Der Goldpreis erreichte Ende 2023 einen Höchstwert. Warum das Edelmetallin an Bedeutung gewinnt.
Es ist ein Edelmetall, das wir alle kennen, und als Schmuck oder Münzen vielleicht sogar besitzen: Gold. Auch im Medizin- und Technologiebereich kommt es zum Einsatz. Das Metall hat aber noch eine andere Bedeutung: Gold dient auch als Anlageform und Währungsreserve und hat als solche in den vergangenen Wochen für Aufmerksamkeit gesorgt. Denn der Preis für eine Unze – 31,1 Gramm – hat Ende 2023 ein Rekordhoch erreicht.
Absicherung gegen Krisen und Inflation
Historisch betrachtet steigt der Goldpreis in Krisenzeiten. Das war zuletztbeim Beginn der Covid-Pandemie im Jahr 2020 zu beobachten. In den vergangenen Jahren ließ die Entwicklung des Goldpreises allerdings nach – trotz Krieg in der Ukraine und hoher Inflation. Ein Grund dafür waren die steigenden Zinsen, denn Gold gilt vor allem bei einem niedrigen Zinsniveau als attraktive Anlage. Denn im Gegensatz zu anderen Anlageformen wie Anleihen gibt es beim Gold keine Zinsen und keine laufenden Erträge. In der Hochzinsphase verliert Gold hingegen an Bedeutung. Auch in der Geldpolitik spielt Gold eine große Rolle, Nationalbanken nutzen sie zur Absicherung der Währung, denn im historischen Vergleich verlor Gold nie die Kaufkraft, wie es bei Geldwährungen durch Inflation oder sogar Hyperinflation passierte.
Zurück zur Gegenwart: Warum ist also der Preis für Gold auf ein Allzeithoch geklettert? Die großen Zentralbanken signalisieren, dass die laufenden Erhöhungen der Leitzinsen in diesem Jahr ein Ende nehmen könnten. Ein Ende der hohen Zinsen macht das Edelmetall wieder attraktiver, auch wenn die Inflation noch auf hohem Niveau ist: Anfang Dezember 2023 durchbrach der Preis für eine Unze Gold erstmals die 2.000-US-Dollar-Marke und schloss mit Jahresende erstmals über diesem Wert. Eine konservativere Zinspolitik könnte auch den Kurs des US-Dollars stärken, was wiederum den Goldpreis schwächt.
Was den Goldpreis steigen ließ
Analyst:innen erklären die Preisentwicklung mit andauernden geopolitischen Herausforderungen – etwa durch den Gaza-Krieg, aber auch mit den weltweit vielen Wahlen, die 2024 anstehen und die die Nachfrage nach einer Wertsicherung ebenso antreiben. Die zwei Hauptgründe für den Preisanstieg im Jahr 2023 waren laut dem Branchenverband World Gold Council der Zusammenbruch des US-Finanzinstitutes Silicon Valley Bank im März sowie der Angriff der Hamas auf Israel im Oktober.
Der Goldpreis in US-Dollar stieg im Jahr 2023 gesamt um 13 Prozent, und auch wenn der Trend weiterhin aufwärts geht, rechnet der World Gold Council für das neue Jahr mit einem schwächeren Wachstum von vier Prozent. Grund: Die globale Wirtschaft erholt sich und damit wird die Nachfrage nach Gold gedämpft, trotz der politischen Großereignisse. Der Prognose zufolge dürfte die Erholung der Wirtschaft in den nächsten Monaten die Nachfrage trotz der politischen Ereignisse dämpfen.
Ethische und ökologische Bedenken
Auch wenn die Analysen von weiteren Zuwächsen ausgehen und Gold im Vergleich zu Aktien als weniger riskante Anlageform gelten, birgt sie Risiken. Denn wie die vergangenen Jahre gezeigt haben, unterliegt auch das Edelmetall großen Kursschwankungen. Wer dennoch in Gold investieren möchte, kann dies zum Beispiel mit einem Sparplan ausgleichen. Die Münze Österreich sieht Gold als Teil einer langfristigen Anlagestrategie. Aus ethischer und ökologischer Sicht steht Gold unter Kritik: Die Umwelt- und Tierschutzorganisationen Greenpeace und WWF warnen vor den Folgen des Abbaus für die Umwelt und die Biodiversität. Gold wird uns also auch ohne Rekordwerte noch länger begleiten
Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.
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Infos und Quellen
Daten und Fakten
Der Preis für eine Unze Gold erreichte am 4. Dezember mit 2.135,40 US-Dollar (1.965,62 Euro) ein Allzeithoch.
Im Gesamtjahr stieg der Preis in Euro für Gold um 9,62 Prozent, in US-Dollar um 13,11 Prozent.
Für das Jahr 2024 erwarten Analyst:innen einen weiteren Anstieg, wenn auch nicht mehr so kräftig wie im Vorjahr.