Alpbach. Valerie Amos, Spitzendiplomatin der Vereinten Nationen, sagt beim Europäischen Forum Alpbach, dass die Vereinten Nationen stets einer diplomatischen und politischen Lösung den Vorzug vor einer militärischen Lösung geben. Der Bürgerkrieg in Syrien habe bisher über 100.000 Menschenleben gefordert, hundertausende Menschen seien geflüchet, die humanitäre Lage verschlechtere sich jeden Tag. "Wir müssen nach einer tieferen Basis für Frieden streben: Nach einer Welt ohne Nuklear- und chemische Waffen, wir müssen einen größeren Fokus auf die Vermeidung von Konflikten legen und das Recht stärken", sagt Amos in Alpbach.
Heinz Fischer warnt ebenfalls vor einem militärischen Eingreifen in Syrien. "Militärschläge scheinen unmittelbar bevorzustehen, auch wenn die [für Premierminister David Cameron verlorene, Anm.] Abstimmung im Unterhaus in London vielleicht den Zeitplan nun etwas verschoben hat." Der Einsatz chemischer Waffen sei absolut zu verurteilen, aber bevor man über Vergeltungsschläge nachdenke, gehe es darum, festzustellen, wer für den Einsatz von Kampfgas verantwortlich war. "Für mich ist es nur logisch, dass man, wenn man eine UN-Mission nach Syrien schickt, man auch abwartet, was diese Mission herausfindet", sagt Bundespräsident Fischer.
Fischer wandte sich strikt gegen eine Intervention einer "Unterstützungsgruppe" oder eine "Koalition der Willigen", denn ein Einsatz ohne eine Authorisierung durch den UN-Sicherheitsrat sei sehr "delikat". Fischer: "Welche Gruppe darf solche Interventionen durchführen? Welche nicht? [ ] Ich bin besorgt über das Nachdenken über Militäraktionen, bei denen es nicht um Selbstverteidigung oder um vom UN-Sicherheitsrat sanktionierte Missionen geht", sagt Fischer. "Sie können sagen, das reicht nicht aus. Aber können Sie mir eine Alternative nennen?"