Die Einigung der Weltmächte mit dem Iran in Wien hat das Zeug, die Welt zu verändern. Verzicht auf Atomwaffen, dafür Aufhebung der Sanktionen gegen die Islamische Republik, so lautet der Deal. Neben den wirtschaftlichen Möglichkeiten, auf die sich alle freuen, holt das Abkommen den Iran zurück auf die geopolitische Bühne. Für die gefährliche Situation im Nahen und Mittleren Osten kann dies eine Chance bedeuten, wenn diese "neue Besonnenheit" über den 14. Juli 2015 hinausreicht. In Syrien, im Jemen und im Irak liefern einander der Iran und Saudi-Arabien Stellvertreterkriege, die zu Brutstätten des globalen Terrorismus geworden sind.

Chefredakteur Reinhard Göweil.
Chefredakteur Reinhard Göweil.

Dass sich jüngst sogar Russland und Saudi-Arabien angenähert haben, passt gut ins neue Bild. Die geopolitischen Voraussetzungen haben sich rund um den Iran-Deal fundamental geändert. EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hat recht, wenn sie das Iran-Abkommen "historisch" nennt. Die Diplomatie hat zwar zehn Jahre dafür benötigt, doch zeigt sich nun, dass es keine Alternative zur globalen Zusammenarbeit gibt.

Dieser Deal öffnet die Chance, die blutigen und unübersichtlichen Konflikte der Region unter Kontrolle zu bringen. Ohne ihn gäbe es nicht einmal die Chance dafür. Radikale Gruppen werden versuchen, durch Terroraktionen die Situation erneut zu destabilisieren. Dies zu unterbinden erfordert eine Zusammenarbeit der USA und Russlands - auch kein Fehler.

78 Millionen iranische Bürger haben die Chance, ihren Lebensstandard zu erhöhen, allein dies wird das Regime in Teheran innenpolitisch vorsichtiger machen. Und es ermöglicht den Menschenrechtsdialog, den die EU anstrebt.

All dies wird nicht sofort geschehen, es wird weiterhin Grausamkeiten, Todesurteile und blutige Anschläge geben. Doch es gibt eine neue Chance, sie effektiver zu bekämpfen.

Am Ende werden sich - wenn die USA, China, Russland und die EU an dieser Einigkeit festhalten - auch Saudi-Arabien und der Iran annähern müssen. Für alle islamischen Länder wäre dies ein Segen.

Der "Seufzer der Erleichterung", wie es Russlands Präsident Wladimir Putin ausdrückte, möge also ein langer werden. Die Wirtschaft kann hier als Beispiel dienen, sie rechnete bereits aus, welche Milliardengeschäfte nun zu machen sind. Und steigender Wohlstand reduziert die Kriegsgefahr - auch für Israel übrigens.