Zum Hauptinhalt springen

Warum ist Österreich so ungleich reich?

3 Min
400 Superreiche halten 37 Prozent des Finanzvermögens in Österreich.
© Illustration: WZ

Das Vermögen ist in Österreich konzentrierter als im internationalen Vergleich. Intransparenz und exklusive Netzwerke der Superreichen treiben diese Ungleichverteilung weiter an, eine Steuerreform könnte die Entwicklung einbremsen.


    • In Österreich besitzen 400 Superreiche 37 % des Finanzvermögens – deutlich mehr als im internationalen Vergleich.
    • Erbschaften, niedrige Vermögensbesteuerung und riskantere Investments führen zur wachsenden Ungleichverteilung.
    • Exklusive Netzwerke und fehlende Transparenz erschweren steuerpolitische Gegenmaßnahmen wie Erbschaftssteuern.
    • 400 Personen mit über 100 Mio. US-Dollar besitzen 37 % des Finanzvermögens in Österreich
    • 10 % der Haushalte halten 56 % des gesamten Haushaltsvermögens
    • Nettovermögen in Österreich 2023: 2,17 Billionen Euro (–3 % im Vergleich zum Vorjahr)
    • Globales Vermögen 2024: 512 Billionen US-Dollar (+4 % laut BCG)
    Mehr dazu in den Infos & Quellen

Wir waren vergangenes Jahr ein bisschen weniger vermögend als im Jahr 2023: Das Nettovermögen in Österreich sank laut dem jüngsten Global Wealth Report der Unternehmensberatung BCG um 3 Prozent auf 2,17 Billionen Euro. Das globale Nettovermögen wuchs hingegen um 4,4 Prozent. Diese Kennzahl umfasst Finanzvermögen – beispielsweise Bargeld, Kontoguthaben oder Wertpapiere –, Sachwerte wie Immobilien und physische Anlagen sowie Verbindlichkeiten. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass das Finanzvermögen nahezu unverändert blieb. Der Vermögensrückgang geht laut BCG in erster Linie auf die sinkenden Immobilienwerte zurück. Die gute Nachricht ist, dass der Negativtrend beim Vermögen nur wenige von uns betrifft

Hohe Vermögenskonzentration

Dem Bericht zufolge besitzen die rund 400 „Ultra High Net Worth Individuals“ Österreichs – das sind Personen mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar – 37 Prozent des Finanzvermögens. Damit ist das Vermögen in Österreich konzentrierter als im internationalen Vergleich: In Westeuropa sind es 21 Prozent und global besitzen die Superreichen 14 Prozent des Nettovermögens.

Dass sich der Großteil der Vermögenswerte in diesem Land auf wenige Personen aufteilt, haben auch schon andere Studien gezeigt. Die OECD stellte in einer Auswertung 2024 fest, dass Österreich die höchste Vermögensungleichheit in Europa hat. 10 Prozent der Haushalte besitzen demnach 56 Prozent des Haushaltsvermögens.

Wie Superreiche ihr Vermögen vermehren

Warum ist Österreich so ungleich reich? Die OECD führt diese Besonderheit darauf zurück, dass Reichtum vor allem vererbt wird. Außerdem werden Vermögen und Immobilientransaktionen im internationalen Vergleich wenig besteuert und Erbschaften derzeit gar nicht. Zudem beeinflusst das Anlageverhalten der Superreichen die Vermögenskonzentration. Sie legen ihr Vermögen mit mehr Risiko an und erzielen dadurch höhere Renditen: am Kapitalmarkt, in Immobilien und Sachwerten sowie in Unternehmensbeteiligungen. Personen mit weniger finanziellen Mitteln investieren hingegen – wenn überhaupt – risikoarm und vermehren ihr Kapital damit weniger schnell.

Das Vermögen ist nicht nur konzentriert, sondern auch vernetzt. Das geht aus einer Studie der Johannes-Kepler-Universität im Auftrag der Arbeiterkammer hervor. Demnach sind die Superreichen untereinander vernetzt, wodurch ein Netzwerkeffekt entsteht, der die Ungleichverteilung verstärkt. Die Forscher:innen weisen außerdem darauf hin, dass es wenig Transparenz bei den Vermögensdaten gibt. Das Vermögen wird oftmals in Privatstiftungen gehalten, in die es kaum Einblick gibt. Diese Intransparenz erschwert laut Ökonom:innen auch die Einführung einer Vermögens- und Erbschaftssteuer in Österreich.

Laut OECD wäre die Einführung einer Erbschaftssteuer ein Weg, die Vermögenskonzentration zu reduzieren. Statt die Arbeit hoch zu besteuern, empfiehlt die Organisation außerdem, die Besteuerung auf Immobilien zu verlagern. Sollten keine Maßnahmen getroffen werden, wird sich die Ungleichverteilung laut dem BCG-Report weiter verstärken. Bis 2029 würden dann die Superreichen 39 Prozent des Gesamtvermögens besitzen.


Dir hat dieser Beitrag besonders gut gefallen, dir ist ein Fehler aufgefallen oder du hast Hinweise für uns - sag uns deine Meinung unter feedback@wienerzeitung.at. Willst du uns helfen, unser gesamtes Produkt besser zu machen? Dann melde dich hier an.


Infos und Quellen

Daten und Fakten

  • Rund 400 Menschen besitzen in Österreich ein Nettovermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar.
  • Diese Superreichen halten 37 Prozent des Finanzvermögens in Österreich.
  • 7,3 Millionen Menschen besitzen 250.000 US-Dollar oder weniger.
  • Das globale Vermögen stieg laut BCG 2024 um 4 Prozent auf 512 Billionen US-Dollar.

Quellen

Das Thema in anderen Medien

Ähnliche Inhalte