Prag. (man) Als gäbe es kaum etwas Normaleres in der Fußballwelt. Zurückhaltend und nüchtern haben die tschechischen Medien die Qualifikation der Fußball-Nationalmannschaft für die EM 2012 in Polen und der Ukraine kommentiert. Nach dem 2:0-Heimsieg gelang der Aufstieg mit einem 1:0 in Montenegro souverän, auch wenn Tschechien einen montenegrinischen Sturmlauf abwehren musste.

Sicher, im Play-off war Tschechien klarer Favorit, doch die Zeiten, in denen die tschechische Teilnahme an Endrundenturnieren Naturgesetz war, sind vorbei, so es sie jemals gegeben hat. Zuletzt scheiterte das Team in der Qualifikation zur WM 2010 an der Slowakei und Slowenien, beides keine Fußballgrößen. Auch die vergangene Gruppenphase wurde bei Weitem nicht so souverän absolviert wie es gegen Montenegro der Fall war. Erst am letzten Spieltag fixierte die Mannschaft von Teamchef Michal Bilek Platz zwei hinter Spanien. Die Konkurrenz war mit Schottland, Litauen und Liechtenstein nicht gerade umwerfend.

Da war man in der vergangenen Dekade von den Tschechen anderes gewohnt. In der Qualifikation für die EM 2008 gewann die Mannschaft vor Deutschland, regelmäßig zählte Tschechien zu den Geheimfavoriten bei großen Turnieren. Der größte Erfolg der Generation um Pavel Nedved, Karel Poborsky und Jan Koller war der Halbfinaleinzug 2004, als man am Überraschungseuropameister Griechenland scheiterte.

Jene, die damals als große Talente galten, sind heute die Routiniers. Und konnten die in sie gesetzten Erwartungen nicht gänzlich erfüllen. Lediglich Petr Čech und Tomáš Rosicky spielen in der englischen Premier League bei internationalen Spitzenvereinen. Rosicky schaffte es bei Arsenal auch aufgrund zahlreicher Verletzungen aber nie zum Führungsspieler. Milan Baroš spielt mittlerweile bei Galatasaray Istanbul und ist in der Nationalmannschaft nur mehr Ersatzspieler. Bei der EM 2004 war er mit 22 Jahren noch Torschützenkönig.

Den Kern des Teams bilden Legionäre, die, ähnlich wie beim österreichischen Team, bei mittelgroßen Vereinen spielen. Außergewöhnliche, junge Hoffnungsträger sind nicht in Sicht, auch wenn im heurigen Sommer die U21 das EM-Halbfinale erreichte und die U19 im EM-Endspiel stand. Ein Generationswechsel wird auch nötig sein, denn für die Routiniers um Rosicky wird es in Polen und der Ukraine die letzte EM.