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Jahresticket und Parkpickerl zusammen werden 2026 rund 150 Millionen Euro mehr bringen. Was daran ärgerlich ist: Im Vergleich zu den Schulden ist das ein sehr geringer Betrag.
Dass die Stadt Wien sparen muss, ist schon länger klar. Das Defizit in diesem Jahr beträgt 3,8 Milliarden Euro, der Schuldenstand wird Ende 2025 bei unglaublichen 15,7 Milliarden Euro liegen. Wenn man überlegt, wie man das einspart, ist das verdammt viel. Wenn man sich anschaut, wie viele Schulden das gesamte Signa-Imperium hinterlassen hat, nämlich rund 23 Milliarden Euro, ist es vergleichsweise wenig. Aber leider leider, in Wien gelten die Spielregeln des Hausverstands und nicht die von Benko.
- Kennst du schon?: Shein muss weg!
Ziemlich viel sagt allerdings aus, WO eingespart wird. Das Jahresticket wird teurer, der Bau der U5 verzögert sich (und damit die in der letzten Kolumne genannte Baustelle auf der Mariahilfer Straße, juhuuu!), Parken wird teurer.
Einsparungen sind nicht sozial gestaffelt
Jahresticket und Parkpickerl zusammen werden 2026 rund 150 Millionen Euro mehr bringen. Was daran ärgerlich ist: Im Vergleich zu den Schulden ist das ein sehr geringer Betrag, aber er geht zulasten der Wiener:innen, und zwar NICHT sozial gestaffelt. Und apropos soziale Staffelung: Liebe Stadt Wien, was is‘n bitte los mit dir? Einschränkungen bei der Mindestsicherung, im Netz geht das Gerücht um, dass es keinen Gratiskindergarten mehr geben wird – toller Plan, bei den eh schon Armen zu sparen!
Ich finde das sehr, sehr traurig. Die Stadt, auf die ich immer stolz war, weil hier Gemeindebauten mitten ins Villenviertel gebaut wurden, um für sozialen Ausgleich zu sorgen, und in der sich so viel Gutes getan hat in den vergangenen Jahrzehnten, wo ist sie hin? Viel ist vom berühmten Roten Wien grad nicht zu spüren. Nicht nur aufgrund der Höherbelastungen für ärmere Wiener:innen bin ich sauer, sondern auch, weil der Sparstift natürlich erst mal dort angesetzt wird, wo es gefühlt den meisten Politiker:innen grad wirklich egal ist: beim Klimaschutz. In Wahrheit sollte man doch MEHR Menschen in die Öffis bringen, nicht weniger!
Hoteliers vs. Student:innen
Warum – und der Satz wird mich jetzt in Teufels Küche bringen – haben Hoteliers eine bessere Lobby als Student:innen? Die müssen fürs Öffi-Fahren jetzt teilweise ordentlich tiefer in die Tasche greifen, während die Ortstaxe ausschließlich Tourist:innen betrifft, denen das im Verhältnis zu den Kosten eines Urlaubs nicht allzu wehtun wird. Aber die Ortstaxe, die wird jetzt doch verschoben. Die teurere Jahreskarte kommt.
Man könnte mir jetzt vorwerfen, dass ich so argumentiere, weil mich die Teuerungen direkt betreffen. Nein, ich verstehe gut, dass die Stadt sparen muss, aber ich hätte da ein paar andere Ideen:
- Im Mai 2026 wird die Stadt randvoll mit Tourist:innen sein, die sich den Songcontest ansehen wollen. Die Erhöhung der Ortstaxe kommt erst danach. Ganz versteh ich das nicht.
- Die Stadt besitzt ein riesiges Immobilienvermögen. Aus den Ankündigungen hätte ich jetzt bisher nicht rausgelesen, dass hier für Einnahmen gesorgt wird.
- Und ich weiß, es kommt vom Bund und damit aus einem ganz anderen Budgettopf, aber betrifft Wien: Ganz, ganz, ganz naiv gesagt – was wäre, wenn die Stadt Wien den Betrag, den der Lobautunnel kosten wird – Schätzungen gehen da weit auseinander, ich tippe mal auf mindestens drei Milliarden –, stattdessen dafür einsetzt, Öffis weiter auszubauen und das Jahresticket günstig zu halten?
Hui, das wird wieder Leser:innenbriefe geben. Man möge mir bitte erklären, warum die Einsparungen so gestaltet werden, dass vor allem von Maßnahmen gegen den Klimawandel abgesehen wird, wenn wir zeitgleich schon längst wissen, welche immensen Kosten es nach sich ziehen wird, in dem Bereich nichts zu tun. Ein bissl zum Aus-der-Haut-Fahren ist das schon alles.
Nunu Kaller schreibt alle zwei Wochen eine Kolumne zum Thema Nachhaltigkeit. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.
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