Wien. (ski) Der 60. Eurovision Song Contest ist Geschichte. Mit Mans Zelmerlöw ging Schweden zum sechsten Mal als Sieger hervor und fühlt sich, wie Ex-Außenminister Carl Bildt es formulierte, als "Supermacht in Sachen Musik". Politisch war vielen dieses Ergebnis lieber als ein Erfolg der Russin Polina Gagarina, die einige Zeit führte. Die Weltoffenheit und Toleranz hervorhebende Veranstaltung ESC kann man sich derzeit nicht gut in Moskau vorstellen.
In Anspielung auf den Siegertitel "Heroes" nahm die österreichische Gruppe The Makemakes ihr Null-Punkt-Ergebnis auf Facebook mit Humor: "We are the Zeroes of our time." Wäre es aber rein nach den internationalen Jurys und nicht nach der Kombination mit den Zuschauerstimmen gegangen, hätte das Trio aus dem Salzkammergut einen guten Platz 13 erreicht. Das zeigen die veröffentlichten Detailergebnisse. So landeten die Makemakes mit "I Am Yours" bei den 39 Länderjurys mit 40 Punkten etwa deutlich vor ihrer Null-Punkte-Kollegin Ann Sophie aus Deutschland.
Der Künstler Tex Rubinowitz reagierte flott und brachte schon am Sonntag frische Porträts von Ann Sophie und den Makemakes in das Wiener Leopold Museum, um seine Schau "The Nul-Pointers" zu aktualisieren.
Wohlwollend kommentierte die internationale Presse. Die drei Moderatorinnen Arabella Kiesbauer, Mirjam Weichselbraun und Alice Tumler ernteten im britischen "Guardian" das Prädikat "lustig hinreißend". Das Online-Portal des britischen "Telegraph" erwähnte Tumlers Einschreiten, als der russische Beitrag mit Buhrufen aus dem Publikum bedacht wurde. In der "Neuen Zürcher Zeitung" fand der ESC-Experte Irving Wolther den Bewerb heuer "politischer denn je": "Nach Conchita Wursts flammendem Appell für Toleranz und Gleichbehandlung aller Lebensentwürfe entdecken immer mehr Künstler den Eurovision Song Contest als wirkungsvolle Plattform, um ihre sozialpolitischen Anliegen in eine satte Gesellschaft zu tragen."
ORF-Finanzdirektor Richard Grasl freut sich, dass das 15-Millionen-Budget der Veranstaltung unterschritten wird. Mit 1,9 Millionen Zusehern beim Finale erreichte der ORF eine Rekordseherbeteiligung für diese Veranstaltung. Insgesamt erreichten die ESC-Sendungen des ORF in der vergangenen Woche 5,869 Millionen Menschen (weitester Seherkreis).
Rekord auch im Social-Media-Bereich: Es gab sechs Millionen Tweets (laut offiziellem Eurovision-Twitter-Account), um eine Million mehr als beim Finale 2014. Am meisten erwähnt: Schweden, Spanien und Russland.