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Wer wird die Pflegekräfte pflegen?

8 Min
Haben Pflegekräfte Angst davor, später selbst Pflege zu brauchen?
© Illustration: WZ, Bildquelle: Getty Images

Die WZ hat mit Altenbetreuer:innen darüber gesprochen, wie sie sich ihren eigenen Lebensabend vorstellen.


Die Ermi-Oma sucht ein Pflegeheim. Vorher hatte sie eine 24-Stunden-Betreuerin, aber das war in einem anderen Programm. Die Ermi-Oma ist nämlich eine Kunstfigur – allerdings eine realitätsnahe: „Sie macht sich keine Gedanken über die Strukturen dahinter, für sie ist nur wichtig, dass jemand da ist, wenn sie läutet“, erklärt Markus Hirtler, der die Ermi-Oma seit mehr als zwei Jahrzehnten auf der Bühne verkörpert. Der steirische Kabarettist will damit seine Stimme „für die Menschen erheben, die in unserer ‚Altersentsorgungsgesellschaft‘ nicht gerne gehört werden“. Und Hirtler weiß genau, wovon er spricht, war er doch mehr als zwanzig Jahre in der Pflege tätig: als Diplomkrankenpfleger, Pflegedienstleiter, Heimleiter und Sozialmanager.

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Diese Erfahrungen prägen den Blick des fast 55-Jährigen, wenn es um die Frage geht, wie er sich seine eigene Pflege dereinst vorstellt. Und ob er daran glaubt, dass er überhaupt eine adäquate Betreuung bekommen wird. „Wenn man sich die demografische Entwicklung in Österreich anschaut, muss man sich schon Sorgen machen, ob die Pflege in der jetzigen Form in Zukunft noch weiter gewährleistet werden kann“, meint Hirtler. Tatsächlich tut sich aus jetziger Sicht bis zum Jahr 2050 eine Lücke von bis zu 200.000 fehlenden Pflegekräften auf.

Eine adäquate Pflege gibt es derzeit schon nicht.
Svetlana Geyrhofer, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin

Ein großes Problem sieht Hirtler darin, dass „die Menschen, die in der Pflege arbeiten, mit vollem Herzen dabei sind. Aber für die eigentliche Pflegearbeit bleibt ganz wenig Zeit, weil so viel für Dokumentation und Zettelwirtschaft draufgeht. Sie wollen Menschen begleiten und nicht nach einem Minutenschlüssel arbeiten.“ Am schlimmsten sei das Gefühl, jemanden nicht adäquat betreuen zu können.

Systemversagen und hoffnungslos überforderte Familien

Noch drastischere Worte findet Alexandra Prinz. Die Pflegefachaufsicht und ehemalige Direktorin einer Pflegeeinrichtung spricht vom „Versagen eines komplett maroden politischen Systems, das sich im Pflegebereich besonders gut nachvollziehen lässt“. Sie treffe in ihrem Pflegealltag kaum noch Menschen, „wo ich sagen kann: Da funktioniert es.“ Meist würden die Familien durch ihren unentgeltlichen Einsatz das Gröbste abfangen, seien damit aber hoffnungslos überfordert. „Dort, wo die öffentliche Hand ihre Versorgungsaufgabe wahrnehmen sollte, hat sie vollkommen versagt“, kritisiert Prinz.

Dem stimmt Pflegeexpertin Svetlana Geyrhofer zu: „Eine adäquate Pflege gibt es meiner Ansicht nach derzeit schon nicht.“ Oft komme eine Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson auf vierzig schwerkranke Heimbewohner:innen – „wie soll sie da ein Schmerzassessment durchführen, professionelle Wundversorgung gewährleisten, Prävention durchführen, Ressourcen aktivieren?“ , fragt Geyrhofer.

Das System ist gerade am Kollabieren.
Alexandra Prinz, Pflegefachaufsicht sowie ehemalige Heimdirektorin und Pflegedienstleiterin

Prinz zählt mehrere politische Versäumnisse auf: die Globalisierung, die massenweise billige Arbeitskräfte ins Land schwemme, was im Pflegebereich für Lohndumping sorge; die Altersarmut vor allem bei Frauen, die eine gute Pflege unleistbar mache; das Fehlen von Reformen, die dafür sorgen würden, dass einheimische, bestausgebildete Pflegekräfte endlich freiberuflich arbeiten und ihre Leistungen direkt mit der Sozialversicherung verrechnen könnten; Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie – all dies liege auf dem Tisch, jedoch nehme sich aktuell keine einzige politische Partei des Themas Pflege ernsthaft an. Das Hauptproblem dabei sei nicht das Geld, sondern der fehlende politische Wille, das System vollkommen neu aufzustellen, was für eine nachhaltige Lösung notwendig wäre.

„Pflege wird sich in Zukunft kaum wer leisten können“

Für Prinz steht fest: „Das System ist gerade am Kollabieren.“ Sie berichtet aus der Praxis von pflegebedürftigen Personen, die aus Platzmangel vom Pflegeheim in ein Krankenhaus abgeschoben würden, und zwar in einem Fall für ganze drei Monate. Dabei koste die Versorgung dort den Staat wesentlich mehr. Dazu kämen Pflegefehler durch minderqualifizierte Arbeitskräfte, aber auch Systemfehler. „Allein die Inkontinenzversorgung ist eine Frechheit“, ärgert sich die Pflegeexpertin, „da die Krankenkassen derzeit nur zwei Inkontinenzeinlagen für 24 Stunden finanzieren. Wer mehr braucht, muss diese selbst bezahlen oder verkommt.“ Auf die Frage nach der Pflege der Zukunft meint sie jedenfalls ernüchtert: „Angesichts der sinkenden Pensionen und steigenden Pflegekosten wird sich Pflege in Zukunft kaum wer leisten können, außer man erbt genug.“

Wir sind jetzt schon am Limit.
Konny Kristensen, Pflegeassistentin

Auch Altenpflegerin Konny Kristensen stellt fest: „Wir sind jetzt schon am Limit. Immer mehr Menschen sind in immer höheren Pflegestufen, doch das Personal bleibt gleich.“ Die in Dänemark geborene Mitarbeiterin eines Pflegewohnheims in Niederösterreich hat noch ein Jahr bis zur Pension und hofft, dass sie diese möglichst fit verbringen kann und einmal im hohen Alter selbst keine Pflege brauchen wird. Schließlich weiß sie genau, wie es um unser Pflegesystem bestellt ist. Sie würde sich vor allem einheitliche Vorgaben für alle neun Bundesländer wünschen. „Der Personalschlüssel ist in der Steiermark anders als in Wien oder Niederösterreich.“

Bundesverantwortlichkeit statt Föderalismus

Der Föderalismus verhindere jede Reform, kritisiert Geyrhofer. Sie fordert eine bundesweit einheitliche Steuerung und Finanzierung. „Die Privatisierung von Pflegeheimen muss gestoppt werden, es kann nicht sein, dass private Heime mit Steuergeldern Gewinn machen. Und es kann nicht sein, dass ein Bürgermeister über das Pflegeheim entscheidet und Menschen von der kommunalen Politik abhängig sind, ob sie einen Heimplatz bekommen oder nicht.“ Ihr selbst sei zwischen den Zeilen mit dem Rauswurf ihrer Schwiegermutter aus dem Heim gedroht worden, als sie sich über Missstände beschwert habe, erzählt sie.

Für die notwendigen Strukturen zu sorgen, sei Aufgabe der Politik, betont dazu Hirtler, „aber ganz oft fühlen sich die Pflegenden selbst dafür verantwortlich.“ Würden sich alle, die unter dem System leiden, von diesem abwenden, wäre die Pflegekatastrophe perfekt, warnt er. Kristensen, die erst mit Anfang fünfzig vom Einzelhandel in die Pflege gewechselt ist, glaubt nicht, dass sie jetzt noch dabei wäre, wenn sie früher begonnen hätte. „Weil es ein sehr anstrengender Job ist, körperlich und mental.“

„Wir saugen Pflegepersonen aus anderen Regionen ab“

Vor allem in der 24-Stunden-Betreuung geht es um Tätigkeiten, die kaum ein:e Österreicher:in zur angebotenen Bezahlung übernehmen würde, wie Hirtler aus seiner Erfahrung als Pflegedienstleiter weiß. Umso saurer stößt ihm auf, „dass wir Menschen aus Bulgarien oder Rumänien holen, die mit dem Rücken zur Wand stehen und die Jobs machen, für die wir in Österreich zu diesen Bedingungen niemanden finden. Das ist nicht europäisch gedacht, wenn wir Pflegepersonen aus anderen Regionen absaugen, wo sie dann fehlen.“

Für seine Ermi-Oma-Programme hat er intensiv recherchiert und dabei unter anderen eine 24-Stunden-Betreuerin getroffen, die im selben Bett wie die pflegebedürftige Person liegen musste, weil es keinen eigenen Schlafplatz für sie gab. Er vermisst bei manchen Angehörigen ein Bewusstsein dafür, was hier geleistet wird: „Mir wurde über die 24-Stunden-Betreuerin gesagt: ‚Es ist eh okay, sie hat eh eine halbe Stunde Pause, da kann sie in Ruhe Kaffee trinken.‘ Bei jemandem, der zwei Wochen lang rund um die Uhr im Einsatz ist.“

Pflegewohnheim oder Betreuung zuhause?

Bleibt die Frage: Wenn es sich doch ausgehen sollte mit der Pflegeversorgung, wie hätten es die Fachkräfte für sich selbst gerne: im Altersheim oder doch zuhause mit 24-Stunden-Betreuung? Kristensen, in deren ursprünglicher Heimat Dänemark man das betreute Wohnen daheim gar nicht kennt, zieht es eher in Richtung Heim, „wegen der sozialen Kontakte“. Ihre eigene Großmutter ist mit 91 Jahren ins Pflegeheim gegangen. „Sie hat gesagt: ‚Ich habe ja sonst niemanden mehr in meinem Alter.‘“

Ich will so lange wie möglich meine Selbständigkeit erhalten.
Markus Hirtler, ehemaliger Heim- und Pflegedienstleiter

Die Pflegeassistentin weiß allerdings, dass die Abläufe in der Casa Kirchberg/Rabenstein, wo sie jetzt arbeitet, vergleichsweise luxuriös sind: Die Bewohner:innen machen nicht nur regelmäßige Ausflüge, sondern es wird auch gemeinsam gekocht. So, wie es daheim mit einer 24-Stunden-Betreuerin möglich wäre. „In anderen Pflegeheimen ginge sich das gar nicht aus. Da muss alles rasch passieren, damit alle bis zur Übergabe an den Nachtdienst aufgegessen haben und am besten auch schon gewaschen und umgezogen sind.“ Das oft übliche Abendessen um 17 Uhr ist also keine Schikane seitens des Personals, sondern Zeitmangel geschuldet. Im Krankenhaus sei es noch stressiger, meint Kristensen.

Hirtler ist bei der Frage, wie er seinen Lebensabend verbringen will, genauso pragmatisch wie seine Ermi-Oma: „Ich will nicht umsorgt werden, sondern so lange wie möglich meine Selbständigkeit erhalten.“ Das bedeutet für ihn auch, seinen Teil dazu beizutragen, dass er entsprechend fit bleibt. Von der Pflege erwartet er sich Unterstützung bei den Dingen, die er selbst nicht mehr schafft – „und dass man mich umgekehrt bei den Dingen, die ich noch selbst schaffe, in Ruhe lässt“.

Professionelles staatliches System wie in Skandinavien

Am größten ist allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass die Pflege der Gesprächspartner:innen an der Familie hängen bleiben wird, wenn sich nichts ändert. Denn rund 150.000 Betreuungen durch mobile Dienste und 96.000 Plätzen in stationären Einrichtungen stehen laut ÖGB fast eine Million pflegende Angehörige gegenüber.

Dies ist für Geyrhofer genauso problematisch wie die 24-Stunden-Betreuung durch Laienkräfte, die aus ihrer Sicht abgeschafft und durch ein professionelles staatliches System nach skandinavischem Modell aufgebaut werden sollte. „Die Politik muss hier endlich aufwachen und nicht unser Steuergeld beim Fenster rauswerfen, sondern endlich die Prävention ausbauen, die deutlich billiger ist: Community Nurse, School Nurse, Gesundheitsförderung. Wir müssen schauen, dass wir gesund altern und keine Pflege im Alter benötigen. Das ist das einzige, was wir uns langfristig leisten können.“

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Infos und Quellen

Gesprächspartner:innen

  • Svetlana Geyrhofer ist Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, akademisch geprüfte Expertin in der Anästhesiepflege und Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege. Sie ist Präsidentin der Gesellschaft für Schmerzmanagement der Gesundheits- und Krankenpflege und Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft.

  • Markus Hirtler ist Kabarettist und war mehr als zwanzig Jahre als Diplomkrankenpfleger, Pflegedienstleiter, Heimleiter und Sozialmanager tätig. Etwa genauso lange spielt er die Ermi-Oma. https://www.youtube.com/watch?v=B2O1wKQDEDo&t=19s

  • Konny Kristensen ist Pflegeassistentin in der Casa Kirchberg/Rabenstein in Kirchberg an der Pielach (NÖ).

  • Alexandra Prinz ist Pflegefachaufsicht und hat ein abgeschlossenes Studium der Philosophie, Kultur- und Sozialanthropologie sowie einen Master-Abschluss in Advanced Nursing Practice. Sie war Direktorin einer Pflegeeinrichtung in der Schweiz sowie Pflegedienstleiterin in Wien und hat ihre Master-Arbeit zur Freiberuflichkeit in der mobilen Pflege und zur Professionalisierung dieser Dienste verfasst.

Daten und Fakten

Bis zum Jahr 2050 wird sich laut Zahlen der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) eine Lücke von rund 200.000 qualifizierten Pflegekräften auftun. Pro Jahr fehlen in Österreich zwischen 2.000 und 3.000 Personen. Was dagegen getan werden sollte, dazu haben die Parlamentsparteien unterschiedliche Ansichten. Die WZ hat nachgefragt.

Was die Parteien zum Thema sagen

Die ÖVP will dort, wo der Bedarf in Österreich nicht gedeckt werden kann, qualifizierte Fachkräfte aus anderen Staaten der Welt ansprechen. „Wir benötigen qualifizierte Zuwanderung für unsere Betriebe, das Pflegesystem und das Gesundheitssystem – und keine illegale Migration in unser Sozialsystem“, heißt es seitens der ÖVP. Bis 2030 werden folgende Ziele ausgegeben:
- die Bürokratie bei der Rot-Weiß-Rot-Karte vereinfachen beziehungsweise abbauen (Ausstellung binnen 72 Stunden, vollständige digitale Antragstellung);
- Entfall der Nostrifizierung für Länder und Universitäten, die österreichischen Standards entsprechen;
- eine Dachmarke für ein explizites Pflegekräftescouting in Ländern mit ähnlichen Ausbildungswegen wie Österreich;
- den „Pflege daheim“-Bonus ausbauen.

Die SPÖ verweist auf ihre Pflegeoffensive – nicht ohne den Hinweis, dass „durch den Stillstand der Regierung viel Zeit verloren gegangen ist“ – und nennt hier folgende Punkte:
- bessere Arbeitsbedingungen, um den Pflegeberuf zu attraktivieren und Pflegekräfte zu halten, zurückzuholen und neue zu gewinnen – 3.000 zusätzliche Pflegekräfte pro Jahr würden laut SPÖ unter dem Strich 123 Millionen Euro pro Jahr kosten;
- adäquate Personalbedarfsschlüssel, höhere Dienstplansicherheit und mehr Beweglichkeit im System, damit innerhalb des Systems ein Arbeitsplatzwechsel ohne Verluste möglich ist;
- höhere Löhne, eine schrittweise Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und eine echte zusätzliche Erholungswoche, damit sich das Pflegepersonal von anstrengenden Diensten erholen kann;
- ein Pflegequalitätsgesetz, mit dem bundesweit einheitliche Qualitätsstandards – stationär wie ambulant – festgelegt werden;
- ein verpflichtendes Kontrollsystem zur Überprüfung der Einhaltung dieser Standards
- Schwerarbeitspension für Pflegekräfte;
- eine Ausbildungsoffensive mit mehr Ausbildungsplätzen, einer Modernisierung der Berufsbilder nach internationalen Standards und einer überall kostenfreien Ausbildung von diplomiertem Pflegepersonal, dazu ein Gehalt von 2.300 Euro brutto während der Pflegeausbildung nach Vorbild der Polizeischüler:innen, zudem Sozialversicherung und Gratis-Klimaticket – die SPÖ rechnet hier mit Zusatzkosten von 220 Euro pro Jahr;
- eine Arbeitsplatzgarantie nach der Ausbildung.

Für die FPÖ ist klar: „In der Pflege muss sich Leistung wieder lohnen.“ Statt „Pflegekräfte aus aller Herren Länder der Welt ins Land zu holen“, solle die Regierung lieber jene Pflegekräfte, die bereits im Land tätig sind, hegen und zu pflegen. Dazu gehöre eine entsprechende gute Bezahlung, und Überstundenleistungen dürften nicht weiter von der Lohnsteuer aufgefressen werden. Und der versprochene Corona-Bonus für Pflegekräfte sei „schlussendlich zu einem Netto-Minimalbetrag verkommen“. Vor allem kritisiert die FPÖ, dass „die bewährte Ausbildung ‚akademisiert‘ wurde“, und fordert so wie die SPÖ eine Ausbildungsoffensive und einen Umstieg auf das alte System mit einer Bezahlung wie bei den Polizeischüler:innen und einer Wohnmöglichkeit während der dreijährigen Ausbildung, „denn das hat gut funktioniert.“

Die Grünen verweisen auf „die größten Pflegepakete der vergangenen Jahrzehnte“, die in mehreren Stufen mit insgesamt knapp 2 Milliarden Euro mehr pro Jahr auf den Weg gebracht wurden, darunter eine Ausbildungsoffensive, eine Erleichterung und schnellere Abwicklung der Nostrifikationsverfahren, höhere Löhne und Entlastungsmaßnahmen für die Pflegekräfte. Aber es gibt noch weitere To-do's:
- vollständig kostenlose Ausbildungen;
- bessere Planbarkeiten von Diensten;
- bessere Arbeitsbedingungen;
- eine gesamteuropäische Anwerbungsstrategie (mit Betonung darauf, dass in Drittstaaten vor Ort noch genügend Pflegekräfte vorhanden sein müssen und Familiennachzug ermöglicht werden soll; außerdem müssen die Länder in ihrer Entwicklung unterstützt werden um den klassischen Braindrain vorzubeugen);
- Einsatz des Personals entlang seiner Kompetenzen und in intradisziplinären Teams;
- Entlastung der Pflegekräfte durch den Ansatz „digital vor ambulant vor stationär“ und eine bessere Leitung der Patient:innenströme.

Nach Ansicht der Neos wird der aktuelle Personalmangel nicht nur über eine einzelne Maßnahme lösbar sein. Die Forderungen der Neos umfassen deshalb einerseits eine strukturelle Reform zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen samt einem Abbau des Bürokratiedschungels und andererseits eine rasche Vereinfachung des Verfahrens bei der Rot-Weiß-Rot-Karte, um Österreich attraktiver für Fachkräfte zu machen. Die Bundesregierung habe dem Pflegesystem bei der Unterstützung durch ausländische Pflegekräfte mit dem Schengen-Veto gegen Bulgarien und Rumänien nachhaltig einen Bärendienst erwiesen. Kritisiert wird außerdem die völlige Zersplitterung der Zuständigkeiten im Pflegebereich zwischen Gemeinden, Ländern und Bund. Die Neos fordern daher einheitliche Rahmenbedingungen und Standards für das Pflegepersonal auf Bundesebene. Und mit Blick auf die Mehrkosten durch mehr Pflegebedarf sprechen die Neos auch das Thema Prävention an: „Für eine Verbesserung des Pflegeberufs ist es essenziell, dass wir die Anzahl der gesunden Lebensjahre in Österreich wieder steigern.“

Quellen

Das Thema in der WZ

Das Thema in anderen Medien