Zum Hauptinhalt springen

Der gar nicht so geheime Geheimdienst

Von Ronald Schönhuber

Europaarchiv

Dem BND werden die Pläne für die neue Zentrale in Berlin | gestohlen. | Der Imageverlust ist schon da, eine | Kostenlawine droht.


Berlin. Eine Geheimdienstzentrale, wie sie das BND-Hauptquartier in Berlin einmal werden soll, hätte vermutlich auch M, Ian Flemings legendären obersten Agenten, neidisch werden lassen. In dem Gebäudekomplex, der auf dem Gelände des ehemaligen Weltjugendstadions errichtet wird, sollen ab 2014 rund 4000 Bundesnachrichtendienst-Mitarbeiter auf 260.000 Quadratmetern Fläche arbeiten. Die modernste Geheimdienstzentrale Europas ist damit auch das größte Bauvorhaben der Bundesrepublik Deutschland seit 1990. Entsprechend sind da natürlich auch die Kosten: 1,5 Milliarden Euro werden inklusive des Umzugs aus dem bayrischen Pullach veranschlagt.

Doch möglicherweise könnte es auch noch ein gutes Stück teurer werden. Denn laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus” sind bereits vor einem Jahr geheime Baupläne von dem mit über 100 Videokameras überwachten Gelände geschmuggelt worden. Die Informationen sollen zum Großteil den geheimsten Teil des künftigen Hauptquartiers betreffen und umfassen demnach Angaben zu Notausgängen, Schleusen, Alarmanlagen, Anti-Terror-Einrichtungen, Türen- und Deckendichte sowie Kabelschächte.

Sollten die Pläne tatsächlich derartige hochsensible Zonen betreffen, bedeutet das für den BND wohl nicht nur eine Image-Katastrophe. Die entsprechenden Bereichen müssten auch neu geplant und gebaut werden. Grüne und Linke gehen bereits von „erheblichem Zusatzaufwand” und entsprechend hohen Kosten für den Steuerzahler aus.

Doch nicht alle in Berlin wollen offenbar so heiß essen, wie gekocht worden ist. Die Tatsache, dass die Pläne zwar als „Verschlusssache” aber nicht als „Streng geheim” klassifiziert wurden, lasse ihn zweifeln, dass die Informationen wirklich so sensibel sind, sagte der SPD-Innenexperte Michael Hartmann. Auch BND-Chef Ernst Uhrlau versuchte zu beschwichtigen. „Ich sehe im Moment nicht, dass hochbrisantes Material den Weg an fremde Empfänger gefunden hat”, sagte er am Dienstag. Laut der „Bild”-Zeitung geht man im BND von einem kriminellen Hintergrund der Tat aus. Im Verdacht steht dabei eine der bauausführenden Firmen. Einen Diebstahl durch ausländische Agenten hält man hingegen für unwahrscheinlich.

Für viele Nachrichtendienstler kommt die Panne jedenfalls nicht aus heiterem Himmel. Sie sprechen hinter vorgehaltener Hand von einer schon länger andauernden Krise im BND, für die sie vor allem Uhrlau verantwortlich machen. Dieser galt nach mehreren Pannen schon als ablösereif, durfte aber dann doch weitermachen. Insidern zufolge „verwaltet er den Dienst nur noch”.