Wien. Der Ort der Austragung steht fest, die Moderatoren für die Show ebenso. Sogar das Logo für den diesjährigen Eurovision Songcontest (ESC), der am 23. Mai in der österreichischen Bundeshauptstadt ausgetragen wird, ist bereits gefunden.
Was jetzt noch fehlt, ist die gesangliche Komponente. Diese wird ab sofort in einem mehrstufigen Verfahren gewählt. "Wer singt für Österreich?" (Fr., 20.15 Uhr, ORFeins) heißt es deshalb ab dem morgigen Freitag, der den Startschuss für die insgesamt vierteilige Vorausscheidung bildet. Am Ende soll dann jener Kandidat, jene Kandidatin oder Gruppe feststehen, die in die überaus großen Fußstapfen von Vorjahres-Siegerin Conchita Wurst tritt und für Österreich beim größten Musikevent der Welt singen wird.
Die Suche nach geeigneten Musikern und Musikerinnen dauert bereits mehrere Monate. Eine erste Vorauswahl im Ausmaß von 16 Acts hat es nun in die erste Show geschafft, die schon Anfang Dezember vergangenen Jahres im ORF-Studio aufgezeichnet wurde. In dieser entscheidet eine Fachjury, welche sechs Kandidaten weiterkommen und das Potenzial haben, auf der internationalen Bühne zu bestehen. Moderieren wird die Vorausscheidung Mirjam Weichselbraun.
Von Elektrokoko zur Folkshilfe
Für die restlichen drei Shows (27. Februar, 6. und 13. März) hat man sich aber noch etwas einfallen lassen: Ähnlich der Musikshow "The Voice of Germany" werden die sechs Acts von Musikprofis für den großen Auftritt gecoacht. Dafür stehen ihnen die Musikerin Anna F., Rapper Nazar und die deutsche Band The BossHoss zur Seite. Sie werden gemeinsam mit den Kandidaten an entsprechenden Songs arbeiten und sie fit für Europa machen. In der zweiten und dritten Ausgabe haben sie dann die Chance, um die Gunst der Zuschauer und der Jury zu buhlen. Erst im großen Finale (13. März., 20.15 Uhr, live in ORFeins) wird entschieden, wer der glückliche Gewinner ist. Neben den Coaches gibt es für die sechs Finalisten zusätzliche Unterstützung von international erfolgreichen Songwritern und Produzenten. Julie Frost ist eine von ihnen. Die Golden Globe-Gewinnerin schrieb einst für Lena Meyer-Landrut den ESC-Siegertitel "Satellite". Ebenfalls mit an Bord ist der amerikanische Produzent Jimmy Harry, auf dessen Auftragsliste prominente Namen wie Bruno Mars oder Madonna zu finden sind.
Die Künstler selbst könnten dabei in ihrer Konstellation, Musikrichtung und Aussehen nicht unterschiedlicher sein. Die musikalische Bandbreite reicht von Pop über Elektro und Alternative bis hin zu Chansons. Unter anderem gibt es in der ersten Show Darbietungen von der 23-jährigen Wienern Celina Ann, die mit ihrer Version von Aretha Franklins "I Never Loved a Man" überzeugen will. Ebenfalls zu sehen ist die Oberösterreichische Band "Folkshilfe", die ihren Musikstil als "Popmusik mit einer anderen Besetzung" beschreibt und mit dem Song "Seit a poa Tog" antritt. Am exzentrischsten wird es wohl bei "Johann Sebastian Bass", der mit dem Lied "Heart of Stone" im eigens kreierten "Elektrokoko"-Stil sowie passenden Rokoko-Perücken seinen Auftritt bestreiten will. Ebenfalls im Pool der 16 Acts: Die Bands "Kommando Elefant" und "The Makemakes", die es bislang immerhin in der heimischen Szene zu ein wenig Bekanntheit gebracht haben.
Anders als in den Vorjahren ist das Auswahlverfahren heuer also durchaus aufwendig. Man will sicherstellen, dass das Niveau hoch und die musikalische Qualität eines ESC würdig ist. Zumal dieser auf heimischem Boden ausgetragen wird. Die Vorauswahl überließ man deshalb einer versierten Jury. Die Stimme des Publikums zählt erst in der letzten Show. Und auch dann nur zu 50 Prozent.
Ein Blick auf die Entscheidungen der letzten Jahre macht die vergleichsweise gering gewichtete Meinung der Zuschauer auch durchaus nachvollziehbar. Zur Erinnerung: Conchita Wurst wurde im vergangenen Jahr nicht vom Publikum gewählt, sie wurde diesem schlicht als Kandidatin präsentiert. Zwei Jahre zuvor verlor sie noch in der Vorentscheidung gegen das Hip-Hop-Duo "Trackshittaz", die samt ihrem Popogewackel von den Zuschauern bevorzugt wurden. Mit bekanntlich desaströsen Folgen.