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Was tun, wenn der Strom ausfällt? 

5 Min
Verschiedene Lebensmittel blitzen in Form einer Glühbirne durch das Schwarz.
Ohne Strom wird Kochen schwierig.
© Illustration: WZ, Bildquelle: Adobe Stock, Unsplash

Der Zivilschutzverband will die Bevölkerung im burgenländischen Purbach auf den Notfall vorbereiten.  


Sonntag, 7:30 Uhr früh, eine Wiese im Ortsgebiet von Purbach: Es regnet und es raucht. Rund 30 Menschen haben sich rund um eine Gulaschkanone versammelt, hinter der Starkoch Max Stiegl steht, Eier aufschlägt und mit politisch nicht korrekten Witzen für Stimmung sorgt. Der Grund für das Zusammentreffen zu ungewöhnlicher Stunde ist aber ein ernster: Was tun bei einem Blackout? Was tun, wenn der Strom großflächig und für einen längeren Zeitraum ausfällt?

Schnaps hilft

Kochen in der Küche geht dann nicht mehr, ein Griller oder ein anderes Metallungetüm muss her, will man viele bewirten: „Zuerst alles verkochen, was ich frisch zuhause habe, und danach erst die Dosen nehmen“, lautet Stiegls Rat für den Ernstfall. Was man dafür braucht: einen Dosenvorrat und „Griller, Gasofen oder Campingofen“. Die Spiegeleier brutzeln, Brot wird angeröstet: Ein frugales Mahl, aber Stiegl weiß Rat: „Ein Schnapserl dazu, vielleicht? Wenn die Welt schon untergeht?“ 

Landesrat Heinrich Dorner von der SPÖ ist unter anderem für Katastrophenschutz zuständig und er ist auch hier. Das Burgenland habe überall mit Diesel betriebene Notstromaggregate angeschafft, man bilde Verantwortliche aus, um krisenfit zu werden, sagt er. Immerhin geht es dann um Leben oder Tod, etwa in Krankenhäusern. Und darum, dass etwa Lehrer:innen wissen, wie sie reagieren müssen, wenn alles stillsteht und die Kinder nicht von der Schule abgeholt werden können.

Der Teufel schläft nicht

Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es überhaupt zu einem Blackout kommt? Für Herbert Wagner, Präsident des Katastrophen- und Zivilschutzverbandes Burgenland, kann ein solches Szenario auf keinen Fall ausgeschlossen werden. Gründe könnten technische Gebrechen, ein Cyberangriff oder auch ein Erdbeben sein. Der Teufel schläft nicht. Das hätte zur Folge, dass im Supermarkt nichts mehr verkauft werden kann, weil die Kassa nicht mehr funktioniert. Die Bankomaten funktionieren dann ebenfalls nicht. Es gehe auch darum, etwa die Gattin darauf vorzubereiten, dass man ganz einfach nicht nach Hause kommen kann, weil der öffentliche Verkehr blockiert, die Straßen mit Autos verstopft sind. „Am besten ist, sich mental darauf vorzubereiten“, schon vorher abzuklären, „wo man sich in diesem Fall trifft“, sagt Wagner.

Max Stiegl und Mitglieder des Zivilschutzverbandes beim Notfallkochen.
Essensausgabe in Purbach.
© Fotocredit: WZ

Kein Ton, kein Bild 

Das Schlimmste aber ist, dass ohne Strom die Kommunikation zusammenbricht. Die anwesenden Experten vom Bevölkerungsschutz nennen eine Frist von 20 Minuten, dann gibt es kein Handynetz mehr. „Ihr werdet nicht in Kontakt treten können“, ruft Wagner in die Runde, die angesichts des Regenwetters immer noch nicht größer geworden ist. Auch SMS können dann keine mehr versandt werden. „Der ORF muss bei einem Blackout noch 72 Stunden senden“, weiß der Beauftragte für Katastrophenfälle aber wie die Radiowellen empfangen, wenn kein Strom aus dem Stecker kommt? Wagner empfiehlt batteriebetriebene Radios, vor den als absolut sicher angepriesenen Geräten mit Kurbel warnt er. Die funktionierten nur, wenn sie regelmäßig in Betrieb genommen würden. Sonst gebe der Akku irgendwann den Geist auf.

Nur keine Panik

Starkoch Stiegl hat unterdessen Hühnerfleisch aufgelegt, in einem massiven Kessel köchelt eine Suppe. Er empfiehlt für den Notfall Reis, „das sättigt“, ist aber kein Hochgenuss. „Schmeckt wie Wettex.“ Eine Prise Chili wirkt hier Wunder – und ein paar gepfefferte Witze über Ehefrauen und Schwiegermütter.

Landesrat Dorner lacht, dann erklärt er im Gespräch mit der WZ, was für ihn in punkto Katastrophenvorsorge Priorität hat: „Das Wichtigste ist, die Bevölkerung aufzuklären.“ Die oberste Devise laute „ruhig bleiben und jede Panik vermeiden“. Es gebe im Burgenland ein „Betankungskonzept“ und einen Plan, wie die kritische Infrastruktur aufrechterhalten werden könne. Die Spitäler würden versorgt, Wasser in Flaschen bereitgestellt.

Beim Burgenländischen Katastrophenschutz, der neben Stiegls Gulaschkanone einen Infostand aufgebaut hat, weiß man, dass das Abwasser im Fall eines Blackouts ein Thema sein wird: „Weil die Pumpen dann nicht mehr funktionieren und viele Siedlungen unter dem Niveau des Kanals liegen.“ Im Klartext heißt das, dass die Kanaldeckel überlaufen.

Der Trend zum Elektroauto könne in manchen Fällen hilfreich sein, heißt es hier. Der Strom in den Autobatterien kann verwendet werden, um wichtige Geräte im Haushalt zu betreiben.

Alles noch schlimmer in Wien

Das alles trifft auf ein Blackout-Szenario im Burgenland zu. Was aber geschieht in einem solchen Fall in einer Großstadt wie Wien? „Dort wird es noch viel schlimmer“, heißt es hier, „42.000 Aufzüge stehen dann still, 11.000 Ampeln funktionieren nicht.“ Also Flucht aufs Land? Das sei maximal zu Fuß möglich, weil der Verkehr dann lahmgelegt sei und man mit dem Auto nicht weit kommen werde.

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