Österreich befindet sich seit zwei Jahren in einer Wirtschaftskrise und die Zeichen für das kommende Jahr stehen nicht gut. Es geht aber nicht überall bergab.
Spoiler: Wie gut oder schlecht sich die Wirtschaft im neuen Jahr entwickeln wird, ist noch nicht ganz abzusehen, denn es gibt noch einige Unbekannte – allen voran die neue Regierung. Klar ist nur: Auch 2025 wird kein Glanzjahr. Vor einem Jahr dachten die Wirtschaftsforscher:innen des Landes noch, dass der Tiefpunkt in der Industrie erreicht sei, heute klingt das anders.
- Mehr für dich: Welche Konsequenzen hat Österreichs Schuldenproblem?
Verhaltenes oder unrealistisches Wachstum
Das Best-Case-Szenario ist der Konjunkturprognose des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) zufolge ein „verhaltenes Wachstum“. Das sei aber nur möglich, wenn es keine Budgetkürzungen gebe, sagt WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr bei der Präsentation der Konjunkturprognosen des WIFO und des Instituts für Höhere Studien (IHS) letzten Dezember. Dieses Szenario ist aber wohl das unrealistischste. Denn nach den Vorgaben der Europäischen Union (EU) muss Österreich in den nächsten Jahren bis zu 24 Milliarden Euro einsparen, um das Budgetdefizit zu bekämpfen. Welche Maßnahmen die nächste Regierung dafür umsetzen wird, diskutieren aktuell die Verhandlungsgruppen. Das Budget ist zum Jahreswechsel zum großen Knackpunkt zwischen den potenziellen Koalitionspartnern geworden.
Zurück zur Wirtschaft: 2024 ging die Wirtschaftsleistung laut WIFO und IHS um 0,9 Prozent zurück. Es ist bereits das zweite Rezessionsjahr in Folge und nächstes Jahr droht ein weiterer Rückgang. Ohne Budgetkonsolidierung geht die Konjunkturprognose von 0,5 Prozent Wirtschaftswachstum aus, 2026 sogar von 1,2 Prozent. Versucht die Regierung, das Budgetdefizit zu verringern und die Staatsausgaben zu reduzieren, könnte das Wachstum um bis zu 0,9 Prozentpunkte eingebremst werden – und damit wieder in den negativen Bereich rutschen.
Trump könnte Wirtschaft zusätzlich bremsen
Sinkt die Wirtschaftsleistung, sinken auch die Einnahmen des Staates, etwa aus Steuern. Dies erschwert eine Budgetkonsolidierung zusätzlich, wie die Wirtschaftsforscher:innen betonen. „Eine neue Bundesregierung steht vor der Aufgabe einer erheblichen Budgetkonsolidierung, deren Auswirkungen gegenwärtig noch nicht absehbar sind. Die vorliegende Prognose beschreibt daher die konjunkturelle Ausgangslage und wurde unter der Annahme unveränderter wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen erstellt“, erklärt das WIFO in seiner Prognose. So ganz genau weiß heute also niemand, in welche Richtung wir uns bewegen werden.
Gute Nachrichten gefällig?
Na gut
Der Newsletter mit den guten Nachrichten: Kleine Geschichten über Fortschritte und Erfolg.
Neben der neuen Regierung in Österreich ist die kommende Amtszeit des designierten US-Präsidenten Donald Trump ein weiterer Unsicherheitsfaktor für WIFO und IHS. Trump hat Zollerhöhungen für Importe aus der EU angekündigt. Für Österreich sind die USA ein wichtiger Handelspartner, wie wir vor einigen Wochen schon erklärt haben. Der Außenhandel mit den USA trägt wesentlich zu unserer Wirtschaftsleistung bei. Sollten Importe erschwert oder gebremst werden, könnte sich das negativ auf die Konjunktur auswirken.
Wo es bergauf geht
WIFO-Direktor Felbermayr und IHS-Chef Holger Bonin sehen weitere Herausforderungen auf die Wirtschaft zukommen: Das Aus für den Verbrennungsmotor erfordert einen Umbau der Industrie, von der Globalisierung profitieren wir nicht mehr so stark wie früher und die Arbeitskräfte müssen für die Jobs der Zukunft qualifiziert werden.
Aber nicht überall geht es bergab: Der Handel dürfte im Gegensatz zur Industrie in den kommenden zwei Jahren wieder wachsen, und auch der private Konsum, der einen wichtigen Teil zur Wirtschaftsleistung beiträgt, zieht wieder an. Die Inflationsrate wird sich den Konjunkturprognosen zufolge bis 2026 knapp über der Zielmarke von zwei Prozent einpendeln. Von einem Aufschwung kann aber noch lang nicht die Rede sein.
Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.
Dir hat dieser Beitrag besonders gut gefallen oder du hast Hinweise für uns - sag uns deine Meinung unter feedback@wienerzeitung.at. Willst du uns helfen, unser gesamtes Produkt besser zu machen? Dann melde dich hier an.
Infos und Quellen
Daten und Fakten
Die österreichische Wirtschaft schrumpfte das zweite Jahr in Folge, 2024 ging das BIP laut IHS und WIFO um 0,9 Prozent zurück.
Für 2025 rechnen IHS und WIFO mit 0,6 bis 0,7 Prozent Wachstum, allerdings ohne Einberechnung eines wahrscheinlichen Sparpakets.
Streicht die nächste Regierung beispielsweise Subventionen und Investitionen, würde dies die Wirtschaftsleistung bremsen und könnte zu einer Rezession führen.
Budgetkonsolidierung bedeutet, dass Finanzen so geordnet werden, dass weniger Geld ausgegeben wird als eingenommen, um Schulden abzubauen.
Quellen
Präsentation der Konjunkturprognosen des WIFO und IHS am 20. Dezember 2025
WIFO: Konjunkturprognose 2025