Soldaten kontrollieren das Regierungsviertel von Bamako. - © Soman - Creative Commons
Soldaten kontrollieren das Regierungsviertel von Bamako. - © Soman - Creative Commons

Im westafrikanischen Mali haben Putschisten nach eigenen Angaben die Macht übernommen und Präsident Amadou Toumani Touré für abgesetzt erklärt. Ein Nationales Komitee zur Wiederherstellung von Demokratie und Staat habe der Herrschaft Tourés ein Ende bereitet, erklärte ein Sprecher der Soldaten am Donnerstag im Staatsfernsehen. Dem bisherigen Präsidenten sei es nicht gelungen, einen Tuareg-Aufstand im Norden des Landes zu beenden.

Die Verfassung sei bis auf weiteres aufgehoben, erklärte der Sprecher des "Nationalkomitees für die Wiederherstellung der Demokratie und des Staates", Leutnant Amadou Konare. Zuvor hatten die Soldaten am Mittwoch die Gebäude des staatlichen Rundfunks und Fernsehens und anschließend den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Bamako gestürmt. Angeblich wurden mehrere Minister festgenommen, unter ihnen Außenminister Soumeylou Boubeye Maiga. Augenzeugen zufolge waren in der Hauptstadt den ganzen Mittwoch über Schüsse zu hören. Am Donnerstag wurde eine Ausgangssperre verhängt.

Auch in der nördlichen Stadt Gao meuterten Militärs. Sie sollen mehrere hochrangige Offiziere als Geiseln genommen haben. Die Aufständischen werfen der Regierung vor, dass sie nicht genug Waffen für den Kampf gegen die Tuareg-Rebellen im Norden zur Verfügung stelle.

Dringlichkeitstreffen der UNO

Toure soll sich nach dem Staatsstreich nach Angaben seiner Anhänger auf einer Militärbasis in der Hauptstadt Bamako befinden. Er sei in Begleitung der Präsidentengarde und gebe von dem Stützpunkt aus die Einsatzbefehle, hieß es am Donnerstag aus regierungstreuen Militärkreisen und dem Umfeld des Präsidenten. Zuvor hatte ein Militärbeamter erklärt, der Präsident und die beiden Minister für Sicherheit und Verteidigung seien an einem sicheren Ort. Medien meldeten, der Präsident habe nach dem Staatsstreich Zuflucht in der US-Botschaft in Bamako gesucht. Das berichtete die Webseite "Malijet".

Der UNO-Sicherheitsrat hat daraufhin zu Ruhe aufgerufen. Mitgliedsstaaten hätten sich "besorgt" über die militärischen Unruhen in dem westafrikanischen Land geäußert, sagte der britische UNO-Botschafter Mark Lyall Grant, der dem wichtigsten Gremium der Vereinten Nationen derzeit vorsitzt, in New York. Die verfassungsmäßige Ordnung in dem Land müsse gewahrt bleiben. Am Donnerstag will sich der UNO-Sicherheitsrat bei einem Dringlichkeitstreffen über die Vorgänge in Mali unterrichten lassen.

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon äußerte sich ebenfalls "zutiefst besorgt" über die Vorgänge in Mali. Er rief nach Angaben eines Sprechers dazu auf, den Konflikt "friedlich und innerhalb des demokratischen Prozesses" auszutragen.