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Auf Nebenschauplätzen verirrt

Von Walter Hämmerle

Analysen

Norbert Hofer und Ulrike Lunacek bearbeiten einander in einem erratischen TV-Duell. Eine Nachlese.


Wien. Norbert Hofer gegen Ulrike Lunacek: So lautete am Dienstagabend der Auftakt der TV-Duelle im öffentlich-rechtlichen ORF. Also Blau gegen Grün, die Lieblingsgegner in der heimischen Politik, wobei Hofer Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache vertrat, der seinen Joker auf eine einmalige Auszeit gleich bei der ersten Gelegenheit zog.

Die Ausgangspositionen wiesen dabei durchaus Parallelen auf: Die FPÖ kämpft damit, dass ihr ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz und Verteidigungsminister Hans-Peter Doskozil beim Thema Migration die Lufthoheit streitig machen; und die Grünen kämpfen seit dem Rücktritt Eva Glawischnigs und der Abspaltung von Peter Pilz mit dem Rücken gegen die Wand.

Angesichts dessen hat es am Dienstag keiner der beiden wirklich geschafft, spürbar Pluspunkte zu sammeln. Die Debatte begann relativ entspannt, mit lediglich kleinen Spitzen. Doch im Verlauf häuften sich die wechselseitigen Angriffe und Untergriffe. Und das auf seltsamem Terrain.

Hofer und Lunacek beharkten sich auf Themenfeldern, die für die Nationalratswahlen am 15. Oktober höchstens am Rande von Interesse sind. Die Rolle russischen Geldes für den Ausbau der ungarischen Atomkraftwerke sowie die allenfalls höchst abstrakten Möglichkeiten Österreichs, die Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen neu zu verhandeln, waren, nun ja, seltsame Debatten. Auch Moderator Tarek Leitner wirkte zu diesem Zeitpunkt etwas ratlos.

Ansonsten bleibt festzuhalten: Die FPÖ würde gerne die Möglichkeit der Briefwahl einschränken, die Grünen nicht. Beide Parteien sind irgendwie für mehr direkte Demokratie, die Grünen bevorzugen eine sanfte Partizipation der Bürger, die FPÖ möchte ein Vetorecht für beschlossene Gesetze verankern.

Deutlich die Differenzen beim Thema Europa: Hier befürworten die Grünen eine Entwicklung hin zu einer "Republik Europa" und einer weitergehenden Marginalisierung der Nationalstaaten, während die FPÖ an deren Souveränität unbedingt festhalten will. Vor einer Erweiterung von Schengen und Eurozone pochen beide auf die Erfüllung der Kriterien. Beim Klimaschutz ist man sich einig, dass verstärkt in den Ausbau der erneuerbaren Energieträger investiert werden soll. Und eine gemeinsame Regierung, das kann sich erwartungsgemäß weder Hofer noch Lunacek vorstellen. Wegen unüberbrückbaren Unterschieden.