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Das Attentat von Eilat richtet sich vor allem gegen einen Palästinenserstaat

Von Georg Friesenbichler

Analysen

Die Reaktion kam ebenso reflexartig wie prompt: Die Hamas im Gaza-Streifen sei schuld an dem neuen Anschlag in Eilat, der etliche Tote forderte, unter ihnen auch israelische Zivilisten, ließ die Regierung in Jerusalem verlauten. Die Hamas begrüßte zwar den Anschlag, bekannte sich aber nicht zu seiner Urheberschaft.

Vermutlich ist die Hamas wohl eher damit beschäftigt, mit der im Westjordanland platzierten Palästinensischen Autonomiebehörde von Mahmoud Abbas über die Bildung einer gemeinsamen Regierung zu verhandeln. Die rivalisierenden Bewegungen hatten im April ein Versöhnungsabkommen geschlossen, das die Bildung einer Übergangsregierung aus unabhängigen Politikern vorsah, die bis zum Mai 2012 Präsidentschafts-und Parlamentswahlen organisieren soll. Die Gespräche darüber gestalten sich zäh, erst Anfang August sind sie wieder aufgenommen worden.

Daher scheint es durchaus möglich, dass es eine der vielen kleinen palästinensischen Splittergruppen gerade darauf abgesehen haben könnte, dieses Abkommen zu boykottieren. Auf sie hat weder die Fatah im Westjordanland noch die Hamas in Gaza Einfluss. Wahrscheinlicher ist aber, dass eine militante Gruppe auf eine Schädigung von Abbas abzielt. Denn der bereitet gerade ein großes Projekt vor: die einseitige Ausrufung eines Palästinenserstaates und dessen Anerkennung durch die UNO. Israel versucht alles, um dies zu verhindern, die USA haben ein Veto dagegen im UNO-Sicherheitsrat angekündigt.

Weil Israel aber gleichzeitig dabei ist, den Ausbau jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten vehement voranzutreiben, ist die Stimmung zwischen Washington und Jerusalem derzeit nicht gut, ganz zu schweigen vom Ansehen Israels bei jenen 120 Staaten, die jetzt schon zur Anerkennung eines eigenständigen Palästinas bereit sind.

Es gibt aber durchaus Palästinensergruppen, die die Eigenstaatlichkeit ablehnen, wohl vor allem, weil damit über kurz oder lang eine Anerkennung Israels durch die Palästinenser einhergehen müsste. Manche wollen noch immer die Juden aus dem ganzen ehemals britischen Mandatsgebiet vertrieben sehen.

Für Abbas kommt damit das Attentat nahe dem beliebten Badeort Eilat zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Denn bis zum entscheidenden Datum bleibt nur noch ein Monat Zeit: Am 20. September soll der Antrag auf Aufnahme in die UNO dem Generalsekretär Ban Ki-moon und der Vollversammlung der Vereinten Nationen vorgelegt werden.