Damaskus. Jetzt heißt es Warten. Die UNO-Inspektoren, die in den vergangenen Tagen den mutmaßlichen Giftgas-Einsatz in Syrien untersuchten, haben am Samstag Damaskus verlassen. Augenzeugen zufolge kamen die Inspektoren Samstag früh auf dem Internationalen Flughafen in Beirut an. Zuvor hatte das Team die Grenze von Syrien in den Libanon passiert. Das Expertenteam der Vereinten Nationen wird seine Ergebnisse der viertägiger Untersuchung über den mutmaßlichen Giftgas-Einsatz in einem Bericht festhalten. Dieser basiert auf Grundlage der im Land gesammelten Daten und Proben, und wird vermutlich erst in zwei Wochen vorliegen, wie Diplomaten mitteilten.

Die Inspektoren suchten seit knapp einer Woche nach Spuren des Giftgas-Angriffes von vergangener Woche, bei dem nach US-Angaben 1.429 Menschen getötet wurden. Laut Mandat sollten die UNO-Experten lediglich herausfinden, ob Chemiewaffen eingesetzt wurden, nicht aber durch wen.

Putin fordert Beweise

Indessen hat Russlands Präsident Wladimir Putin die USA aufgefordert, ihre Giftgas-Vorwürfe an das Regime in Syrien mit konkreten Beweisen zu belegen. "Es entspricht doch keiner Logik, dass die syrische Armee Giftgas an einem Tag einsetzt, an dem UNO-Beobachter ins Land kommen". Die gegen Assad erhobenen Anschuldigungen seien "kompletter Unsinn", sagte Putin am Samstag vor Journalisten.

"Ich bin überzeugt, dass es eine Provokation ist, um andere Länder in den Konflikt hineinzuziehen", sagte Putin in der Stadt Wladiwostok am Pazifik. Er sprach sich dafür aus, beim G-20-Gipfel in St. Petersburg am 5./6. September auch über Syrien zu sprechen. "Es ist nicht der Weltsicherheitsrat, aber ein guter Ort für das Problem", sagte Putin.

Syrien rechnet "jeden Moment" mit Militärintervention

Angesichts der Drohungen der USA und Frankreichs rechnet die syrische Führung mit einer baldigen Militärintervention. Nach der Ausreise der UNO-Chemiewaffeninspektoren werde nun ein Angriff westlicher Truppen "jeden Moment" erwartet, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte am Samstag. Die syrische Führung rechne mit dem militärischen Eingreifen des Westens, sei aber "auch jederzeit zur Vergeltung bereit", sagte der Sicherheitsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Das syrische Außenministerium hatte zuvor erklärt, die angeblichen Beweise der US-Regierung für einen Chemiewaffen-Einsatz durch syrische Regierungstruppen seien nichts anderes als alte Geschichten voller "zusammengeschusterter Unwahrheiten".

Die Arabische Liga will am Sonntag in Kairo über die Lage in Syrien beraten. Ein für Dienstag geplantes Routine-Treffen der Außenminister sei vorverlegt worden, sagte Vize-Chef Ahmed Ben Helli.