Wien. Am Montag Abend startet mit der Eröffnung der Lesefestwoche, dem großen Begleit-Event der "Buch Wien", die intensivste Buch- und Literaturwoche des Jahres in Österreich. Mehr als 300 Autoren werden zu Veranstaltungen in ganz Wien sowie in der Halle der Messe Wien erwartet, wo von Donnerstag bis Sonntag (22. bis 25.11.) die eigentliche Buchmesse stattfinden wird. Nach der gesundheitlich bedingten Absage des für die Eröffnung der Lesefestwoche vorgesehenen Stargastes Richard Sennett ("Zusammenarbeit") gab die Messe gestern, Sonntag, eine weitere Absage bekannt: Die israelische Autorin Mira Magén ("Wodka und Brot") hat aufgrund der aktuellen Ereignisse im Nahen Osten ihre Lesereise abgesagt.
Im Folgenden ein kurzer Wegweiser zu besonders interessanten Büchern und Autoren:
Prominenz: Die "Buch Wien" verfügt heuer zwar über keinen Stargast der Superlative, aber doch über zahlreiche Gäste mit klangvollen Namen. Die beiden Diogenes-Autoren Martin Suter (stellt am Donnerstag um 16 Uhr auf der Messe und um 20 Uhr im Akademietheater seinen neuen Roman "Die Zeit, die Zeit" vor) und Martin Walker (Kostproben aus seinem neuen Perigord-Krimi "Schatten an der Wand" gibt es am Freitag um 16.45 Uhr auf der Messe und um 18.30 Uhr im Oratorium der ÖNB) zählen zu den Mega-Sellern der Branche. Ein Namensvetter zu den prominentesten deutschsprachigen Autoren: Martin Walser liest am Samstag (12 Uhr) aus seinem "Dreizehnten Kapitel". Auch Vladimir Sorokin schaut wieder einmal in Wien vorbei. "Der Schneesturm" (Freitag, 19 Uhr) ist keine seiner wütend-obszönen Visionen eines faschistischen Russlands, sondern ein stilistisches Vexierspiel zwischen Tschechow, Puschkin und Science-Fiction. Dem Deutsch-Syrier Rafik Schami ist mit vielen Veranstaltungen heuer das Gratis-Buch gewidmet: 100.000 mal gibt es in den kommenden Tagen "Eine Hand voller Sterne". Mit "Das Herz der Puppe" stellt er außerdem am Donnerstag (14 Uhr) auch ein Kinderbuch vor.
Blick in den Osten: Auch ohne einen speziellen CEE-Schwerpunkt gibt es interessante Begegnungen mit Autoren aus dem ost- und südosteuropäischen Raum. Der Bulgare Vladimir Zarev stellt am Dienstag (19 Uhr) im Ost-Klub "Seelenasche", den monumentalen, 760-seitigen Abschlussband seiner mit "Familienbrand" und "Feuerköpfe" begonnenen Trilogie über die Familie Weltschev und die Entwicklung Bulgariens im vergangenen Jahrhundert vor, ehe er am Donnerstag (15.30 Uhr) auch auf der Messe liest. Der junge Pole Daniel Odija präsentiert am Donnerstag (19 Uhr) im Wiener Literaturhaus seinen bereits 2001 erschienenen und nun ins Deutsche übertragenen Roman "Auf offener Straße", eine drastische Milieuschilderung über die Wettbewerbs-Verlierer am unteren Rand der Gesellschaft (Messe-Lesung am Samstag, 17 Uhr). Der Kroate Zoran Feric lässt in "Das Alter kam am 23. Mai gegen 11 Uhr" (Freitag, 15.30 Uhr) Pensionisten, die ihre Jugend in der Tito-Ära verbracht haben, ihre Maturareise wiederholen.
Theater: Auch verschiedene Publikumslieblinge, die man sonst eher auf der Bühne oder auf der Leinwand sieht, stellen Bücher vor. Dolores Schmidinger präsentiert am Donnerstag (16 Uhr) ihre "unartige Biografie" "Ich hab sie nicht gezählt", Ursula Strauss ist mit "Mir schmeckt's" unter die Kochbuchautorinnen gegangen (Samstag, 16.30 Uhr), Otto Schenk erzählt am Sonntag (15 Uhr), "Warum mir so fad ist". "Neue Antiquitäten aus der Oper und dem wirklichen Leben" versammelt Christoph Wagner-Trenkwitz am Freitag (10.15 Uhr) in "Schwan drüber!", und "Liebeserklärungen" an große Schauspieler wie Gert Voss, Edith Clever, Bruno Ganz oder Walter Schmidinger gibt der deutsche Theaterkritiker Gerhard Stadelmaier am Freitag, 19 Uhr, in der Deutschen Botschaft ab.
Junges Österreich: Natürlich gibt es auch die Gelegenheit zur persönlichen Begegnung mit vielen Protagonisten und Protagonistinnen der starken jungen heimischen Literaturszene. Milena Michiko Flasar stellt am Freitag, 14.45 Uhr ihr viel gelobtes Buch "Ich nannte ihn Krawatte" vor, für das sie zuletzt den Literaturpreis Alpha gewonnen hat. Knapp am Deutschen Buchpreis war der Grazer Clemens J. Setz vorbeigeschrammt, der es mit "Indigo" (Freitag, 12.15 Uhr) auf die Shortlist geschafft hatte. Auch für Vea Kaisers "Blasmusikpop" (Freitag, 16.15 Uhr), Anna Kims "Anatomie einer Nacht" (Samstag, 10.30 Uhr und 16.30 Uhr) und Anna Weidenholzers "Der Winter tut den Fischen gut" (Freitag, 16 Uhr) gab es zumeist sehr gute Kritiken. Radek Knapp lädt am Samstag, 11 Uhr, mit einer Mischung aus Detektivroman und Science-Fiction zu einer "Reise nach Kalino", Manfred Rebhandl gibt sich am Sonntag, 15 Uhr, mit seinem zweiten Rock Rockenschaub-Krimi "Dürre Beweise" trashig.