TOPS:
Italien: Dank Trainer Cesare Prandelli war Italien die positive Überraschung der EURO 2012. Trotz all des Theaters wegen des Wettskandals im Vorfeld überzeugte die "Squadra" mit erfrischendem Angriffsfußball und zog verdient ins Finale ein. Das berühmt-berüchtigte Catenaccio praktizierte diesmal England, das im Viertelfinale im Elferschießen gegen die Italiener ausschied.
Fairness: Nur eine Rote Karte und zwei Gelb-Rote Karten bis zum Endspiel unterstreichen den Gesamteindruck einer bisher sehr fairen EM. Brutale Fouls waren selten, auch Ellbogenchecks, übertriebene Theatralik, Schwalben oder ausuferndes Zeitschinden sind größtenteils ausgeblieben. In den K.o.-Spielen bis zum Finale wurde nicht ein einziges Mal von den Referees Rot gezückt.
Altstars: Mittelfeldregisseur Andrea Pirlo (33 Jahre) und Tormann-Legende Gianluigi Buffon (34 Jahre) hatten maßgeblichen Anteil an Italiens Finaleinzug. Auch Barcelona-Superstar Xavi bewies, dass er mit 32 Jahren als "Passzentrale" im Mittelfeld beim amtierenden Welt- und Europameister Spanien weiterhin unverzichtbar ist. Und Ukraine-Torjäger Andrij Schewtschenko unterstrich als 35-Jähriger seine Klasse mit einem Doppelpack beim 2:1-Auftaktsieg des EM-Co-Gastgebers gegen Schweden. Es war sein letzter großer Auftritt, da er seine Karriere nach einem Abschiedsspiel beenden wird.
Irische Fans: Die irische Fußball-Nationalmannschaft musste nach der Gruppenphase die Heimreise antreten. Der Stimmung der irischen Fans tat dies aber keinen Abbruch. Selbst beim Stand von 0:4 gegen einen völlig überlegenen Europameister Spanien feierten die 20.000 Anhänger im Stadion ihr Team, genauso wie nach der abschließenden 0:2-Niederlage gegen Italien.
Ausgeglichenes Turnier: Kein Team konnte bereits vorzeitig das Viertelfinal-Ticket buchen, in allen Gruppen fiel erst am letzten Spieltag die Entscheidung über den Aufstieg. Auch die zwei großen Turnierfavoriten Spanien und Deutschland (im Halbfinale out) sowie Geheimfavorit Frankreich (im Viertelfinale out) mussten bis zuletzt, teils mehr, teils weniger, um das Weiterkommen zittern. Die K.o.-Spiele verliefen dann ebenso überaus spannend.
Organisation: Trotz der Kritik im Vorfeld und der großen Sorgen vor der ersten Fußball-EM im ehemaligen Ostblock zog die UEFA zurecht ein positives Fazit. "Es noch besser zu machen wäre Perfektion", betonte Verbandspräsident Michel Platini bereits nach der Gruppenphase. Der Franzose lobte Polen und die Ukraine für ihre Anstrengungen der vergangenen Monate. "Hier wird etwas von der EM zurückbleiben", sagte der UEFA-Boss.
FLOPS:
Torrichter: Beim abschließenden Gruppenspiel der Ukraine gegen England wurde beim Stand von 1:0 für die "Three Lions" ein korrektes Tor von Marko Devic nicht gegeben. Auch im Spiel Spanien - Kroatien reagierte der Torrichter nicht, als vor seinen Augen Sergio Ramos im Strafraum ein klares Elfer-Foul an Mario Mandzukic begangen hatte. Die von der UEFA forcierten Torrichter dürften aber ohnehin bald der Vergangenheit angehören, da die FIFA wohl bereits Anfang Juli die Einführung einer Torlinien-Technologie beschließen wird.
Niederlande: Dass eine Ansammlung von Stars noch keine Mannschaft macht, bewiesen die Niederländer eindrucksvoll. Trotz Spielern wie Wesley Sneijder, Arjen Robben, Robin van Persie oder Klaas-Jan Huntelaar schied der Vize-Weltmeister erstmals seit 32 Jahren schon in der Gruppenphase aus. Und das ohne eine einzigen Punkt.
Frankreich: Zwar wurde mit dem Einzug ins Viertelfinale die Verbandsvorgabe von den Franzosen erfüllt, aber die publik gewordenen Streitereien in der Kabine nach dem 0:2 im abschließenden Gruppenspiel gegen Schweden erinnerten frappant an den Skandal bei der WM 2010 in Südafrika. Und nach dem Viertelfinal-Aus gegen Titelverteidiger Spanien sorgte auch noch Samir Nasri mit seiner primitiven Beleidigung gegen einen Journalisten für einen skandalösen Abgang der "Grande Nation" von der EURO-Bühne.
Irland: Österreichs WM-Quali-Gegner zählte im Gegensatz zu den Niederländern zwar nicht zu den Favoriten, scheiterte aber mit null Punkten und nur einem geschossenen Tor ebenso kläglich. Vor allem beim 0:4 gegen Titelverteidiger Spanien waren die Iren hilflos und mit dem Ergebnis noch sehr gut bedient. Allerdings erwischte das Team von Star-Trainer Giovanni Trapattoni auch die schwerste Gruppe mit den beiden späteren Finalisten, die von den Kroaten voll gefordert wurden.
EM-Gastgeber-Teams: Wie vor vier Jahren in Österreich und der Schweiz waren die Teams der Co-Gastgeber Polen und Ukraine im Viertelfinale nur noch Zuschauer. Die Ukrainer blieben jedoch in einer sehr schweren Gruppe mit den Ex-Weltmeistern England und Frankreich sowie Schweden als Gruppendritter auf der Strecke. Die Polen scheiterten dagegen als Letzter im vermeintlich leichtesten Pool A mit Tschechien, Griechenland und Russland und müssen weiter auf ihren ersten EM-Sieg warten.
UEFA: Die Europäische Fußball-Union (UEFA) musste sich bis zum Finale gleich zweimal Vorwürfe wegen der Manipulation von TV-Bildern während der EURO gefallen lassen. So wurden bei zwei Spielen der Deutschen Szenen eingeblendet, die nicht live, sondern eingespielt waren. ARD und ZDF legten beim europäischen Dachverband Beschwerde ein und forderten gleichzeitig, dass nicht live gesendete Bilder kenntlich gemacht werden müssten. (apa)