Barcelona. Malerisch erhebt sich die "ViennaSphere" zwischen den Königspalmen der Hafenpromenade Barcelonas in den spanischen Nachthimmel. Ein traumhafter Platz, die internationale Werbetour für den vom 19. bis 23. Mai in Wien stattfindenden 60. Eurovision Song Contest zu starten. Keine zehn Meter entfernt wippen kleine Segelboote im Port Vell, im alten Hafen, der katalanischen Mittelmeermetropole. Aus den belebten Tapa-Bars der nahen Altstadt hallen gelegentlich Schreie der Fußballfans herüber, die gerade die Champions League Begegnung zwischen dem FC Barcelona und Manchester City verfolgen.
Doch plötzlich durchbrechen die Takte eines Wiener Walzers die mediterrane Abendstimmung. Packende Real-Bilder, die auf die Innenwände der aufblasbaren Plastikkugel mit einem Durchmesser von 22 Metern projiziert werden, katapultieren die 150 geladenen Gäste auf einen Schlag mitten in ein Wiener Kaffeehaus. Auf den bewegten 360-Grad-Filmaufnahmen rutschen wir über die Tasten eines Klaviers in den Eingangsbereich der Wiener Staatsoper, um uns plötzlich im Glockenturm des Stephansdoms wiederzufinden.
Die realen Bilder vermitteln im Inneren der Kugel das Gefühl, plötzlich mitten auf der Tanzfläche des Wiener Opernballs zu tanzen, obwohl man vor einer Sekunde noch durch die Hauptbibliothek der Wiener Universität schritt. Beeindruckende Bilder mit nicht weniger beeindruckenden Szenenwechseln. Wir schleichen bei Nacht durchs Naturhistorische Museum. Einen Anblick später fahren wir vor Schreck zusammen, weil die Kamera uns das Gefühl gibt, von Pferdehufen in der Spanischen Hofreitschule zerdrückt zu werden.
Nun scheinen wir durch Museen, Stadtpaläste und durch die Ringstraße zu fliegen. Die Bilder gehen jedoch immer mehr in eine virtuelle 3D-Landschaft über. Wien wird nach und nach zu einer künstlichen Digitalwelt, der wir uns gen Himmel entfernen, und die Stadt von oben wie eine Kugel wahrnehmen, die zum Symbol des Eurovision Song Contest wird. Die ersten Akkorde von "Rise like a Phoenix" ertönen. Es wird unruhig in der "ViennaSphere" und dann ist sie endlich da. In einem knallroten Kleid betritt Conchita Wurst die sich drehende Bühne in der Mitte der Kugel und singt live ihren Song, mit dem sie im vergangenen Jahr Eurovision gewinnen konnte.
Jubel, Blitzgewitter. Auch in Spanien ist Conchita ein Star. "Ich glaube, Conchita Wurst ist sich gar nicht bewusst, was sie für das Österreich-Bild in Spanien geleistet hat. Die Spanier kennen Österreich sehr gut, lieben österreichische Kultur, aber durch Conchita lernen sie eine für viele vollkommen neue Facette Österreichs und Wiens kennen", versichert der österreichische Spanien-Botschafter Peter Huber. Der Auftritt Conchitas war im vergangenen Jahr sogar das erste Gesprächsthema bei seinem Antrittsbesuch bei der damaligen spanischen Königin Sofía, verrät Huber.
Wien, Stadt mit Horizont
"Ich durfte seit meinem ESC-Sieg viel herumreisen, habe viele Länder und Städte gesehen. Barcelona hier ist eine Traumstadt, aber in Wien, dort ist mein Herz. Wien ist unfassbar vielfältig, geschichtsträchtig und bietet viele Möglichkeiten, seinen Horizont zu erweitern." Sie sei bereits "wahnsinnig aufgeregt" auf den im Mai in Wien stattfindenden Song Contest, bei dem sie als Ko-Moderatorin mit Mirjam Weichselbraun, Alice Tumler und Arabella Kiesbauer eine "humoristische Show" hinlegen will. Was sie jedoch am meisten an der Austragung des ESC freut, sei die Motivation, die in der ganzen Stadt und in ganz Österreich zu spüren sei, dieses Event auszurichten und sich von seiner besten Seite zeigen zu wollen. "Alle sind unheimlich in Bewegung, motiviert und freuen sich ausnahmslos. So habe ich Österreich vorher noch nie gesehen", versichert Conchita. Auch Arabella Kiesbauer, die in Barcelona das Event auf Spanisch moderierte, verspricht ein "großes Spektakel" in Wien. "Wir wollen die Eurovision zu einem Mega-Ereignis machen". Die Stadt habe es verdient, sich auch selber zu feiern, meint Kiesbauer und schnappt sich ein Glas Wiener Wein.
Zum Essen werden aber köstliche spanische Tapas gereicht - ganz nach dem ESC-Motto "Building Bridges". Drei Tage noch ist die "ViennaSphere" in Barcelona. Dann geht es weiter nach Paris, London, Mailand und Berlin.