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Der Friede ist noch nicht verloren

Von WZ-Korrespondent Tobias Käufer

Analysen

Politische Todfeinde müssen sich in Kolumbien die Hände reichen.


Erst die Zukunft wird zeigen, ob das Datum der Volksabstimmung über den Friedensvertrag als schwarzer Tag in die Geschichte Kolumbiens eingehen wird oder als ein Neuanfang.

Präsident Juan Manuel Santos ist es nicht gelungen, seinen immer noch populären und widerspenstigen Vorgänger Alvaro Uribe in die Friedensgespräche mit einzubinden. Der rechte Hardliner geht als der große Sieger aus dem Wahltag hervor. Plötzlich ist es wieder der von Lateinamerikas Linken so verhasste erzkonservative Uribe, der die Bedingungen diktiert. Und das demokratisch legitimiert.

Das lenkt den Blick auf die wahre Ursache des Scheiterns des Friedensplans. Im Kern dreht sich der bewaffnete Konflikt Kolumbiens um die Auseinandersetzung zwischen Linksaußen (Farc-Guerilla) und Rechtsaußen (Uribe-Lager). Verhandelt haben in Havanna aber nur die Guerilla und die gemäßigte politische Mitte des Landes. Das Uribe-Lager aber war ausgeschlossen und hat sich auch selbst gar nicht darum bemüht, eingebunden zu werden.

Ein wahrhafter Frieden wird aber nur möglich sein, wenn sich die politischen Todfeinde von den beiden politischen Rändern die Hände reichen. Insofern könnte das Nein bei der Volksabstimmung die extremen Lager in Kolumbien doch noch an einen Tisch zwingen. Das wäre das positive Ende dieser Geschichte.

Es könnte allerdings auch anders kommen: Nur ein Feuergefecht, eine Bombe von abtrünnigen Farc-Einheiten kann ausreichen, um das Pulverfass Kolumbien wieder zur Explosion zu bringen. Der Tanz auf dem Drahtseil geht weiter.