Katowice. Auch einen Tag vor dem offiziellen Ende der UN-Klimakonferenz sind die Verhandlungen in Katowice in einer schwierigen Phase. Derzeit werde stark über das Thema Finanzierung und Erhöhung der Ambition verhandelt, hieß es am Donnerstag von Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000. Schwierigkeiten gibt es auch beim offiziellen Hauptziel, dem Regelwerk für das Pariser Abkommen.

Bei diesem "Rulebook" schienen zumindest gegen Mittag noch einige Fragen offen, wie es aus informierten Kreisen hieß. So schien ungeklärt, ob das Regelwerk 2023 oder erst 2024 implementiert werden soll, ebenso die Frage, in welcher Frequenz die einzelnen Nationen über ihre Klimabemühungen Bericht erstatten sollen, nämlich alle zwei oder alle vier Jahre - und zudem ging es auch um das Thema der Überprüfbarkeit der Angaben. Wie angespannt die Lage ist, zeigte auch, dass UN-Generalsekretär Antonio Guterres außerplanmäßig zu der Konferenz gekommen ist.

Reale Konsequenzen vermisst

Karsten Sach, der im deutschen Umweltministerium für Klimaschutz zuständig ist, stellte fest, es sei ein "ganz entscheidender Moment" wie der erste vollständige Text der Verhandlungsergebnisse aufgenommen werde: "Ob der abgeschossen wird oder nur hier und da angeschossen wird, was auf jeden Fall passieren wird". Ob dieser Text am Nachmittag auch tatsächlich vorliegen wird, war aber ebenfalls noch offen.

Climate Risk Index for 2017 (Der Climate Risk Index, der für das Jahr 2017 im Rahmen der Weltklimakonferenz vorgestellt wurde, erfasst Schäden und Todesfälle, die durch Extremwetter verursacht wurden.)

Auch wenn der Fokus auf dem "Rulebook" liegt, Adam Pawloff, Klimaexperte bei Greenpeace, vermisste auf der COP24, dass reale Konsequenzen aus dem jüngsten Report des Weltklimarats IPCC gezogen werden. Der Bericht sei "eindringliche Warnung und gleichzeitig Hoffnung", so Pawloff unter Hinweis auf dessen Hauptaussage, dass bereits jetzt etwas unternommen werden müsse, um die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zu halten. "Die Bereitschaft für entschlossenes Handeln herrscht nur bei den Staaten, die jetzt schon stark vom Klimawandel betroffen sind," sagte der Sprecher der NGO.

Entscheidende Streitpunkte weiter ungelöst 

Wegen zu geringer Fortschritte bei den Klimaverhandlungen in Kattowitz hat UN-Generalsekretär Antonio Guterres einen eindringlichen Appell an die internationale Gemeinschaft gerichtet. Für die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz sei der "Moment der Wahrheit" gekommen, sagte Guterres am Mittwoch in einer Rede vor dem Plenum in Katowice.

Die "entscheidenden politischen Streitpunkte sind weiter ungelöst", sagte der UN-Generalsekretär. Guterres war außerplanmäßig nach Kattowitz zurückgekehrt, um den Verhandlern in Kattowitz ins Gewissen zu reden. Seit Konferenzbeginn vor eineinhalb Wochen hätten die Verhandler lang und hart gearbeitet und diese Bemühungen seien anerkennenswert, sagte er.

"Aber wir müssen diese Anstrengungen beschleunigen, um einen Konsens zu erzielen, wenn wir den Pariser Verpflichtungen Folge leisten wollen." Die Weltklimakonferenz (COP) sei "die wichtigste COP" seit der Einigung auf ein globales Klimaschutzabkommen Ende 2015 in Paris.

"Nichts haben wir erreicht" 

Der Ex-Präsident des vom Untergang im Pazifik bedrohten Inselstaats Malediven zog indes einer vernichtende Bilanz über alle bisherigen Weltklimakonferenzen. "Nichts haben wir erreicht", sagte Mohamed Nasheed. Der Kohlendioxidausstoß steige und man rede weiterhin, moralische Appelle an die reichen Staaten halte er inzwischen für nutzlos.

Was das Positive betrifft, so äußerte sich Global 2000 zufrieden mit dem Umstand, dass sich die "High Ambition Coalition" für eine deutliche Anhebung der Ambition ausgesprochen hat und dabei fordert, die nationalen Klimapläne in Einklang mit den Klimazielen von Paris zu bringen. Auch Österreich hat am Donnerstag bekanntgegeben, diese Forderungen zu unterstützen. "Dass hier kein ernsthafter Beitrag zum Green Climate Fund oder dem Anpassungsfonds zugesagt wurde", ist für Wahlmüller jedoch wiederum ein unerfreulicher Aspekt.