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Internationale Sanktionen haben in den vergangenen Jahren Irans Wirtschaft geschwächt, trotzdem könnte die aktuelle Eskalation auch uns betreffen.
Denkt man an Irans Wirtschaft, denkt man zuerst an Öl und Gas. Die Öl- und Gas-Reserven der Islamischen Republik Iran zählen zu den größten der Welt, deshalb hat der Staat vor allem für den Energiesektor eine große Bedeutung. Allerdings befindet sich das Land nicht erst seit den Angriffen Israels und der USA in einer wirtschaftlichen Krise, weshalb seine Bedeutung für die Weltwirtschaft kontinuierlich weiter sinkt. Der Konflikt könnte trotzdem Auswirkungen auf unsere Wirtschaft haben.
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Steigende Inflation und sinkende Wirtschaftsleistung
Die Wirtschaftsleistung Österreichs ist im Jahr 2024 zwar um 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, doch für 2025 wird kaum ein Wachstum erwartet. Auffällig bei den Kennzahlen ist vor allem die Inflationsrate: Im Jahr 2024 betrug die Teuerungsrate laut IWF 32,6 Prozent und auch in diesem Jahr steigen die Verbraucherpreise weiter an. Ein Grund für den Preisanstieg sind internationale Sanktionen, die den Handel mit wichtigen Partnern wie der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika beeinträchtigt haben. Laut der Weltbank führten diese zu einem Rückgang der Ölproduktion.
Irans Bedeutung für den Welthandel
Heute ist China der größte Abnehmer iranischen Öls und Gases und somit der wichtigste Handelspartner des Landes. Weitere wichtige Partner sind die Vereinigten Arabischen Emirate und der Irak. Im Jahr 2024 importierte die EU-Waren im Wert von 800 Millionen Euro aus dem Iran, darunter vor allem Lebensmittel. Die EU-Mitgliedstaaten exportierten demgegenüber Waren im Wert von 3,7 Milliarden Euro. Zu den wichtigsten Warengruppen zählen Maschinen und pharmazeutische Erzeugnisse.
Nach Angaben der Wirtschaftskammer (WKO) exportierte Österreich im Jahr 2024 um 25,2 Prozent weniger als im Vorjahr, die Importe gingen sogar um 35,5 Prozent zurück. Importiert wurden vor allem Früchte, Teppiche und Bodenbeläge sowie Gewürze. Die WKO führt den Einbruch auf die politische Situation zurück und geht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.
Wichtige Transportroute könnte gesperrt werden
Relevant für den globalen Handel ist der Iran aber nicht zuletzt wegen einer Transportroute: Die Straße von Hormus wird für den Transport von Rohöl genutzt. Schätzungen zufolge wird ein Fünftel des globalen Ölhandels über diese Meerenge geliefert – und das nicht nur aus dem Iran, sondern auch aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Diese beiden Exporteure sind wichtige Handelspartner für die USA. Nach den Angriffen Israels und der USA soll die iranische Regierung eine Blockade der Meeresstrecke in Erwägung ziehen. Das könnte den internationalen Energiemarkt schließlich ins Wanken bringen.
Nach den ersten Angriffen sind die Ölpreise auf ein Fünfmonatshoch gestiegen. Die Sorte Brent kostet derzeit mehr als 70 US-Dollar pro Barrel. Bei einer Schließung der Transportroute rechnet die Investmentbank Goldman Sachs mit einem Anstieg auf 110 US-Dollar.
Unsichere Weltwirtschaft
Steigende Energiepreise sorgen wiederum für eine höhere Inflation, und diese könnte sich auch in Österreich bemerkbar machen. Auf bis zu 5 Prozent könnte sich die Inflationsrate dadurch bis Jahresende erhöhen, schätzt das Österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Die Preise könnten sich jedoch wieder stabilisieren, wenn alternative Transportstrecken für den Ölexport gefunden werden.
Konkrete Schätzungen und Konjunkturprognosen zu den Auswirkungen eines möglichen Ölpreisschocks und eines Krieges im Iran auf die Weltwirtschaft gibt es noch nicht. Angesichts des anhaltenden Zollstreits der USA mit anderen Großmächten stellt dieser Konflikt eine weitere Herausforderung dar, und damit bleibt eines: die Unsicherheit.
Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.
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Infos und Quellen
Daten und Fakten
- Die iranische Wirtschaft wuchs 2024 um 3,5 Prozent, die Inflationsrate lag bei 32,6 Prozent.
- Die EU verschärfte 2022 ihre Sanktionen gegen Iran, der Handel mit dem Iran ist rückläufig.
- Die Exporte von Österreich in den Iran brachen 2024 um 25,2 Prozent ein.
- Der für den Ölhandel wichtige Transportweg, die Straße von Hormus, könnte nach den Angriffen von Israel und den USA gesperrt werden.
Quellen
- imf.org: Wirtschaftsdaten des Internationalen Währungsfonds
- Weltbank: Iran Überblick
- Europäische Kommission: EU-Handel mit dem Iran
- consilium.europa.eu: EU-Sanktionen gegen Iran
- wko.at: WKO-Wirtschaftsbericht Iran
- Reuters: Goldman Sachs warns of oil price surge on Strait of Hormuz risks