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GM lebt, Bin Laden ist tot

Von Thomas Seifert

Analysen

US-Präsident Barack Obamas Wahlkampfteam hat einen simplen, aber eingängigen Slogan: Unter seiner Ägide hat der US-Autogigant General Motors (GM) überlebt, und der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2011, Al-Kaida-Mastermind Osama bin Laden, wurde getötet.

Die Außenpolitik spielt in US-Wahlkämpfen eine untergeordnete Rolle, der Herausforderer muss aber zeigen, dass er auf der internationalen Bühne Bella Figura macht. Die Latte liegt seit Obamas Auftritt in Berlin Ende Juli 2008 hoch: 200.000 Menschen jubelten dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten zu.

Wurde Obama damals in Europa wie ein Heilsbringer empfangen, gelang es dem blassen republikanischen Kandidaten Mitt Romney bei seiner Auslandsreise dieser Tage nicht, die Herzen der Europäer zu gewinnen: Schlimmer noch, die Briten waren über die Kritik des Salt-Lake-City-Olympia-2002-Managers an den Olympia-Vorbereitungen in London "not amused". In Israel verärgerte er die Palästinenser, und in Polen rastete sein Pressesprecher aus und beschimpfte einen Journalisten unflätig.

Romneys Auslandsreise, eine Tour de Fettnäpfchen: War wohl nichts, abgehakt.

Auch Romneys außenpolitische Thesen sind nicht überzeugend: In Kalter-Krieg-Manier hält er Russland - mittlerweile bestenfalls eine Mittelmacht - für einen gefährlichen Gegner und plädiert für einen Handelskrieg mit China - die derzeit letzte wirkliche Stütze der Weltwirtschaft.

Außenpolitisch trauen die US-Wähler Romney ohnehin nicht allzu viel zu: Einer CBS/"New York Times"-Umfrage zufolge sind 47 Prozent der Meinung, dass Obama sich auf diesem Politikfeld besser schlage, nur 40 Prozent glauben, dass Romney der bessere Außenpolitiker sei. Für die Republikaner ist dies beunruhigend.

Seit General Dwight D. Eisenhower 1952 das Weiße Haus eroberte, war die Außenpolitik stets die Kerndomäne republikanischer Kandidaten. Ronald Reagan gewann 1980 gegen den demokratischen Präsidenten Jimmy Carter, dem er völliges Versagen im Umgang mit der Geiselkrise im Iran vorwarf. George W. Bush konnte sich 2004 gegen Herausforderer John Kerry - einen dekorierten Vietnam-Kriegs-Veteranen - unter anderem behaupten, indem Bushs Kampagnen-Manager Kerry als Weichei im Krieg gegen den Terror darstellten.

Romneys Glück: Das Diktum von Bill Clintons Wahlkampfstrategen James Carville hat immer noch Gültigkeit: "It’s the economy, stupid!" ("Auf die Wirtschaft kommt es an, Dummkopf!") Solange die Arbeitslosigkeit über acht Prozent liegt, bleiben Romneys Chancen aufrecht.