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Im Streit um Käfigeier droht Brüssel Ländern mit Strafen

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Europaarchiv

Hälfte der Mitgliedstaaten hat illegale Legebatterien.


Brüssel. Gesundheitskommissar John Dalli macht Ernst: Im Streit um illegale Käfigeier hagelt es demnächst EU-Strafverfahren für zahlreiche Mitgliedstaaten. Denn obwohl herkömmliche Legebatterien bereits 1999 per 1. Jänner 2012 verboten wurden, sind sie immer noch in rund der Hälfte der EU-Länder in Betrieb. Ein "Gentlemen’s Agreement", mit dem die EU-Kommission den säumigen Ländern eine Nachfrist setzen wollte, scheiterte beim Treffen der EU-Landwirtschaftsminister am Montag an der nötigen Einstimmigkeit. "Die Gesetze müssen eingehalten werden", sagte der österreichische Ressortleiter Nikolaus Berlakovich. "Wir sind nicht dafür, dass die Hühner gekeult und die Eier vernichtet werden." Die illegalen Eier sollen nach Möglichkeit aber "national verwendet", also nicht mehr ausgeführt werden. Auch Eier, die in Teigwaren oder Kuchen verarbeitet sind, müssten strikt gekennzeichnet werden, wünscht Berlakovich. "Wer in Österreich ein Striezel kauft, sieht dann, woher die Eier kommen."

Betroffen sind laut Dalli mehr als 51 Millionen Hennen, die im Schnitt je ein Ei pro Tag legen. Vor allem Italien, Polen, Portugal und Spanien sind noch weit von der tierfreundlicheren Haltung entfernt. Österreich setzt die EU-Regeln dagegen seit 2009 um. Nun stehe einerseits die Glaubwürdigkeit der EU beim Tierschutz auf dem Spiel, meinte Berlakovich. Andererseits gebe es einen Wettbewerbsnachteil für die korrekt produzierten heimischen Eier. Rund 100 Millionen Euro hätten Österreichs Geflügelbauern in die Umstellung investiert.

Konkret untersagt sind ab 2012 herkömmliche Käfige mit einem Platzangebot von bloß 550 cm2 pro Henne. Künftig müssen 750 cm2 pro Tier zur Verfügung stehen, wo es ein Legenest, Einstreu zum Scharren und eine Sitzstange gibt. In Österreich kommen laut AMA gut 65 Prozent der Eier aus Bodenhaltung. Der Rest der 2010 rund 1,55 Milliarden produzierten Eier kam von Freiland- und Biohühnern.

Kontrollen zur Einhaltung der neuen EU-Regeln sollen neben der EU-Kommission auch die heimischen Lebensmittelbehörden vornehmen. Die sollen verhindern, dass günstigere ausländische Käfigeier in der Gastronomie oder der Nahrungsmittelindustrie verarbeitet werden.