Kairo. Die USA erhöhen den Druck auf Ägypten: Laut CNN haben sie nämlich einen Teil der Militärhilfe für Ägypten vorübergehend auf Eis gelegt. Die Regierung von Präsident Barack Obama wolle einige der Mittel "umprogrammieren", meldete der Nachrichtensender unter Berufung auf das Büro des demokratischen Senators Patrick Leahy. Dieser leitet einen Unterausschuss zur Bereitstellung finanzieller Auslandshilfen. Details wurden allerdings nicht bekannt.

Leahys Sprecher habe bestätigt, dass sein Büro über die Aussetzung der Hilfen informiert worden sei, hieß es weiter. Es sei aber keine Entscheidung über einen dauerhaften Stopp getroffen worden. Laut CNN hält sich die US-Regierung damit letztlich die Option offen, die Militärhilfe weiterzuzahlen oder diese einzustellen. US-Präsident Obama hatte bereits den harten Kurs der Übergangsregierung in Kairo kritisiert und eine gemeinsame Militärübung US-amerikanischer und ägyptischer Streitkräfte abgesagt.

Oberhaupt der Muslimbrüder verhaftet
Indessen geht die Staatsmacht in Ägypten weiter gegen die Muslimbruderschaft vor. Deren Oberhaupt Mohammed Badie wurde in der Nacht zum Dienstag verhaftet. Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte der Nachrichtenagentur dpa, Badie habe sich in einem Gebäude in Nasr-City versteckt gehalten. Badie wird die Anstiftung zu tödlicher Gewalt gegen Demonstranten vorgeworfen.

Bald nach der Festnahme Badies ernannten die Muslimbrüder seinen Stellvertreter Mahmoud Ezzat (Essat) interimistisch zum Chef. Mitglieder und Sympathisanten der Muslimbruderschaft starteten eine Kampagne im Kurznachrichtendienst Twitter unter dem Motto "Ich bin der Murshid". "Murshid" ist der Titel des Oberhauptes der Muslimbrüder.

Die Gegner der islamistischen Regierung hatten während ihrer Protestaktionen, die am 30. Juni in einer Massenkundgebung mit Millionen von Teilnehmern endete, "Nieder mit der Herrschaft des Murshid" gerufen, weil Badie aus ihrer Sicht der Strippenzieher war und Mursi seine Marionette.

Die ägyptischen Muslimbrüder wollen ihren Kampf gegen die neuen Machthaber weiter fortsetzen. Ein Sprecher der Bewegung erklärte am Dienstag, Badie sei letztlich auch nur eines von vielen Mitgliedern der Bruderschaft, die tief in der ägyptischen Gesellschaft verankert sei. Die Kampagne der Bewegung gegen den "Militärputsch" werde weitergehen, erklärte Ahmed Aref.

Journalist an Militärkontrollpunkt erschossen
Ein Journalist der ägyptischen Zeitung "Al-Ahram" ist am Montag nach Beginn der Ausgangsperre an einem Kontrollpunkt des Militärs erschossen worden. Wie die Zeitung online berichtete, wurde ein weiterer Journalist, der für ein anderes Blatt arbeitet, verletzt. Beide seien auf dem Rückweg von einem Treffen mit dem Gouverneur einer Provinz im Nildelta gewesen.

An dem Militärkontrollpunkt wurden sie beschossen, berichtete der verletzte Journalist laut "Al-Ahram". Für Journalisten und Mitarbeiter von Medien gelte eine offizielle Ausnahmeregelung bei der Handhabung der Ausgangssperre, betonte die Zeitung.

Spindelegger fordert Druck der EU auf Ägypten
Außenminister Spindelegger will das 2004 geschlossene EU-Assoziierungsabkommen notfalls auch kündigen, um den Druck auf die Militärführung des Landes zu erhöhen. Dies könnte wirtschaftliche Auswirkungen für das Land haben, da Ägypten aufgrund der ausbleibenden Touristen nun besonders auf ausländische Hilfen angewiesen sei, argumentierte Spindelegger am Montag im ZIB2-Interview des ORF.