Ende Juni kam es zu einem außergewöhnlichen Anstieg des Strompreises. Zu spüren bekamen das nur wenige Haushalte, trotzdem könnte jetzt ein guter Zeitpunkt sein, sich über neue Tarife zu informieren.
Ein Strompreis so hoch, dass sogar die Anbieter ihre Kund:innen davor warnen, zu viel Energie zu verbrauchen – so kam es vergangene Woche. Bis zu 2.000 Euro kostete eine Megawattstunde am Mittwoch, 25. Juni, in Österreich. Normalerweise liegt dieser Wert eher bei 100 Euro. Wie kam es zu dieser enormen Steigerung?
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Dynamischer Stromtarif
An der Strombörse EPEX kam es vergangene Woche zu einer technischen Panne, wie das Unternehmen in einer Stellungnahme bestätigte. In einer sogenannten „Day-Ahead”-Auktion wird der Strom für den nächsten Tag gehandelt. In der Regel sind die europäischen Länder verbunden, aufgrund eines Fehlers kam es aber zu einer Entkopplung, die Preise wurden in jedem Land separat berechnet. Das führte dazu, dass in Ländern wie Österreich oder Deutschland der Preis enorm anstieg, in Frankreich etwa aber auf 2,96 Euro pro Megawattstunde sank. Das Problem wurde laut EPEX noch am gleichen Tag behoben, der Strompreis hat sich wieder normalisiert.
Der Preisanstieg hat aber nicht alle Strombezieher:innen in Österreich betroffen, sondern nur jene, die einen dynamischen Stromtarif haben. Zu den Anbietern zählen unter anderem Tibber und Awattar. Sie informierten ihre Kund:innen über die außergewöhnliche Preisentwicklung und riefen dazu auf, im betroffenen Zeitraum weniger Strom zu verbrauchen, um hohe Kosten zu vermeiden. Bei Awattar erreichte der Maximalpreis 1,97 Euro pro Kilowattstunde für Verbraucher:innen, regulär beträgt der Stundentarif durchschnittlich 8,77 Cent. Wer einen klassischen Energieanbieter mit fixem Stromtarif hat, bekam das Chaos an der Strombörse nicht zu spüren.
Der Strompreis normalisiert sich wieder
Auch ohne IT-Panne bleibt der Strompreis aber ein heißes Thema. Der Strompreisindex, der den Großhandelspreis darstellt, liegt im Juli 2024 laut der Österreichischen Energieagentur um 27,5 Prozent unter dem Vorjahresmonat. Diese Preisentwicklung kommt demnach sukzessive bei den Haushaltskund:innen an: Im Mai war der Strompreis für Haushalte um 2,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Von Mai 2022 auf Mai 2023 stieg der Preis um zwölf Prozent. Der extreme Anstieg der Energiepreise, der in den vergangenen zwei Jahren zu spüren war und auch die Inflationsrate maßgeblich beeinflusste, hat sich also beruhigt.
Deshalb gibt es ab Juli auch eine Änderung bei der Stromkostenbremse. Die Regierung führte diese Maßnahme im Dezember 2022 ein, um Haushalte von hohen Energiepreisen zumindest teilweise zu entlasten. Bisher gab es einen Zuschuss von 30 Cent netto pro Kilowattstunde bei einem Jahresverbrauch von bis zu 2.900 Stunden. Seit 1. Juli beträgt dieser Zuschuss nur mehr 15 Cent. Zehn Cent bezahlt der oder die Verbrauche:rin immer selbst. Würde der Strompreis zum Beispiel bei 30 Cent/kWh stehen, müssten 15 Cent selbst bezahlt werden. Bei der Wien Energie liegt der Preis im Tarifangebot „Optima Entspannt“ bei 17,549 Cent netto. Hier zahlt der oder die Verbraucher:in also aktuell nur zehn Cent netto selbst. Ende des Jahres wird die Strompreisbremse eingestellt.
Zeit für einen Anbieterwechsel?
Auch wenn sich die Preise wieder eingependelt haben, könnte sich ein Blick auf die Stromrechnung lohnen: „Spätestens jetzt, wo die Stromkostenbremse nicht mehr so stark abfedert, ist ein idealer Zeitpunkt, um Ihren aktuellen Energiepreis zu kontrollieren”, informiert die Regulierungsbehörde E-Control. Und das bringt uns wieder zu den dynamischen Stromtarifen: Die stündlichen Tarife sind zum Teil signifikant niedriger als fixe Tarife, wie die genannten Werte von Awattar und der Wien Energie zeigen. Die innovative Stromabrechnung birgt aber auch Gefahren, wie die Panne an der Strombörse gezeigt hat. Üblich sind solche Preissprünge allerdings nicht.
Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.
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Infos und Quellen
Genese
WZ-Redakteur Mathias Ziegler wurde von seinem Stromanbieter per E-Mail vergangene Woche vor extremen Preissteigerungen gewarnt. Wir wollten erfahren, was der Grund dafür ist.
Daten und Fakten
Der Preis für eine Megawattstunde Strom lag aufgrund einer Panne an der Strombörse Ende Juni kurzzeitig bei rund 2.000 Euro, normalerweise liegt dieser Wert bei rund 100 Euro.
Von dieser Schwankung waren nur Haushalte mit dynamischem Stromtarif betroffen.
Die Haushaltspreise für Strom haben sich nach dem enormen Anstieg der vergangenen zwei Jahre wieder normalisiert, die Stromkostenbremse wird ab Juli reduziert.
Die Strompreisbremse wird im Juli von 30 auf 15 Cent pro Kilowattstunde reduziert, Ende 2024 wird sie eingestellt.
Quellen
Statement der Strombörse Epex
E-Control: Stromkostenbremse des Bundes
Österreichische Energieagentur: Strompreisindex
Österreichische Energieagentur: Energiepreisindex
Wien Energie: Tarif Optima Entspannt
Leo Lehr, stellvertretender Abteilungsleiter Volkswirtschaft der E-Control, zur technischen Panne auf X