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Sportlegende greift in Pakistan nach der Macht

Von Alexander U. Mathé

Analysen

Der beste pakistanische Cricketspieler aller Zeiten hat sich zum beliebtesten Politiker des Landes gewandelt, mit guten Aussichten für die nächste Wahl.


Imran Khan ist ein Allrounder in allen Lebenslagen. Der beste pakistanische Cricketspieler aller Zeiten war sowohl als Schläger als auch als Werfer gefürchtet. Nach seiner Karriere als Sportler schlug er den Weg in die Politik ein. Auch hier ist an allen Fronten mit ihm zu rechnen, was Khan zum mit Abstand beliebtesten Politiker Pakistans gemacht hat. Seine Vielseitigkeit zeigt sich unter anderem an der Kontroverse um ihn. Ideologisch steht er der Muslimliga nahe und wird gerne als "Taliban Khan" bezeichnet. Doch die Taliban selbst nennen ihn einen "Ungläubigen und haben Todesdrohungen gegen den 59-Jährigen ausgestoßen, dem sogar vorgeworfen wird, ein Zionist zu sein. Wer Khans Popularität ermessen möchte, braucht sich nur seine öffentlichen Auftritte ansehen, zu denen sich schon einmal mehr als 100.000 Menschen versammeln und ihm zujubeln. Dabei ist ihm etwas Erstaunliches gelungen, nämlich die politverdrossene Jugend zu mobilisieren. 80 Prozent der Jugendlichen in Pakistan wünschen sich, dass Khan die Geschicke des Landes lenkt. Sollte ihm das gelingen, verspricht er, will er innerhalb von 90 Tagen die Korruption im Land beseitigen, die Zusammenarbeit mit den USA im Kampf gegen den Terror beenden und einen islamistischen Wohlfahrtsstaat errichten. Doch ausschweifende Pub-Besuche in London und eine Zahl kolportierter Liaisonen während seiner Zeit als Cricketspieler sind wohl mit ein Grund dafür, dass ihm manch einer seinen religiösen Kurs nicht abkauft. Sein Erfolg bei Jugend und Mittelschicht, deren Sprache zu sprechen ihm nachgesagt wird, kontrastiert mit seiner liberalen Lebensweise, seinem Anwesen mit eigenem Cricketplatz und der Unterstützung durch zwei Politiker, die aus dem alten Establishment kommen: Der frühere Außenminister Shah Mehmood Qureshi wechselte von der Volkspartei von Präsident Asif Ali Zardari zur PTI ebenso wie Javed Hashmi, früherer Gesundheitsminister und Chef der Muslimliga. Auch heißt es, er werde von den ewigen Herrschaftseliten wie Militär, Geheimdienst und Wirtschaftsgranden unterstützt. Man wird bei den kommenden Wahlen 2013 darauf gefasst sein müssen, dass Khan an allen Fronten punktet. Beim Cricket hat ihm das zu so manchem Sieg verholfen und ihn zur Legende gemacht.