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Der 8. März - noch nicht obsolet

Von Brigitte Pechar

Analysen

"Frauen bewegt euch, damit ihr eure Fesseln spürt!" Das stand Anfang der 1980er Jahre in violetten Lettren auf einem Plakat, das Frauen zu aktiver Frauenpolitik aufgerufen hat. Ja, damals - es war die Zeit der großen Frauendemonstrationen, die Zeit, als Autonome Frauen und Parteifrauen gemeinsam für eine starke Vertretung auf die Straße gegangen sind.

101 Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag wird man heute auf den Straßen wenig bemerken. Für die Jugendlichen von heute hat der 8. März keine Bedeutung mehr. Der Frauentag mit feministischen, kämpferischen Parolen hat ausgedient - jedenfalls in Österreich. Aber heißt das, dass die Jugend das Gefühl hat, dass bereits alles bestens ist? Interessiert sie Frauenpolitik nicht mehr? Oder gehen die Jugendlichen von heute eher pragmatisch als ideologisch an Politik heran?

Eine Studie des Instituts für Jugendkulturforschung zeigt, dass 43 Prozent der Mädchen und jungen Frauen (16 bis 29) von einer "modernen jungen Frau" das Bild einer "selbstbewussten Akteurin" zeichnen, die intellektuell unabhängig ist und sich eigenständig positioniert, selbstbestimmt agiert und teils auch sehr durchsetzungsfähig auftritt. 25 Prozent definieren die "moderne junge Frau" in erster Linie über die Erwerbsintegration.

Burschen und junge Männer vor allem aus bildungsfernen Milieus können mit diesem Frauenbild aber gar nichts anfangen. Während im bildungsnahen Segment zumindest noch 25 Prozent der männlichen Jugendlichen (16 bis 29) eine "moderne junge Frau" zuerst als unabhängige und selbstbewusste Akteurin denken, sind dies bei jenen in Ausbildung ohne Matura nur neun Prozent.

Ernüchternd! Was läuft da schief? Wird die Jugend zu wenig mit gesellschaftspolitischen Fragen konfrontiert, sind sie zu sehr in ihren eigenen Kämpfen um Ausbildungsplätze und Arbeitsplätze verstrickt? Oder sind sie gar der Meinung, dass der Geschlechterkampf schon geschlagen ist?

Zwar müssen Frauen ihre Männer nicht mehr um Erlaubnis bitten, wenn sie einer Erwerbsarbeit nachgehen wollen, wie dies in Österreich noch bis in die 70er Jahre der Fall war, aber wenn es darum geht, das Berufsleben an die Familienpflichten anzupassen (Betreuung von Kindern und Pflegebedürftigen), sind sie es, die ihren Beruf nach den privaten Anforderungen richten (43 Prozent der Frauen arbeiten Teilzeit). Berücksichtigt man dann noch die kleine Zahl der Frauen in Führungspositionen oder mit politischen Mandaten, wird sehr rasch klar, dass der Frauentag zum Wachrütteln noch lange nicht obsolet geworden ist. Vielleicht sollte er wieder lauter begangen werden.