Wien. Im ersten Halbjahr 2013 haben nach Hochrechnung des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV) pro Woche 112 Firmen Insolvenz angemeldet. Von den insgesamt 8.190 Privat- und Unternehmensinsolvenzen entfielen 2.905 auf Firmen. Im ersten Halbjahr 2012 hatte es insgesamt 8.593 Insolvenzen gegeben, wovon 3.137 Fälle Betriebe betrafen - damals traf es 120 Firmen pro Woche. Somit gab es im Vorjahresvergleich zwar einen Insolvenz-Rückgang bei Firmen und Privaten, "mit Schrecken ist aber ein Anstieg bei gefährdeten Arbeitsplätzen und den Passiva zu registrieren", so der AKV. Für das zweite Halbjahr gibt es "schlimme Befürchtungen". Bei den Privatinsolvenzen ist im Unterschied zu Firmeninsolvenz in fast allen Bereichen ein Rückgang feststellbar.

Auswirkungen der negativen wirtschaftlichen Entwicklung - Wirtschaftsforscher haben die Wachstumsprognosen heuer nach unten revidiert - seien bis vor kurzem am Insolvenzsektor noch "nicht merklich spürbar" gewesen. Aber: "Mit den beiden Insolvenzen Alpine Bau GmbH und MPS Personal Service GmbH ist eine Trendumkehr zu befürchten", alarmiert der Gläubigerschutzverband. "In den ersten fünf Monaten heuer gab es eine Entspannung, der Juni zeichnete dann ein ganz anderes Bild", so AKV-Experte Franz Blantz. Vermehrt würden im Vergleich zum Vorjahr mittlere und größere Betriebe in Schwierigkeit geraten.

Schlimme Befürchtungen für zweites Halbjahr 2013

Die derzeit rückläufigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ließen zudem für das zweite Halbjahr 2013 "schlimme Befürchtungen" aufkommen. "Man kann nur hoffen, dass die Alpine und die MPS nicht als Vorboten ansteigender Insolvenzen zu betrachten sind", heißt es vom AKV.

Der Fachmann erklärte, dass die Bau-Branche heuer im ersten Halbjahr mit 537 Pleiten den Handel mit 532 Insolvenzen "wieder zurücküberholt". Die drittmeisten Insolvenzen sind in der Gastronomie (372) zu verzeichnen.

Durch die Alpine-Insolvenz - mit Verbindlichkeiten in Höhe von 2,56 Milliarden Euro die größte Insolvenz in der Geschichte der Zweiten Republik - explodierte der Stand der Gesamtpassiva im Jahresvergleich von 1,81 Milliarden Euro auf 3,78 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2013. Er liegt damit heuer zum Halbjahr über dem Stand im Gesamtjahr 2012 mit Passiva in Höhe von 3,25 Milliarden Euro. In den Alpine-Verbindlichkeiten sind aber Eventualverbindlichkeiten in Höhe von 850 Millionen Euro enthalten.

16.658 Jobs gefährdet
Durch die Insolvenzen im ersten Halbjahr sind bisher 16.658 Jobs gefährdet - fast so viele wie im Gesamtjahr 2012 mit 19.686 gefährdeten Jobs (1. Hj. 2012: 9.326). Auch hier hat die Alpine Bau den größten Anteil an gefährdeten Arbeitsplätzen zugeliefert - 6.483 an der Zahl, die nun aber noch einen Monat vor der Kündigung geschützt sind. Man könne davon ausgehen, dass der Bau erster bleibt - "aufgrund der zu befürchtenden Folgeninsolvenzen bei der Alpine Bau". Die zweitgrößte Zahl gefährdeter Jobs kommt von der Insolvenz der MPS Personal Service GmbH in der Steiermark mit 796 Dienstnehmern.

Bei diesen beiden Groß-Insolvenzen hoffe man noch darauf, "so viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten zu können - während dieses Vorhaben bei der drittplatzierten Niedermeyer GmbH scheiterte und 787 Arbeitnehmer ihre Beschäftigung verloren haben".