Damaskus. (afp) Jihan sitzt auf den gepackten Koffern der Familie. Die junge Mutter wohnt neben Mazze, dem Militärflughafen von Damaskus, und ist überzeugt, dass dieser eines der ersten Ziele ist, das die USA und ihre Verbündeten bombardieren werden. Todesangst macht sich in Damaskus breit. Vor allem Bewohner in der Nachbarschaft von strategischen Einrichtungen, die in den nächsten Tagen angegriffen werden könnten, bangen um ihr Leben. Andere reagieren mit Hamsterkäufen auf die schwebende Drohung, die syrische Regierung, der Giftgasangriffe auf die eigene Bevölkerung vorgeworfen werden, mit Militärschlägen zu bestrafen.

"Mazze gehört zu den ausgewählten Angriffszielen. Da bin ich sicher", sagt Jihan. Geschützt wird Mazze von der gefürchteten Vierten Division, die für die Verteidigung der Hauptstadt zuständig ist und vom Präsidentenbruder Maher al-Assad befehligt wird. Jihan zieht mit Mann und den zwei Töchtern zu Verwandten nach Malki, ein Innenstadt-Viertel, das sie für sicherer hält.

Auf den Straßen im Zentrum fahren derzeit kaum noch Autos. Die Einwohner von Damaskus verlassen ihre Häuser nur noch für die Arbeit oder unaufschiebbare Besorgungen. "Es sind kaum Leute unterwegs. Meine Frau zum Beispiel kommt nach der Arbeit immer sofort nach Hause, ohne wie früher erst ihre Mutter zu besuchen", berichtet der Bankangestellte Adel.

"Seit drei Tagen hört man hier die irrsten Gerüchte. Meine Mutter ist völlig fertig mit den Nerven, weil wir gleich neben der Zentrale des Generalstabs wohnen. Und das ist ja wirklich ein Angriffsziel", sagt der 35-jährige Mohammed. "Seit die hier von Raketenangriffen reden, habe ich vor lauter Angst ständig Bluthochdruck", klagt Futun, die mit kleinen Kindern im gleichen Innenstadtviertel wohnt.

Auf dem zentralen Platz Sabaa Bachrat ist Malek, einem Verkäufer von Elektrogeräten, die Anspannung deutlich anzusehen: "Alle hier sind sehr nervös, seit wir diese Woche Kerry gehört haben", sagt Malek. Er bezieht sich auf die Ankündigung des US-Außenministers, dass diejenigen, die chemische Kampfstoffe gegen die Zivilbevölkerung einsetzten "zur Rechenschaft gezogen werden". Kein einziger Kunde ist in seinem Laden, der sonst gut besucht ist. Seine Schwester Majada habe vorsichtshalber ihre Ersparnisse bei der Bank abgeholt, erzählt Malek. Seine Frau hat er zum Markt geschickt, um massenweise Fleisch, Tomaten, Brot und Nudeln zu kaufen. In den Lebensmittelgeschäften lässt sich Ähnliches beobachten. "Die Leute decken sich mit großen Mengen ein", sagt Mohammad, Großhändler für Reis, Olivenöl und Nudeln.

Andere malen sich die Apokalypse aus: "Wenn die angreifen, werden Russland und Iran uns helfen", prophezeit der Bäcker Abu Ahmad. "Das wird dann der Dritte Weltkrieg, und das Feuer wird nicht mehr verlöschen." Lakonischer äußert sich die Architektin Mayssa: "Der Angriff ist nicht mehr abzuwenden, der internationale Druck auf Obama ist zu groß", sagt sie und rückt die Dinge zurecht: "Sowieso ist unser Land ja schon lange im Krieg", und verweist damit auf die mehr als 100.000 Toten seit Beginn der Kämpfe im März 2011.