in Österreich angesiedelt, wie zum Beispiel Magna oder BMW Motoren. Doch die Autobranche steckt in der Krise, im ersten Halbjahr 2024 ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,7 Prozent zurück. Bei deutschen Zulieferkonzernen wie ZF Friedrichshafen und Bosch werden tausende Arbeitsplätze abgebaut, der Dominoeffekt könnte auch heimische Unternehmen einholen.

Investitionen und Tourismus

Deutschland spielt eine bedeutende Rolle bei den Investitionen in den Standort Österreich. Laut der zuständigen Austrian Business Agency siedelten sich 2023 95 deutsche Firmen hier an, allein Bosch investiert 18 Millionen Euro in den Aufbau eines Kompetenzzentrums in Linz. Und noch eine Branche wird maßgeblich von unseren Nachbarn geprägt: der Tourismus. Zwei Drittel der Nächtigungen entfielen 2023 auf Gäste aus Deutschland.

Als kleines Land und kleiner Wirtschaftsstandort ist Österreich von den großen Partnern abhängig. Schwächelt die deutsche Wirtschaft, bekommen wir das also auch zu spüren. Firmen investieren weniger, Zulieferer erhalten weniger Aufträge und schließlich könnte auch die Zahl der Tourist:innen einbrechen, wenn die Rezession weiter anhält. 2024 gingen die Exporte in EU-Länder laut einer Auswertung der Bundesregierung um 1,3 Prozent zurück, Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten 2025 nur ein minimales Wirtschaftswachstum. Die Situation sieht hierzulande nicht viel besser aus. Beide Länder brauchen also dringend stabile Regierungen. Deutschland wählt am 23. Februar den neuen Bundestag, nach dem Bruch der Ampelkoalition könnten die Karten neu gemischt werden.

Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.


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Infos und Quellen

Daten und Fakten

  • Die Wirtschaftsleistung in Deutschland ging 2024 um 0,2 Prozent zurück.

  • 2023 gingen 29,2 Prozent der österreichischen Exporte nach Deutschland, 31,7 Prozent der Importe kamen aus Deutschland.

  • Zwei Drittel der Nächtigungen in Österreich entfielen 2023 auf deutsche Gäste.

Quellen