Und jetzt geht es schnell. Noch vor zwei Jahren wusste kaum jemand, was digitale Assistenten überhaupt sind. Im Advent 2017 waren sie ausverkauft. "Eigentlich wollte ich meinem Mann ,Alexa‘ schenken, damit sie ihm sagt, dass er seine Sachen aufräumen soll", erzählt Vera mit einem scherzhaften Lachen: "Aber vor Weihnachten hieß es im Internet, sie könne nicht mehr geliefert werden." Amazon Echo, ein Audio-Gerät mit einem Lautsprecher und sieben Mikrofonen, dessen digitale Assistentin Alexa jeden Befehl ausführt, ist offenbar so populär, dass man in heimischen Wohnzimmern sogar darauf wartet.

Dietmar Hollenstein
Dietmar Hollenstein

Amazon Echo und Konkurrent Google Assistant sind ein Traum für all jene, die sich etwas Müßiggang wünschen. Wer eines der beiden Geräte besitzt, muss nichts mehr selbst organisieren. Sie bestellen auf Kommando Essen im Supermarkt, buchen Flüge, Zugfahrten und Taxis, recherchieren Wegstrecken, Kinoprogramme und die Öffnungszeiten von Museen. Sie steuern Licht und Haustechnik, sagen dem Rasenmäher, wann er sich einschalten soll, erledigen Routine-Telefonate, machen Listen und teilen ihren Eigentümern mit, was sie zu erledigen haben. Um keinen Befehl zu verpassen, müssen sie allerdings stets offene Ohren haben. Daher hören die Geräte alles mit. Familienstreits, private Gespräche, Liebeserklärungen, Selbstgespräche. Man holt sich die Wanze selber ins Haus.

Die Ökosysteme der Internet-Giganten

Die Verkaufszahlen für heuer hat Amazon noch nicht bekanntgegeben. Das Ziel waren jedoch zehn Millionen verkaufte Geräte. "Sprachsteuerung wird zu Hause allgegenwärtig sein", hatte der Amazon-Manager David Limp Mitte 2017 angekündigt. Caroline Grazé, Plattform-Chefin eines deutschen Internet-Dienstleisters, merkt bereits eine hohe Last durch Amazon Echo auf den Servern ihres Unternehmens. Sie geht von einer halben Million Echos aus, die allein in den bundesdeutschen Haushalten stehen. Damit gäbe es in Deutschland so viele der Geräte, wie das Bundesland Kärnten Einwohner hat.

Da immer mehr Hersteller auf den Zug Sprachsteuerung aufspringen, bietet Amazon schon ein halbes Dutzend smarte Lautsprecher an, um den Marktvorsprung auszubauen. Dem Internet-Riesen geht es weniger um Verkaufszahlen als darum, Alexa als das Betriebssystem des vernetzten Eigenheims zu etablieren. Wer einmal einen Echo und die dazu passende Hardware gekauft hat, wird so schnell nicht zu anderen Anbietern wechseln, ist das Kalkül. "Je mehr Geräte Alexa unterstützen, desto weitreichender ist Amazons Ökosystem, das Käufern dann noch mit Angeboten wie Amazon Prime, Musik- und Videostreaming schmackhaft gemacht wird", schreibt die "Zeit".