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Warum wir weniger schenken

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Beim Internet-Handel ist laut der Studie Amazon die beliebteste Quelle.
© Illustration: WZ

Die Ausgaben für Weihnachtsgeschenke sinken Schätzungen zufolge dieses Jahr um neun Prozent. Doch wir sind nicht erst seit der Inflation zurückhaltender, inflationsbereinigt lässt das Weihnachtsgeschäft seit Jahren nach.


Weihnachten ist nicht mehr das, was es einmal war. Zumindest, wenn man den Konsum betrachtet. Denn seit einigen Jahren wird weniger eingekauft – und damit wohl auch weniger verschenkt.

Das Weihnachtsgeschäft ist im österreichischen Einzelhandel laut dem Handelsverband seit 2020 rückgängig, rechnet man die Preissteigerungen durch die Inflation mit ein. Es scheint, als wäre die Laune zum Shoppen in den Geschäften nach den Lockdown-Jahren nicht mehr zurückgekommen. Für den aktuellen Dezember rechnet die Branchenvertretung mit einem Umsatz von 1,25 Milliarden Euro, das sind 200 Millionen weniger als im Vorjahreszeitraum. Bei der Angebotswoche rund um den Black Friday wurden dieses Jahr acht Prozent weniger umgesetzt als noch 2022.

Shopping beim Online-Diskonter

Betrachtet man nicht nur den heimischen Handel, sondern auch Online-Shopping in anderen Ländern, so fällt die Prognose für das heurige Weihnachtsgeschäft optimistischer aus. Das Institut für Handel, Absatz und Marketing der Universität Linz erwartet 2,32 Milliarden Euro Ausgaben. Davon entfallen 1,89 Milliarden Euro auf den stationären Handel – also Einkaufszentren und Geschäften, 430 Millionen auf Online-Shops – sowohl heimische als auch internationale. Beim Internet-Handel ist laut der Studie Amazon die beliebteste Quelle, Billigshops wie Temu gewinnen aber an Bedeutung. Die Analyse der JKU Linz zeigt zwar, dass die Weihnachtsausgaben von 2021 auf 2022 um zehn Prozent auf 2,28 Milliarden Euro stiegen, erklärt dieses Plus aber mit den Preissteigerungen durch die Inflation, die im Dezember 2022 10,2 Prozent betrug. Die Konsument:innen haben also nicht mehr Geschenke besorgt, sondern mehr dafür bezahlt als in den Vorjahren.

Das sinkende Weihnachtsgeschäft lässt sich nur zum Teil mit der Teuerung begründen, die Konsument:innen denken zumindest mehr über ihre Ausgaben nach. In einer Umfrage des Handelsverbandes gaben 47 Prozent der Befragten an, dieses Jahr weniger als im Vorjahr für Geschenke auszugeben. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Geschenke liegen mit 360 Euro dieses Weihnachten um neun Prozent unter dem Vorjahreswert. Damit sind die Österreicher:innen etwas großzügiger als unsere Nachbarn: In Deutschland liegen die Durchschnittsausgaben bei 295 Euro.

Wir sparen nicht nur bei Geschenken

Eine Auswertung des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt aber, dass die Mehrumsätze im Nicht-Lebensmittelbereich schon seit einigen Jahren sinken – was daraufhin weist, dass der Weihnachtskonsum nicht nur wegen Pandemie und Teuerung zurückgeht. Die Mehrumsätze im Nicht-Lebensmittelbereich im Dezember sind demnach inflationsbereinigt 80 Millionen Euro niedriger als 2019. Gespart wird nicht nur bei Geschenken: 60 Prozent geben laut einer Umfrage der Vergleichsplattform Durchblicker dieses Jahr weniger für Weihnachtsdeko aus, 47 Prozent sparen beim Christbaum.

Angesichts der negativen Entwicklung hofft der Handelsverband auf Last-Minute-Shopper:innen, das Weihnachtsgeschäft endet aber auch nicht am 24. Dezember: „Die Hochsaison des Handels hält durch das Einlösen von Gutscheinen, Geld und auch durch Umtausch bis in den Jänner an”, erklärt Geschäftsführer Rainer Will. Das beliebteste Geschenk sind übrigens laut der Konsument:innenumfrage Gutscheine, gefolgt von Spielsachen und Süßigkeiten. Auf Platz vier befindet sich Bargeld.


Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.


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Infos und Quellen

Daten und Fakten

  • Österreicher:innen geben dieses Weihnachten durchschnittlich 360 Euro für Geschenke aus, um 35 Euro weniger als im Vorjahr

  • Der Handelsverband erwartet einen Weihnachtsumsatz in Höhe von 1,25 Milliarden Euro, mit dem internationalen Online-Handel liegen die Ausgaben laut Prognosen bei 2,32 Milliarden Euro

Quellen

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