Minsk. (leg) Das mit einer schweren Wirtschaftskrise kämpfende Weißrussland gerät in immer stärkere Abhängigkeit vom russischen Bruder: Nachdem Moskaus Einfluss sich bereits über das weißrussische Gasnetz und einen großen Teil des Bankensektors in Minsk erstreckt, hat Präsident Alexander Lukaschenko den Kreml nun auch noch um Geld für die weißrussische Armee gebeten, um seine Soldaten bezahlen zu können. Beide Länder teilten "gemeinsame militärische Ziele". Russen und Weißrussen halten immer wieder gemeinsame Manöver ab, Russland hat Verteidigungsstellungen in Weißrussland stationiert.

Die 65.000 Mann starken Streitkräfte Weißrusslands sind chronisch in Finanznöten. Laut einem Bericht des "Spiegel" verdienen Offiziere im Rang eines Leutnants umgerechnet 65 Euro im Monat. Oppositionelle befürchten nun, Moskau könnte nach der Finanzierung auch die Kontrolle über die Armee übernehmen. Minsks Soldaten könnten dann auch in Krisenregionen wie dem Nordkaukasus zum Einsatz kommen. Nach dem traumatischen sowjetischen Afghanistan-Abenteuer war die Nichtteilnahme an gefährlichen Einsätzen wie im Nordkaukasus für viele Weißrussen stets ein gutes Argument für die - lange Zeit keineswegs selbstverständliche - Unabhängigkeit des Landes.

Das autoritär regierte und weitgehend planwirtschaftlich geführte Weißrussland kämpft seit April vorigen Jahres mit einer schweren Wirtschaftskrise. Die Landeswährung Rubel wurde mehrfach abgewertet, viele gut ausgebildete Junge verlassen das Land.