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Prominente setzen sich für Lampedusa-Flüchtlinge ein

Von WZ Online, zel

Asyl

Manifest von u.a. Elfriede Jelinek, Karin Beier, Bela B. von den Ärzten.


Hamburg. Mehr als 20.000 Menschen sind bei ihrem Versuch, nach Europa zu gelangen ertrunken. Für rund 300, die es ins norddeutsche Hamburg geschafft haben, setzen sich nun Prominente im Rahmen einer Aktion ein. Seit sie vor eineinhalb Jahren vor dem Krieg in Libyen geflohen sind, leben sie in Hamburg. Mit einem Manifest setzen sich Bürger und Prominente wie Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die Musiker Bela B. und Jan Delay sowie Hamburgs Schauspielhaus-Intendantin Karin Beier und Filmemacher Fatih Akin nun für ihr Bleiberecht ein.

"Es ist ein Unding, wie der Senat mit den Flüchtlingen umgeht", sagte Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard am Montag vor dem Info-Zelt der Flüchtlinge hinterm Hauptbahnhof am Steintorplatz. "Hamburg ist eine reiche Stadt und es wäre kein Problem, eine politische Lösung zu finden."

Manifest für Lampedusa

Unter dem Motto "Hier eine Zukunft! Manifest für Lampedusa in Hamburg" zeigen sich die Unterzeichner solidarisch mit den afrikanischen Flüchtlingen, die seit mehr als einem Jahr ein Bleiberecht in der Hansestadt fordern. "Wir unterstützen den Kampf dieser Gruppe aus den unterschiedlichsten Gründen", heißt es in dem Manifest, das man im Internet unterschreiben kann. "Was uns eint, ist die Überzeugung, dass diese Menschen eine Zukunft haben müssen - und zwar hier, in dieser Stadt."

Sich für die Flüchtlinge einzusetzen sei "ein Akt der Menschlichkeit", meinte Bela B., der singende Schlagzeuger der Ärzte. "Für mich sind das nicht nur Flüchtlinge, sondern Überlebende. Über 20.000 Menschen sind bereits gestorben auf dem Weg nach Europa." Intendantin Karin Beier meinte: "Ich bin ein wenig erstaunt darüber, dass sich diese weltoffene Stadt in so einer Extremsituation auf eine Gesetzeslage allein beruft." Sie hoffe, dass durch die Öffentlichkeit eine Diskussion darüber entstehen kann.

(Keine) Duldung aus humanitären Gründen

Nach ihrer Flucht aus Libyen lebten die Betroffenen zwei Jahre in Flüchtlingslagern in Italien, bis diese geschlossen und die Männer mit Touristen-Visa ausgestattet wurden. Anfang 2013 strandeten mutmaßlich etwa 300 von ihnen in Hamburg. Hier landeten sie nach dem Auslaufen des Winternotprogramms für Obdachlose zunächst auf der Straße - für ein Jahr lang kamen 80 von ihnen unter großer Unterstützung der Bevölkerung in der St. Pauli Kirche unter.

Nach Angaben der Innenbehörde haben rund 70 von ihnen einen Antrag auf Duldung aus humanitären Gründen gestellt. In 47 Fällen sei diese bewilligt worden, ansonsten liefen die Verfahren noch. Nach Angaben der Unterstützer habe die Innenbehörde jedoch oft genug kundgetan, dass sie in einem Asylverfahren kaum eine Chance haben.

Manifest "Hier eine Zukunft! Manifest für Lampedusa in Hamburg"