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Der Ölpreis kennt langfristig nur eine Richtung - nach oben

Von Konstanze Walther

Analysen

Der wichtigste Ölexporteur der Welt hat Angst um sein Kerngeschäft. Ein Ölpreis von derzeit mehr als 124 US-Dollar pro Fass könnte zu "negativen Effekten für die Weltwirtschaft" führen, heißt es in Riad. Und auch für die saudische Wirtschaft: Denn wenn das Öl zu teuer ist, sinkt ab einer gewissen Höhe die Nachfrage - das ist schlecht für die Ölexporteure. Die Zielmarke wird in Saudi-Arabien mit 100 Dollar pro Fass definiert. Seit Beginn des Jahres ist der Preis für Nordsee-Öl der Sorte Brent von 107 Dollar pro Fass auf zeitweise etwa 127 Dollar Anfang März gestiegen.

Von den 85 Millionen Barrel Rohöl, die täglich von der Welt verbraucht werden, fördert Saudi-Arabien derzeit rund 10 Millionen Barrel am Tag. "Wahrscheinlich liegt die saudische Kapazität bei 12 Millionen, das heißt, sie könnten ihre Fördermenge relativ leicht auf 11 Millionen ausweiten", schätzt Wolfgang Zimmer vom australisch-österreichischen Erdöl-Explorationsunternehmen ADX Energy. Die kurzfristigen Preistreiber liegen auf der Hand: das Embargo gegenüber dem Iran; die Unruhen in Syrien - einem Land, das für den Ölexport zwar nicht primär ins Gewicht fällt, aber Instabilität in die Region bringt; Unsicherheit und Angst generieren auch die Kriegsdrohungen seitens Israels im Mittleren Osten.

Mittelfristig ist auch "die enorme Überliquidität ein Problem, und zwar nicht nur für Öl, sondern für alle Rohstoffe", meint der Rohstoff-Spezialist Ronald Stöferle von der Erste Bank. Das billige Geld der Notenbanken versorgt Händler mit dem notwendigen Kapital, um den Preisdruck zu ihren Gunsten auszunutzen und zusätzlich ein Nachfrage-Hoch zu generieren.

"Aber auch ohne die momentanen Krisen würde der Ölpreis bei 120 Dollar pendeln", meint Zimmer. Es herrschen Angebot und Nachfrage - und die Nachfrage steigt in der Tendenz. Bis 2030 wird die Ölnachfrage Schätzungen zufolge um 30 Prozent zugelegt haben. Derzeit werden nur etwa 10 Prozent der Erdölförderung über "teure" Wege - also etwa Tiefsee-Bohrungen - gefördert. In Zukunft werden es wohl mehr werden. Die Felder der herkömmlichen Förderung im Mittleren Osten sind schon alt. Wie viel der Irak fördern kann, wenn sich die Lage dort entspannt, ist noch nicht gewiss.