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Traian Basescu: Einmal Matrose, immer Matrose

Von Piotr Dobrowolski

Europaarchiv

Ende Juli stimmen die Rumänen über den Verbleib ihres Präsidenten im Amt ab.


Bukarest. Einmal Matrose, immer Matrose. Diesen Leitspruch hat sich der frühere Öltanker-Kapitän Traian Basescu sehr zu Herzen genommen. Böse Zungen behaupten sogar, dieser Spruch sei das einzig Konstante an der schillernden Figur des 60-Jährigen, der auch im aktuellen Machtkampf mit Premier Victor Ponta gern zu Hochsee-Vergleichen greift: "Ich bin kein Sesselkleber", sagte Basescu, als er ankündigte, sich mit aller Kraft gegen seine drohende Amtsenthebung zu wehren. "Aber ein Kapitän verlässt nie vorzeitig sein Schiff."

Sprüche wie diesen kennen die Rumänen von ihrem Präsidenten zur Genüge: "Ich erreiche immer den angesteuerten Hafen", meinte er zum Beispiel, als Rumänien unter seiner Präsidentschaft 2007 den Beitritt zur EU schaffte. Geht es jedoch um sein zweites großes Anliegen, den Kampf gegen die Korruption, greift der "allmächtige Zeus", wie ihn rumänische Medien wegen seiner Zornausbrüche gern nennen, zu deutlich deftigeren Worten. "Ich werde jeden korrupten Minister eigenhändig erwürgen", kündigte Basescu in seinem ersten Präsidentschaftswahlkampf an.

Rumäniens Anbindung an die EU und der Kampf gegen die Korruption gelten als die zwei großen Erfolge Basescus, der nach vier Jahren als Bürgermeister von Bukarest 2004 zum Staatspräsidenten gewählt wurde, bereits 2007 ein Amtsenthebungsverfahren überstand und 2009 wiedergewählt wurde. Der Weg zu seinen Erfolgen war allerdings verschlungen und mitunter skurril - wie der Präsident selbst, der bei manchen Landsleute gerade durch seine weitgehend sinnentleerten Sprüche Kultstatus erlangt hat. "Der Sommer ist anders als der Winter", erklärte er etwa, als er nach dem Zustand der Straßen in Bukarest befragt wurde.

Eine rumänische Kommentatorin fragte sich bereits kurz nach Basescus Amtseinführung 2004, ob das große Mundwerk des neuen Präsidenten wohl auch mit einem funktionierenden Kopf verbunden sei. Basescu politischer Weg steht seinen Sprüchen um nichts nach: Er wurde von einem Mitglied der KP über die Sozialdemokratie zu einem strengen Nationalliberalen, der auch lobende Worte für den faschistischen General und Kriegsverbrecher Ion Antonescu findet.

Der Unbestechliche?

Auch Basescus Bild als Korruptionsbekämpfer ist nicht völlig frei von Kratzern. Seinen Ruf als der große Unbestechliche in der rumänischen Politik hat er 2007 begründet, als er einen Brief publik machte, in dem der damalige Premier Calin Popescu Tariceanu ihn bat, bei der Staatsanwaltschaft für Dinu Patriciu, den reichsten Mann Rumäniens, zu intervenieren. Basescu tat es nicht.

In den Jahren davor war der Präsident allerdings selbst zumindest zweimal in den Verdacht der Korruption geraten: einmal, als er bei der Privatisierung der rumänischen Handelsflotte möglicherweise einem befreundeten Unternehmen beim Preis extrem entgegenkam, und ein anderes Mal, als er ein Appartement in Bukarest vermutlich gesetzeswidrig kaufte. Auch 2009 gab es einiges an Aufregung, als er seine Tochter Elena, die bis dahin primär als Dancing Queen im Bukarester Nachtleben reüssiert hatte, auf den Sessel einer EU-Parlamentarierin hievte.

Auch mit seiner seemännisch-rassistischen Rüpelhaftigkeit hat sich Basescu einige Feinde gemacht: So existiert zum Beispiel eine Aufnahme, auf der er eine ihm unbequeme Journalistin als "stinkende Zigeunerin" beschimpft. Im autoritär geprägten Rumänien haben ihm Ausfälle dieser Art kaum geschadet, sondern sein Image als harter Macho-Macher gestärkt. Wenn Basescu das für Ende Juli angesetzte Referendum über seine Amtsenthebung verliert, und aktuelle Umfragen deuten darauf hin, dann aus einem anderen Grund. Von den Sparprogrammen der letzten Jahre zermürbt, suchen die Rumänen einen Schuldigen für ihren vielfach sinkenden Lebensstandard. Im Gegensatz zu seinem losen Mundwerk könnte das Basescu zum Verhängnis werden.