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Rohstoffe wecken Interesse an Zentralafrika

Von Vera Macht

Analysen

Engagement Europas ist auch eine Antwort auf Chinas wachsenden Einfluss.


Die Zentralafrikanische Republik, das ist ein Land wie ein Klischeebild Afrikas: Hier regieren despotische Führer, kämpfen Rebellengruppen und Kindersoldaten, hier töten sich Christen und Muslime gegenseitig. Es ist ein Land, das zu den ärmsten dieser Welt gehört. Und, bevor hier die Unruhen begannen, zählte es auch zu den unbekanntesten. Doch seit Frankreich Truppen geschickt und nun auch die EU Militärhilfe beschlossen hat, blickt die Welt verwundert auf diesen kleinen Binnenstaat, auf diese ehemalige französische Kolonie, die seit ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1959 nicht zur Ruhe gekommen, in der es immer wieder Umstürze gab.

Paris treibt aber auch nun nicht pure Uneigennützigkeit an: Zentralafrika ist zwar arm an wirtschaftlicher Entwicklung, doch reich an noch ungenutzten Rohstoffen. Hier finden sich Diamanten, Gold, Uran und andere Mineralien. An der Grenze zu Tschad, ein wichtiger Verbündeter Frankreichs im Krieg in Mali, könnte es Erdöl geben. China gewährte dem von den Séléka abgesetzten Präsidenten François Bozizé Kredite. Bevor die jüngsten Unruhen losgingen, erhielten China und Südafrika Bergbau-Konzessionen für Öl und Urangewinnung. Europa sieht diesen stark anwachsenden Einfluss der asiatischen Macht in Afrika mit Argwohn, auch der Aufbau eines muslimischen Staates soll unbedingt verhindert werden.

Die Muslime sind in Zentralafrika traditionell die Oberschicht, Händler und Geschäftsleute, während ein Großteil der christlichen Bevölkerung vom Ackerbau lebt. Das könnte sich jetzt ändern, denn die christlichen Milizen sinnen auf Rache, sie wollen die Muslime aus ihrem Land vertreiben. Die UNO spricht von einem möglichen Genozid, doch die Narration des rein religiösen Kriegs befeuert die Krise eher, als zu helfen. Denn dies ist kein zentralafrikanischer Konflikt.

Gewiss sind es Zentralafrikaner, die jetzt leiden, Zentralafrikaner, die sich gegenseitig töten, doch die eigentlichen Akteure sind andere. Unter den Séléka sind Söldner aus dem Südsudan, dem Tschad oder aus Mali. Die Séléka sprechen untereinander Arabisch, anders als die Menschen hier, deren Nationalsprachen Französisch und Sangho sind. Und Frankreich und die EU-Truppen wollen nun richten, was auch durch wirtschaftliche und politische Interessen Europas und der USA überhaupt erst entstanden ist.

Auf beiden Seiten des Konflikts in der Zentralafrikanischen Republik rekrutieren sich die Milizen aus den ärmsten Schichten des Landes. Es sind vorwiegend junge Männer, die jetzt zu den Waffen gegriffen haben und nachts in den Dörfern und Wäldern Zentralafrikas töten. Das Programm der UNO strebt ihre Abrüstung, Demobilisierung und Wiedereingliederung in die Gesellschaft an. Es werden aber keine Soldaten sein, die hier Frieden bringen, sondern eine autonome wirtschaftliche Entwicklung des Landes, die diesen jungen Männern Arbeit und Perspektive bringt.