Prag. Tausende Menschen haben am Mittwoch in Prag Abschied vom verstorbenen früheren tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel genommen. Ein Trauerzug bewegte sich durch das Zentrum der tschechischen Hauptstadt hinter dem Sarg, der zunächst in einem Bestattungswagen und dann auf einer historischen Artillerielafette gefahren wurde. Am Freitag zu Mittag wird das Staatsbegräbnis im Veitsdom auf der Prager Burg stattfinden, zu dem zahlreiche ausländische Spitzenpolitiker, unter ihnen Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer, erwartet werden.

Der schwarze Mercedes fuhr über die Karlsbrücke auf die Kleinseite in Richtung der Prager Burg. Für den militärischen Teil des Trauerzugs wurde der Sarg auf die Artillerielafette umgeladen, auf der 1937 der Sarg mit dem Leichnam des Gründers der Tschechoslowakei und ersten Staatspräsidenten Tomas Garrigue Masaryk durch Prag gefahren worden war. Havel hatte sich mit Masaryks Ideen oft identifiziert.

In der ersten Reihe des Trauerzugs gingen Havels Witwe Dagmar Havlova und Familienangehörige. Die Polizei bezifferte die Zahl der Teilnehmer mit mehr als 10.000. An einigen Orten applaudierten die Leute spontan, als der Sarg vorbeifuhr.

Staatspräsident Vaclav Klaus würdigte Havel in einer Trauerrede als "Symbol des Kampfes für die Freiheit und Demokratie". Niemand habe sich mehr um das internationale Prestige und die Autorität der Tschechischen Republik verdient gemacht als Havel, betonte er.

Auch die Kulturszene trauert um Havel, der vor seiner politischen Karriere Schriftsteller und Dramatiker war. Das schwarz beflaggte Nationaltheater beginnt alle seine Vorstellungen während der dreitägigen Staatstrauer mit einer Schweigeminute. Eine solche hielt am Mittwoch auch das Parlament der Slowakei ab. Dort ist der Freitag Tag der Staatstrauer für den letzten tschechoslowakischen Präsidenten.